Gesamtmetall-Präsident

Stefan Wolf tritt ab – was sind die Motive?

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sucht einen neuen Präsidenten. Stefan Wolf gibt sein Amt ab – mit Verweis auf die Tarifrunde. Welche Rolle spielen die staatsanwaltlichen Vorwürfe?

Stefan Wolf stellt sein Amt bei den Metallarbeitgebern zur Verfügung.

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Stefan Wolf stellt sein Amt bei den Metallarbeitgebern zur Verfügung.

Von Matthias Schiermeyer

Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf zieht sich von der Spitze des Arbeitgeberdachverbands Gesamtmetall zurück. Am Dienstag hat er das Präsidium darüber informiert, dass er bei der Mitgliederversammlung im Juni 2026 nicht erneut zur Wahl des Präsidenten antreten werde und sein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung stelle. Mit diesem Schritt möchte er kurzfristig den Weg für einen Nachfolger frei machen, heißt es in einer Mitteilung. Dies gelte insbesondere im Hinblick auf die bevorstehenden Verhandlungen zur Tarifrunde 2026, der aufgrund der angespannten gesamtwirtschaftlichen Situation eine besonders hohe Bedeutung zukommen werde.

„Gerade in diesen Zeiten braucht es klare Verantwortlichkeiten“

„Wir erleben eine der schwersten Strukturkrisen der deutschen Metall- und Elektro-Industrie seit Gründung der Bundesrepublik“, stellte Wolf fest. Die Vorbereitungen der Tarifrunde seien im Gange, erste Treffen und Vorgespräche hätten bereits stattgefunden und weitere seien anberaumt. „Gerade in diesen Zeiten braucht es klare Verantwortlichkeiten mit entsprechenden Planungshorizonten – deshalb war es für mich logisch, mein Amt bereits jetzt kurzfristig zur Verfügung zu stellen.”

Wolf, der zuvor acht Jahre Südwestmetall-Vorsitzender war und wichtige Tarifabschlüsse für die Metallindustrie verantwortete, ist seit rund 20 Jahren führend in den Arbeitgeberverbänden tätig – seit fünf Jahren als Präsident von Gesamtmetall.

Unklar blieb zunächst, inwieweit der Rückzug mit den staatsanwaltlichen Vorwürfen gegen Wolf in Zusammenhang steht, eine Haushaltshilfe in Schwarzarbeit beschäftigt zu haben. Fast drei Jahre lang hatte die Staatsanwalt Tübingen gegen den früheren Vorstandssprecher des Dettinger Automobilzulieferers Elring-Klinger ermittelt. Letztlich wurden ihm insgesamt „28 Taten des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt“ vorgeworfen. Im Juli wurde bekannt, dass das Amtsgericht Bad Urach – Wohnort des 64-Jährigen – einen Strafbefehl mit der Konsequenz einer Geldstrafe erlassen hat. Wolf wollte offenbar nicht darauf eingehen und legte Einspruch ein. Seither stand eine Hauptverhandlung im Raum. Vom Amtsgericht war am Dienstag keine Stellungnahme erhältlich; der Staatsanwaltschaft sind „keine Neuigkeiten bekannt“.

Präsidium ist schon auf Nachfolgersuche

Das Präsidium von Gesamtmetall zeigte der Mitteilung zufolge „großen Respekt für die persönliche Entscheidung“ von Wolf. Für die Neubesetzung der Präsidiumsspitze wurde bereits ein Findungsprozess eingeleitet.

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Erstellt:
14. Oktober 2025, 16:56 Uhr

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