„Straßen verkraften diese Massen nicht“

Bereits am vergangenen Wochenende waren die Rodelhänge voll, zum Teil kam es zu chaotischen Parksituationen. Für die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden ist klar: Die Straßen und Parkplätze bleiben nur offen, solange es vertretbar ist.

In Spiegelberg am alten Skilift war schon am vergangenen Wochenende viel los. So viel, dass die Straßen und Parkplätze überfüllt waren und gesperrt werden mussten. Archivfoto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

In Spiegelberg am alten Skilift war schon am vergangenen Wochenende viel los. So viel, dass die Straßen und Parkplätze überfüllt waren und gesperrt werden mussten. Archivfoto: J. Fiedler

Von Kristin Doberer

GROSSERLACH/SPIEGELBERG. Frischer Schnee, Sonnenschein und noch dazu Wochenende. Was könnte da besser sein als eine lustige Schlittenfahrt, eine Runde Langlauf oder ein winterlicher Spaziergang durch den Wald. Das Problem: Auf diese Idee kommen gerade sehr viele Menschen. Gerade durch den Lockdown gibt es kaum Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten, der Drang vieler Familien, in die Natur zu gehen, ist groß.

„Ich kann das niemand verdenken. Die Leute wollen eben raus und die wenigen Möglichkeiten mit ihren Kindern nutzen“, sagt Spiegelbergs Bürgermeister Uwe Bossert. Doch gleichzeitig sind die Ausflügler für seine Gemeinde ein großes Problem. „Die Parkplätze und Gemeindeverbindungsstraßen verkraften die Massen einfach nicht“, so Bossert.

Besonders deutlich wurde das am vergangenen Wochenende. Die Parkplätze der Gemeinde waren vollkommen überfüllt, Menschen haben durcheinander auf Wiesen und Feldwegen sowie auf Straßen geparkt. Auf den 13 Wanderparkplätzen der Gemeinde finden eigentlich ungefähr 300 bis 400 Autos Platz. Der Bürgermeister schätzt jedoch, dass es am vergangenen Wochenende etwa viermal so viele Fahrzeuge waren.

Vermutlich kommt es erneut zu Sperrungen am Wochenende.

Doch nicht nur die Parkplätze waren vollkommen überfüllt, sondern auch die Straßen der Gemeinde. Viele seien recht enge Gemeindeverbindungsstraßen. Parken Besucher am Straßenrand, sei der Rettungsweg nicht mehr frei, im schlimmsten Fall könne nicht mal ein Rettungswagen durchfahren. Dabei ist Schlittenfahren gar nicht so ungefährlich. Immer wieder kam es zu zum Teil auch schweren Unfällen, so auch am Sonntag in Spiegelberg. Der Rettungswagen konnte in diesem Fall gerade noch durchfahren, so der Bürgermeister. Doch einige Straßen waren so zugeparkt, dass das nicht mehr möglich gewesen wäre.

„Am vergangenen Samstag kam schon um 11 Uhr der Anruf der Polizei und wir haben entschieden, einige Parkplätze und Straßen zu sperren. Es macht ja keinen Sinn, wenn noch mehr Leute reinfahren“, sagt Uwe Bossert. Die Menschen wurden über andere Straßen weitergeleitet, nicht alle reagierten verständnisvoll. Bossert vermutet, dass auch an diesem Wochenende wieder zu solchen Mitteln gegriffen werden muss. Bereits gestern Nachmittag habe sich bei dem guten Wetter abgezeichnet, dass erneut viele Familien zum Schlittenfahren nach Spiegelberg kommen, die Parkplätze kamen erneut an ihre Belastungsgrenzen. Der Bürgermeister wolle das Geschehen beobachten und gemeinsam mit der Polizei rechtzeitig eine Entscheidung treffen.

Ein ganz ähnliches Bild gab es in Kaisersbach, am Dreikönigstag musste hier ein Rodelhang sogar von der Polizei geräumt werden, am vergangenen Samstag musste die Straße am Rodelhang gesperrt werden. „Die Parksituation am Rodelhang war am Wochenende sehr angespannt“, sagt Bürgermeisterin Katja Müller. Dem wolle die Gemeinde nun entgegenwirken. So wird die Anfahrtsstraße zum Rodelhang zu einer Einbahnstraße, auf der geparkt werden kann, ohne den Verkehrsfluss zu stören, die Menschen sollen bei der Abfahrt über einen Feldweg zurück auf die Kreisstraße geleitet werden. Außerdem weist Müller auf die vielen weiteren Parkmöglichkeiten hin. So gebe es Plätze an der Gemeindehalle, dem Friedhof und auf Wanderparkplätzen. „Da steht man dann eben nicht direkt am Rodelhang, sondern muss zuerst noch einen kleinen Winterspaziergang machen“, sagt Müller.

In Welzheim stellen zumindest die Schlittenhänge eher weniger ein Problem dar, da es nicht nur einen zentralen Schlittenhang gibt, den die Menschen aufsuchen, sondern gleich mehrere. „Das teilt sich da gut auf“, sagt Uwe Lehar, der in Welzheim auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Und auch für die Loipen macht er sich um die Abstandsregeln keine Gedanken. Es gebe zwei Spuren, sodass man überholen und jeder genug Abstand zueinander halten könne. Um den Stausee seien außerdem viele Parkmöglichkeiten vorhanden. Trotzdem werden am Wochenende die Polizei und das Ordnungsamt die Schlittenhänge und Loipen kontrollieren.

Spiegelbergs Langlaufloipen sind nicht gespurt.

Die Langlaufloipen in Großhöchberg, am Juxkopf und auf der Nassacher Ebene sind in diesem Jahr dagegen nicht gespurt, es ist hier nur „naturnahes“ Langlaufen möglich. Auch ohne die Loipen kämen schließlich schon zu viele Menschen nach Spiegelberg, so Bossert. Ein Grund für den Andrang sei sicher der Lockdown. „Selbst in früheren Jahren mit viel Schneefall hatten wir nie mit solchen Massen und so einem Verkehrschaos zu kämpfen“, meint der Bürgermeister. Die Kennzeichen zeigten, dass die Besucher aus allen möglichen Richtungen anreisen. Von Stuttgart, Esslingen, Öhringen bis Heilbronn und Ludwigsburg. „Viele kamen auch schon aus anderen Regionen, in denen die Hänge bereits gesperrt waren. Die fahren dann eben weiter zu uns“, sagt Bossert. Wenn der Zulauf zu stark wird und eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nicht ausgeschlossen werden kann, werden Straßensperrungen unvermeidbar werden. Ein Problem sei auch, dass die Menschen bei Straßensperrungen in die nächste Gemeinde fahren und dort die Parksituation verschlimmern.

Das befürchtet auch Großerlachs Bürgermeister Christoph Jäger. „Wir wollen die bekannten Rodelhänge und Parkplätze auch deshalb nicht sperren.“ Das sei aber nur möglich, solange sich alle Besucher vernünftig und rücksichtsvoll verhalten. Das betreffe zum einen natürlich die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln. Jäger weist zum anderen außerdem darauf hin: Es gibt keine offiziellen Rodelhänge der Gemeinde, die Wintersportler bewegen sich immer auf dem privaten Eigentum eines anderen. „Die Leute müssen sich bewusst machen, dass sie auf Privatgrundstücken sind, ohne das mit den Eigentümern abgesprochen zu haben. Deswegen appellieren wir auch, dass die Besucher keinen Müll liegen lassen.“ Auch das Parken auf privaten Wiesen und zum Teil sogar auf der Kreisstraße sei ein Problem. Er appelliert zunächst aber an die Vernunft der Bürger. „Wenn Autofahrer sehen, dass keine Rettungsgasse möglich ist, müssen sie so vernünftig sein und weiterfahren“, sagt Jäger. Mit der Polizei will er die Situation am Wochenende im Auge behalten. Halten sich die Menschen beim Parken nicht an die Verkehrsregeln, schließt auch er Sperrungen nicht aus.

Corona und Schlittenfahren

Laut aktueller Coronaverordnung sind Schlittenfahren und Rodeln sowie auch Langlauf oder Schneewandern in der freien Natur erlaubt. Dabei sind die allgemein geltenden Coronabestimmungen unbedingt zu beachten.

Aktuell bedeutet dies, dass seit dem 11. Januar Sport und Bewegung an der frischen Luft entweder alleine beziehungsweise mit den Angehörigen des eigenen Haushalts und maximal einer weiteren, nicht im selben Haushalt lebenden Person erlaubt sind.

Es gilt also auch auf dem frei zugänglichen und nicht offiziellen Schlittenhang oder auf den Winterwanderwegen Abstand zu anderen Haushalten und Personengruppen zu halten.

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Erstellt:
16. Januar 2021, 06:00 Uhr

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