Stimmen für die Jugend in Backnang

Paul Harm und Paul Simon sind die neuen Jugendvertreter der Stadt Backnang. Für die nächsten zwei Jahre treten sie gegenüber der Verwaltung und dem Gemeinderat für die Jugendlichen ein. Großes Ziel ist es, den Posten bei der Jugend wieder bekannter zu machen.

Von Kristin Doberer

Backnang. Ein offenes Ohr für Anregungen der Jugend haben, diese an den Gemeinderat herantragen, für die Jugendlichen wichtige Projekte dort verteidigen und auch bei anderen Themen die Stimmung der Jugend in der Stadt abbilden: Dies gehört unter anderem zu den Aufgaben der Jugendvertreter der Stadt Backnang. Für die nächsten zwei Jahre wurden die Posten neu besetzt. Die neuen Jugendvertreter heißen Paul Harm (19) und Paul Simon (17), ihre Stellvertreter sind Rebecca Krauter und Jako Richter. Bereits im November wurden sie in einer Online-Abstimmung von den Jugendlichen der Stadt Backnang und der Umgebung gewählt, um als Jugendvertretung im Jugend- und Sozialausschuss mitzuwirken.

Bei der letzten Wahl haben allerdings nur 237 Jugendliche abgestimmt, das entspricht einer Wahlbeteiligung von nur 3,81 Prozent. Damit ist man gleich bei einem der Ziele, die sich die neuen Jugendvertreter gesetzt haben. „Uns ist es ein großes Anliegen, die Jugendvertreter als Position zu fördern. Viel zu wenige wissen überhaupt von den Jugendvertretern“, sagt Paul Harm. Das sei besonders deshalb sehr schade, da es sich durchaus um ein gutes Instrument handle, um die Bedürfnisse der Jugend an die Stadtverwaltung heranzutragen. Vielen Jugendlichen sei gar nicht bekannt, dass es diesen Posten überhaupt gibt und was er eigentlich macht. „Unser Ziel ist es, dass wir bei der nächsten Wahl einen richtigen Wahlkampf haben und nicht, dass nur die Reihenfolge festgelegt wird“, ergänzt Paul Simon. Denn nicht nur die Zahl der Stimmabgaben war überschaubar, auch haben sich nur vier Personen überhaupt zur Wahl gestellt – die beiden mit den meisten Stimmen wurden gewählt, die anderen beiden Bewerber wurden zu den Stellvertretern. Auch der Stadtjugendring, der die Wahl organisiert, sei grundsätzlich viel zu unbekannt bei denen, die er eigentlich betrifft.

Mehr Präsenz in den sozialen Medien, in den Schulen und bei Veranstaltungen

Um für mehr Bekanntheit zu sorgen, haben die beiden sich auch schon einiges überlegt. Zum einen soll die Präsenz auf Social Media kontinuierlich weiter ausgebaut werden. „Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, was die Jugendvertreter machen und was in den Ausschusssitzungen passiert“, erklärt Paul Harm. Außerdem wollen die beiden vermehrt in die Schulen gehen. Ein erster Schritt ist die Einrichtung einer WhatsApp-Gruppe, in der alle Schülervertreter und SMVler (Schülermitverantwortung) versammelt sind. Auf diese Weise wollen sie nicht nur die Jugendlichen bei Projekten, die sie betrifft, schneller auf dem Laufenden halten. „Es soll auch in die andere Richtung gehen“, meint Paul Harm. So sollen über die Gruppe auch Anregungen an die Jugendvertreter schnell und unkompliziert herangetragen werden können. Allgemein wollen die beiden offen für Impulse der Backnanger Jugend sein. „Wir wollen offener für Vorschläge sein. Dafür wollen wir zum Beispiel auch einen digitalen Kummerkasten einrichten“, sagt Paul Harm. Zum Beispiel über einen QR-Code, der in den Schulen aushängt, sollen sich die Jugendlichen bei Problemen oder neuen Ideen direkt bei den Jugendvertretern melden können. „So wollen wir Wünsche und Stimmungen der Jugend aufnehmen und sie im Gemeinderat vertreten“, sagt Harm. Außerdem wollen sie auch bei Veranstaltungen präsenter sein. Zum Beispiel mit einem Stand beim Tulpenfrühling, der demnächst wieder ansteht.

Paul Harm (links) und Paul Simon sind die neuen Jugendvertreter der Stadt Backnang. Sie setzen sich gegenüber der Verwaltung für die Themen der Jugend ein. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Paul Harm (links) und Paul Simon sind die neuen Jugendvertreter der Stadt Backnang. Sie setzen sich gegenüber der Verwaltung für die Themen der Jugend ein. Foto: Alexander Becher

Als weiteres Ziel will sich Paul Simon besonders auch für die Vereine starkmachen. „Die Vereine haben mich meine ganze Jugend über begleitet und sie haben mir viel geholfen. Ich will, dass die Jugend mehr mitbekommt, welche Vereine es überhaupt gibt“, erzählt der 17-Jährige. Jahrelang hat er im Verein Judo betrieben, aufgrund von Zeitmangel in der Oberstufe hat es das aber aufgegeben. Außerdem spielt er seit einiger Zeit Football in Fellbach. Und wie klappt das bisher zeitlich mit der zusätzlichen Arbeit als Jugendvertreter? „In der Klausurenphase habe ich schon gemerkt, dass das schwer ist“, erzählt der Schüler. In solchen Phasen müsse die Aufgabe als Jugendvertreter auch mal ein paar Tage hintanstehen. Auch Paul Harm findet, dass der Posten zeitlich gut im Alltag unterzubringen ist. „Mit meinem FSJ gibt es außerdem einige Schnittstellen“, sagt der 19-Jährige. Denn er macht aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Kreisjugendring Rems Murr. Die Themengebiete überschneiden sich da immer wieder. Über Armin Holp vom Stadtjugendring wurde er auch auf den Posten aufmerksam gemacht. Bereits vor zwei Jahren habe man ihn gefragt, ob er sich nicht dafür bewerben will. Mit dem anstehenden Abi sei ihm das damals aber doch etwas zu viel gewesen.

Paul Simon hat von der Jugendvertreterwahl über einen Flyer erfahren, der in seinem Leistungskurs Gesellschaftskunde herumgegeben wurde. „Politik fand ich schon immer sehr interessant. Ich will schauen, was nun aktiv gemacht werden kann“, berichtet er von seiner Entscheidung zu kandidieren.

Dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen etwas bewirken können, zeigt der Erfolg beim Skatepark

Für beide ist es das erste Mal, dass sie eine solchen öffentlichen Posten bekleiden. Da gilt es auch einiges zu lernen. „Erst mal ist alles sehr viel und man braucht etwas Zeit, um sich einzuarbeiten“, meint Paul Harm. Zum Beispiel gehe es darum, wie und wann man Anträge an das Gremium stellt und an wen man sich bei welchen Themen am besten wenden sollte. Eine Schulung von der Stadt habe da einen ersten Einblick in die Rechte und Pflichten gegeben. Außerdem haben beide auch ein paar Tipps von ihren Vorgängern Silvan Vollmer und Anna Bauer bekommen. Der Austausch mit diesen habe ihnen auch Hoffnung gemacht, dass sie im Gremium ernst genommen werden. „Gerade am Beispiel Skatepark sieht man, dass etwas passieren kann, wenn man nur dranbleibt“, sagt Paul Simon. Der lange gewünschte Skatepark soll nun tatsächlich gebaut werden (wir berichteten).

Neben ihrem Vornamen und dem Interesse an der Politik und Gesellschaft haben die beiden aber noch etwas gemeinsam: Beide sind keine gebürtigen Backnanger. Paul Simon stammt aus Stuttgart, lebt aber, seit er etwa zwei Jahre alt ist, in Backnang. Aktuell besucht er das Tausgymnasium, nächstes Jahr wird er dort sein Abi machen.

Paul Harm ist in Hamburg aufgewachsen, er wohnt seit 2018 in Backnang. In seiner Freizeit engagiert er sich viel für die Themen rund um den Klimaschutz und setzt sich gegen Diskriminierung und Rassismus ein.

Die Jugendvertreter

Aufgaben Die Jugendvertreter treten gegenüber dem Oberbürgermeister, dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung für die Interessen der Backnanger Jugendlichen ein. Sie organisieren Aktionen, um die Bedürfnisse der Jugendlichen abzufragen. Sie nehmen an den Jugend- und Sozialausschusssitzungen des Gemeinderats teil und machen die Politik auf die Bedürfnisse der Jugend aufmerksam. Außerdem haben sie das Recht, Anträge im Ausschuss zu stellen.

Wahl Gewählt wird alle zwei Jahre. Zur Wahl stellen können sich alle Backnanger Jugendlichen zwischen 13 und 27 Jahren sowie alle Nichtbacknanger in diesem Alter, deren Lebensmittelpunkt in Backnang ist.

Erfolge Dass die Jugendvertreter etwas bewegen können, hat sich immer wieder gezeigt, zuletzt am Skatepark, der nach jahrelanger Überzeugungsarbeit im vergangenen Jahr vom Gemeinderat beschlossen wurde.

Kontakt Mit Ideen, Anregungen und Problemen können sich Jugendliche unter anderem per E-Mail an ihre Vertreter wenden: paul.simon@jugendvertreter-backnang.de, paul.harm@jugendvertreter-backnang.de, rebecca.krauter@jugendvertreter-backnang.de, jako.richter@jugendvertreter-backnang.de. Weitere Informationen gibt es auf der Website des Stadtjugendrings unter www.stadtjugendring-backnang.de. Außerdem berichten die Jugendvertreter über Instagram über ihre Arbeit, der Kanal heißt jugendvertretung_backnang.

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Erstellt:
27. Februar 2023, 11:30 Uhr

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