Stein auf Stein

Backnanger Kinder und Jugendliche lassen bei den Klötzlestagen ihrer Kreativität mit Holzbausteinen freien Lauf

„Backnang kleckert nicht – Backnang klotzt“, heißt das Motto bei den Backnanger Klötzlestagen. 13000 Holzklötze stehen in einem leer stehenden Ladenlokal in der Innenstadt Schülern zur Verfügung, um sich kreativ zu betätigen. Rund 1000 Kinder bauen mit.

Ein großes Herz soll die Freundschaft der drei Mädchen, die gemeinsam in die 6. Klasse der Mörikeschule gehen, symbolisieren. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Ein großes Herz soll die Freundschaft der drei Mädchen, die gemeinsam in die 6. Klasse der Mörikeschule gehen, symbolisieren. Foto: A. Becher

Von Claudia Ackermann

BACKNANG. Hinter den Schaufenstern des derzeit ungenutzten Ladenlokals gegenüber des Gänsebrunnens tut sich was. In Grüppchen lassen Schüler Bauwerke entstehen. Insgesamt über 40 Schulklassen aus sieben Schulen beteiligen sich an der Aktion.

Initiiert wurden die Backnanger Klötzlestage von Schulsozialarbeiter Michael Bicanic von der Mörikeschule. Der Grundgedanke ist Kreativität zu fördern, den Klassenverband zu stärken und gemeinsam etwas außerhalb des Schulalltags zu erleben. Kommunikationsfähigkeit ist erforderlich. Die Schüler müssen sich miteinander absprechen und auch Toleranz gegenüber den Ideen anderer beweisen. Teamfähigkeit ist gefragt.

Im Jahr 2007 haben die Backnanger Klötzlestage zum ersten Mal stattgefunden. Damals in dem leer stehenden Laden des Bekleidungsgeschäfts Langbein. Eigentlich wollte Michael Bicanic die Aktion alle zwei Jahre veranstalten. Aber so leicht lassen sich nicht geeignete Räumlichkeiten finden. Auf Anfrage erklärte sich in diesem Jahr Jochen Stroh, der Eigentümer des Ladens Am Rathaus 6, bereit, die Räume zur Verfügung zu stellen. Unterstützt wurde die Aktion vom städtischen Wirtschaftsbeauftragten Ralf Binder. Die 13000 Bauklötze werden von der Stadtjugendpflege Ditzingen ausgeliehen. Auf sechs Paletten lieferte sie die Spedition Gläser an und lud sie auf dem Platz beim Gänsebrunnen ab. Schüler erklärten sich bereit, die Holzklötze in Eimern und auf Schubkarren in den Laden zu bringen, dessen Boden zuvor mit Teppichen geschützt wurde. Schüler der Klassen 1 bis 7 nutzten mit ihren Lehrern das Angebot zum Bauen. Auch die Horte der Schulen waren dabei, soziale Gruppen des Vereins Kinder- und Jugendhilfe von Famfutur und eine Erzieherklasse der Anna-Haag-Schule. Mehrere Gruppen täglich konnten bauen und der Fantasie dabei freien Lauf lassen.

So wie die 6. Klasse der Mörikeschule. Drei Freundinnen haben sich entschieden, die Klötze zu einem großen Herz zu formen. „Weil es unsere Freundschaft zeigt“, sagt die zwölfjährige Susanna. „Man muss Kreativität haben“, fügt Antonia hinzu. Und Malin freut sich: „Das sieht voll schön aus.“ Bauklotz für Bauklotz ziehen sie das herzförmige Gebilde in die Höhe. Am Schaufenster bleiben Passanten stehen, die das fröhliche Treiben in den sonst so tristen, leeren Räumlichkeiten interessiert beobachten.

Eine Gruppe wollte eigentlich ein Schloss bauen. „Aber dann wurde es die Mörikeschule“, erklärt Florian. Hamed gefällt es, im Team zu arbeiten. „Jeder hat was gemacht, wir haben nicht gestritten und sind freundlich miteinander umgegangen“, betont der Zwölfjährige. Zusammen mit Ali wenden die Jungs beim Bauen verschiedene Techniken an. Mal waagerecht, mal senkrecht werden die Klötze angeordnet. Die Gruppen vermischen sich. Als die „Mörikeschule“ fertig ist, hilft Florian bei zwei anderen Schülern mit, die einen runden Turm errichten. Er ist schon so hoch, dass Carlos auf der Leiter stehen muss und Emil ihm die Klötze zureicht. Bis an die Decke soll er reichen, was gar nicht so leicht ist, denn mit zunehmender Höhe wird das Bauwerk immer instabiler. „Ich mag es, so was Großes aufzubauen“, sagt Carlos, während Emil neue Klötze mit der Schubkarre holt. „Man hat Spaß mit Freunden.“ Die beiden arbeiten Hand in Hand. Wenn die Werke vollendet sind, werden sie fotografiert. Was dann folgt, ist für die Kinder der größte Spaß. Es tut ihnen nicht leid, die Resultate ihrer Arbeit einzureißen. Mit lautem Getöse bricht der fast deckenhohe Turm zusammen. „Das machen wir mit Genuss“, lacht Carlos. Zweck war doch, gemeinsam etwas aufzubauen. Heute werden die 13000 Klötze wieder abtransportiert.

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Erstellt:
19. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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