Standort für Waldkindergarten steht fest

Die Pläne für einen Waldkindergarten in Großerlach schreiten schnell voran, die Verwaltung hat schon sehr konkrete Vorschläge zum Betrieb.

Die ehemalige Schutzhütte könnte der zukünftige Standort für den Waldkindergarten werden – sofern sie auch alle Anforderungen erfüllen kann. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die ehemalige Schutzhütte könnte der zukünftige Standort für den Waldkindergarten werden – sofern sie auch alle Anforderungen erfüllen kann. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

Großerlach. Überraschend konkret sind die Pläne für einen Waldkindergarten in Großerlach bereits. Erst kurz vor der Sommerpause hat sich der Gemeinderat für eine solche Betreuung ausgesprochen, nun ist schon ein Standort gefunden, die Betriebsaufnahme ist für das zweite Quartal 2022 geplant. Die Verwaltung plant den Waldkindergarten für Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintritt, entweder als Halbtagskindergarten oder mit verlängerten Öffnungszeiten. Für die Betriebserlaubnis müssen verschiedene Punkte von der Gemeinde erfüllt werden. Eine Anforderung ist ein Rückzugsort für die Kinder bei schlechtem Wetter. Häufig sei das nur ein Bauwagen, in Großerlach hat man aber eine nicht mehr genutzte Schutzhütte ins Auge genommen. Diese sowie das Gelände um die Hütte könnte die Gemeinde von der Staatsforstverwaltung pachten. Die Hütte sei im Vergleich zu einem Bauwagen ein „Luxus“, die Forstarbeiter haben schon damit begonnen, das Gelände darum herum herzurichten und abzusichern, so Bürgermeister Christoph Jäger.

„Der Standort ist super, was uns stört, ist die Größe der Hütte“, gibt Klaus Kugler von der Freien Wählervereinigung zu bedenken. Denn die Schutzhütte hat im Innenraum gerade mal eine Fläche von 16 Quadratmetern. Darin soll es noch Platz für einen Ofen und einen Bereich geben, in dem das Betreuungspersonal Dokumente einschließen und Dinge ablegen kann sowie genug Raum, damit die Kinder sich auch bei schlechtem Wetter gut drinnen aufhalten können. Die Größe habe die Verwaltung auf dem Schirm, versichert Jäger. Man müsse noch abklären, wie viel Platz pro Kind gebraucht wird. Die Gemeinde geht mit einer Höchstgruppenstärke von 20 Kindern aus, „wenn es die Größe der Hütte nicht zulässt, werden es vielleicht auch nur 15 Kinder“, sagt Jäger. Zu den räumlichen Voraussetzungen gehört unter anderem auch ein geeignetes Wald- und Wiesenstück. Dieses sei bei dem angedachten Stück im sogenannten Knickenwald sehr gut gegeben. Die ehemalige Schutzhütte liegt am Waldrand, da eine Seite auf ein freies Feld zeigt, komme auch viel Licht an die Hütte.

Klar ist: Der Kindergarten soll dann nicht von ehrenamtlichen Helfern abhängig sein und soll deshalb von der Gemeinde selbst betrieben werden. Nur so sei das Konzept auch nachhaltig. Für die personelle Besetzung schlägt die Verwaltung drei Fachkräfte vor, sodass auch im Urlaubs- oder Krankheitsfall immer zwei feste Betreuer da sind. „Und wir brauchen Personal, das sich auch im Wald und mit der Pädagogik eines Waldkindergartens auskennt“, sagt Jäger. Hier sei die Verwaltung aktuell in Gesprächen mit anderen Gemeinden, die schon länger einen Waldkindergarten betreiben und Erfahrungen gesammelt haben.

„Es ist erfreulich, dass die Pläne schon so weit sind“, sagt Markus Zick von der Unabhängigen Wählerliste Großerlach. Eine wichtige Frage sei aber noch der Zufahrtsweg. Denn der Weg direkt zu der Hütte darf nicht befahren werden. Der Wanderparkplatz liegt etwa 700 Meter entfernt, eine Weggabelung, an der Kinder aussteigen können, sei etwa 400 Meter entfernt. Hier macht sich der Bürgermeister keine Sorgen: „Für gewöhnlich scheuen Eltern von Kindern im Waldkindergarten nicht vor ein paar Metern laufen zurück.“ Wer seinem Kind das nicht zumuten will, sei vielleicht falsch im Waldkindergarten. Bei aller Begeisterung über die schnelle Lösung macht der Bürgermeister nämlich auch deutlich: „Ein Waldkindergarten ist kein Kindergarten im Wald. Das muss allen klar sein“, sagt Jäger. So sei die Schutzhütte tatsächlich nur für Sturm- oder Regentage gedacht, es handle sich nicht um einen Gruppenraum, ein Großteil der Betreuung werde direkt im Wald stattfinden. „Und wenn es kalt wird, dann zieht man sich eben warm an“, sagt der Bürgermeister. Kommt es zum Betrieb des Waldkindergartens, sollen die Kinder aus der Gemeinde Großerlach Vorrang vor auswärtigen Kindern haben. Kinder, die aktuell einen anderen Kindergarten in Großerlach besuchen, sollen wechseln können, solange es genug Plätze gibt.

Für den Waldkindergarten hat sich der Gemeinderat in einer früheren Sitzung deshalb entschieden, weil er im Gegensatz zu baulichen Maßnahmen an den bestehenden Kindergärten relativ schnell umgesetzt werden kann (wir berichteten). Und mittelfristig brauche die Gemeinde unbedingt die zusätzlichen Plätze. So plant die Verwaltung die Betriebsaufnahme für das zweite Quartal 2022 – also zwischen April und Juni.

Es gibt noch viele offene

Fragen zu klären

Wann genau der Kindergarten durchstarten kann, hängt davon ab, wann die Betriebserlaubnis vorliegt. Dafür müssen noch einige Dinge geklärt werden. Zum Beispiel die bisher nicht vorhandenen sanitären Anlagen – hier könne man sich eine Ökotoilette oder ein Sanitärmodul aus Holz vorstellen –, der Essensbereich für die Kinder und die Abstimmungen mit dem geltenden Bau- beziehungsweise Forstrecht. Für viele Dinge, so Hauptamtsleiter Steffen Barth, gebe es aber keine genauen Vorgaben, diese müssten zunächst mit dem Landesjugendamt geklärt werden.

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Erstellt:
27. Oktober 2021, 06:00 Uhr

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