Steinwürfe: Mann soll Daimler-Konzern erpresst haben

dpa/lnw Düsseldorf. In Ostwestfalen wirft ein Unbekannter mehrfach schwere Steine von Brücken auf Autos. Nun sind die Ermittler überzeugt: Mit den Anschlägen soll ein 21-Jähriger versucht haben, einen großen Autohersteller zu erpressen.

Ein Blaulicht leuchtet auf dem Dach eines Polizeiwagens. Foto: Friso Gentsch/dpa/Archivbild

Ein Blaulicht leuchtet auf dem Dach eines Polizeiwagens. Foto: Friso Gentsch/dpa/Archivbild

In Ostwestfalen soll ein 21-Jähriger drei Anschläge auf fahrende Autos verübt haben, um den Autobauer Daimler um Geld zu erpressen. Einmal traf er den Ermittlungen zufolge ein Fahrzeug mit einer Betonplatte, zwei weitere Male verfehlten große Steine die Fahrzeuge knapp, wie der Paderborner Oberstaatsanwalt Ralf Meyer am Donnerstag sagte. Anschließend soll der Mann eine sechsstellige Summe von dem Autohersteller Daimler gefordert haben. Der 21-Jährige sollte wegen schwerer räuberischer Erpressung und versuchten Mordes einem Haftrichter vorgeführt werden.

Am 28. April war eine Autofahrerin auf der Autobahn 44 bei Geseke knapp verfehlt worden, als eine Betonplatte das Dach und die Windschutzscheibe ihres Mercedes-Transporters durchschlug und auf der Beifahrerseite landete. Kurz nach der Tat ging ein Erpresserschreiben beim Autokonzern in Stuttgart ein, das auch an die Polizei Dortmund mitversandt wurde. „Er hat sich seiner Sache offenbar sehr sicher gefühlt“, sagte Meyer.

In zwei aufeinanderfolgenden Nächten rund eine Woche später hatte die Polizei einmal auf einer Landstraße bei Salzkotten und auf der A33 bei Hövelhof Steine gefunden - beide Tatorte liegen nur wenige Kilometer vom Wohnort des Verdächtigen entfernt. Es seien allerdings keine Fahrzeuge getroffen und Menschen verletzt worden. Beide Male waren erneut Erpresserschreiben eingegangen. Daimler teilte mit, der Konzern habe umgehend die Ermittlungsbehörden eingeschaltet.

Im NRW-Innenausschuss berichtete Innenminister Herbert Reul von dem Ermittlungserfolg. Die Polizei habe mit mehr als 100 Mitarbeitern mit einer „breiten Palette“ von Maßnahmen wie E-Mail- und Videoauswertung den Verdächtigen ausfindig gemacht und am Mittwochabend festgenommen.

Der Erpresser habe über verschlüsselte Leitungen kommuniziert, sagte Oberstaatsanwalt Meyer. „Er war technisch schon sehr gut. Aber die Polizei war besser.“ Später sei auch mit verdeckten Maßnahmen gegen ihn ermittelt worden, bevor er an seinem Wohnort in Geseke festgenommen wurde. Beim Eintreffen der Beamten habe sich der 21-Jährige Tatverdächtige selbst verletzt, jedoch nicht schwer. Er wurde ambulant behandelt, kam aber dann in Gewahrsam.

Die Ermittlungen - auch zum Motiv und den Hintergründen der Tat - dauerten an. Die Polizei prüfe auch, ob der 21-Jährige für weitere bislang ungeklärte Erpressungstaten in Betracht komme. Der Mann ist laut Staatsanwaltschaft bislang polizeilich nicht aufgefallen. Eine besondere Verbindung zum Stuttgarter Autobauer sei nicht bekannt.

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Erstellt:
14. Mai 2020, 17:22 Uhr

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