Kommunale Defizite

Städte rutschen noch tiefer in die roten Zahlen

Die deutschen Städte und Gemeinden haben im ersten Halbjahr 2025 ein Finanzierungsdefizit von 19,7 Milliarden Euro verzeichnet. Damit vergrößerte sich das Defizit der Kern- und Extrahaushalte weiter, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.

Die Zeiten, in denen die Kommunen aus dem Vollen schöpfen kontten, sidn längst vorbei. Jetzt heißt es fast überall in Deutschland: Ebbe in der Kasse.

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Die Zeiten, in denen die Kommunen aus dem Vollen schöpfen kontten, sidn längst vorbei. Jetzt heißt es fast überall in Deutschland: Ebbe in der Kasse.

Von Markus BrauerAFP/dpa

Die deutschen Städte und Gemeinden werden finaziell immer klammer. Im ersten Halbjahr 2025 haben die Kämmerer ein Finanzierungsdefizit von 19,7 Milliarden Euro verzeichnet. Damit vergrößerte sich das Defizit der Kern- und Extrahaushalte der Gemeinden und Gemeindeverbände weiter, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch (1. Oktober) in Wiesbaden mitgeteilt hat. 2024 hatte das Defizit im ersten Halbjahr bei 17,5 Milliarden und 2023 bei 7,3 Milliarden gelegen.

Kommunale Kernhaushalte stehen massiv unter Druck

Das Defizit 2025 ist laut Statistikamt vor allem auf die kommunalen Kernhaushalte zurückzuführen:

  • Hier überstiegen die bereinigten Ausgaben die Einnahmen um 19,0 Milliarden Euro. Die Extrahaushalte wiesen im ersten Halbjahr ein Defizit von 0,7 Milliarden Euro auf.
  • Das Defizit wuchs, weil die Einnahmen nicht mit den Ausgaben Schritt hielten: Letztere stiegen im ersten Halbjahr 2025 um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die bereinigten Einnahmen im selben Zeitraum nur um 6,2 Prozent stiegen.
  • Die Personalausgaben stiegen im ersten Halbjahr 2025 um 6,3 Prozent auf 52 Milliarden Euro
  • Die laufenden Sachaufwendungen wuchsen um 5,6 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro an. Die sozialen Leistungen steigerten sich um 6,4 Prozent auf 44,5 Milliarden Euro.
  • Die Sachinvestitionen nahmen um 5,5 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu
  • Zudem erhöhten die Kommunen die Zuschüsse für sogenannte laufende Zwecke an den nicht öffentlichen Bereich um 7,9 Prozent auf 24,1 Milliarden Euro. Dazu zählt etwa die Förderung von Kindertagesstätten und anderer Einrichtungen freier Träger.
  • Die kommunalen Zinsausgaben stiegen um 18,8 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro.
  • Auf der anderen Seite stiegen die Steuereinnahmen der Gemeinden und Gemeindeverbände um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 56,5 Milliarden Euro.
  • Die Gewerbesteuereinnahmen blieben mit 31,4 Milliarden Euro nahezu unverändert.
  • Die Einnahmen aus Verwaltungs- und Benutzungsgebühren stiegen um 8,2 Prozent auf 25,1 Milliarden Euro.

Haushalte vor dem Kollaps

Die Haushalte der Kommunen stehen nach Aussage ihrer Spitzenverbände vor dem Kollaps. „Defizite in nie gekannter Höhe türmen sich auf“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Landkreistages und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. „Die föderale Finanzarchitektur ist völlig aus dem Gleichgewicht geraten“, stellen die Präsidenten Burkhard Jung, Achim Brötel und Ralph Spiegler fest.

Vor allem rasant steigende Sozial- und Personalkosten machen den Kommunen zu schaffen. „Steigerungsraten in diesem Bereich von jährlich 10 Prozent oder sogar darüber hinaus zwingen jeden Haushalt in die Knie“, heißt es in der Erklärung.

Nothaushalte und Sparrunden sind an der Tagesordnung

Die Verbände sprechen von einer „bislang undenkbaren Verschuldungsspirale“. Das Defizit werde schätzungsweise von derzeit 25 Milliarden Euro in den Kernhaushalten im Jahr 2024 in den nächsten Jahren auf 35 Milliarden Euro anwachsen.

„Damit gehen massive Liquiditätsprobleme einher, die Kassenkreditverschuldung wird explodieren und Investitionen in Kommunen und in den Ländern werden abstürzen“, warnen die drei Verbände. Die kommunalen Rücklagen seien vielerorts bereits vollständig aufgezehrt. Zur Realität in Rathäusern und Landratsämtern gehörten Defizite, Nothaushalte und harte Konsolidierungsdiskussionen.

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Erstellt:
1. Oktober 2025, 10:46 Uhr
Aktualisiert:
1. Oktober 2025, 10:58 Uhr

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