Steigender Bedarf an den Sonderschulen im Rems-Murr-Kreis

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren im Kreis steigt kontinuierlich. Zugleich haben die Schulen mit Personalmangel und Raumnot zu kämpfen.

Die Räume der Bodelschwinghschule in Murrhardt reichen im kommenden Schuljahr voraussichtlich nicht mehr aus.Archivfoto: Jörg Fiedler

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Die Räume der Bodelschwinghschule in Murrhardt reichen im kommenden Schuljahr voraussichtlich nicht mehr aus.Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Dass der Beauftragte der Bundesregierung für Menschen mit Behinderung, Jürgen Dusel, sich langfristig für die Abschaffung von Sonderschulen ausgesprochen hat, hat im Rems-Murr-Kreis Verwunderung ausgelöst. „Das stellt die Entwicklungen auf den Kopf“, merkte Landrat Richard Sigel gestern im Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss des Kreistags an. Anlass waren die aktuellen Zahlen, welche Benjamin Wahl dem Gremium vorgelegt hat. Denn in den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) im Kreis steige der Bedarf seit Jahren kontinuierlich an, stellte der Leiter des Amtes für Schulen, Bildung und Kultur heraus.

Waren es 2015 noch 571 Schülerinnen und Schüler in den SBBZ des Kreises, so sind es aktuell 710. In der Bodelschwinghschule in Murrhardt waren es im Schuljahr 2018/19 noch 103 Schülerinnen und Schüler, aktuell sind es 123 und für das kommende Schuljahr werden 140 prognostiziert. Noch stärker ist der Anstieg an der Fröbelschule in Fellbach. Dort wurden 2018/19 noch 118 Schülerinnen und Schüler verzeichnet, im kommenden Schuljahr werden es wohl 190. Und auch in der Fröbelschule in Schorndorf steigen die Zahlen um mehr als zehn Prozent. Für die SBBZ fallen im Kreis hohe Kosten an: Im Durchschnitt berechnet der Kreis pro Person Investitionen von etwa 12500 Euro als Schulträgerausgaben – ohne individuellen Hilfen.

Steigende Zahlen prognostiziert

Und die Prognosen bei den Schülerzahlen gehen noch weiter nach oben. Einen „dramatischen Anstieg“ nannte es Benjamin Wahl. Laut Statistischem Landesamt werde sich dieser auch in den kommenden zehn Jahren fortsetzen. Bis 2031/32 könnte die Schülerzahl um rund acht Prozent über dem Niveau des vergangenen Schuljahres liegen. Die Eltern wünschten sich eine zielgerichtete Förderung ihrer Kinder in den SBBZ, so Wahls Wahrnehmung. Dort habe man aber mit einem erhöhten Fachkräftemangel zu kämpfen. Die personelle Abdeckung liegt in manchen Schulen deutlich unter 100 Prozent. Die Murrhardter Bodelschwinghschule etwa musste auf die zugespitzte Lage reagieren. Rektorin Miriam Kamm hatte die Lage gegenüber den Eltern transparent gemacht und das Gespräch mit dem Schul- und Landratsamt gesucht. Hiernach wurde am Montagnachmittag der Unterricht verkürzt, wodurch die Lehrerstunden neu verteilt werden konnten. Bei jenen Schülern, die an diesem Nachmittag betreut werden müssen, weil ihre Eltern darauf angewiesen sind, hilft das Landratsamt aus.

„Die Dimension dessen hat uns aufgeschreckt“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es künftig ohne die SBBZ funktioniert“, bilanzierte daher auch Landrat Sigel. Zwar habe er den Bundesbeauftragten für Menschen mit Behinderung als sympathischen und verständigen Menschen kennengelernt, dessen Zukunftsvision könne er jedoch nicht teilen. „Die Dimension dessen hat uns aufgeschreckt“, räumte Sigel angesichts der aktuellen Herausforderungen ein.

Und nicht nur die Personalsituation macht der Kreisverwaltung Sorgen. „Unsere räumlichen Kapazitäten sind zum jetzigen Zeitpunkt schon erschöpft“, führte Wahl aus. Besonders an den Schulen mit den Förderschwerpunkten körperlich-motorische sowie geistige Entwicklung herrsche akute Raumnot, hieß es. Die Fröbelschule in Fellbach habe zum aktuellen Schuljahr bereits Ausweichräume anmieten müssen. Für das kommende Schuljahr seien weitere Interimsräume notwendig. Ähnliches gilt für die Bodelschwinghschule in Murrhardt. Hier müsse man ein nachhaltiges Konzept planen, denn auch dort würden im kommenden Schuljahr Ausweichräume gebraucht. In Schorndorf würden die sonderpädagogischen Einrichtungen auf dem Bildungscampus am Rainbrunnen gebündelt.

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Erstellt:
6. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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