Streit um Erdgas: Erdogan zeigt sich unnachgiebig

dpa Berlin/Athen/Ankara. Zwei Nato-Partner stehen sich im östlichen Mittelmeer frontal gegenüber. Die EU stellt sich auf die Seite des Mitglieds Griechenland. Sanktionen gegen die Türkei liegen in der Luft. Jetzt will Außenminister Maas schlichten.

Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, Mitte August bei einer Pressekonferenz in Istanbul. Foto: Uncredited/Turkish Presidency POOL /AP/dpa

Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, Mitte August bei einer Pressekonferenz in Istanbul. Foto: Uncredited/Turkish Presidency POOL /AP/dpa

Deutschland verstärkt seine Vermittlungsbemühungen im Streit zwischen Griechenland und der Türkei um Erdgas im östlichen Mittelmeer.

Außenminister Heiko Maas (SPD) reist dazu an diesem Dienstag nach Athen und Ankara. Deutschland bemühe sich darum, dass beide Länder strittige Fragen im Dialog direkt miteinander klären, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin.

Auf die Frage, ob auch eine militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden Nato-Partnern möglich sei, sagte der Sprecher, man nehme die Spannungen sehr ernst. Jetzt brauche man Signale der Deeskalation. Die Spannungen belasten ohnehin schon die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei.

Das EU-Mitglied Griechenland schließt bislang einen direkten Dialog aus, solange die Forschungen des türkischen Schiffes „Oruc Reis“ andauern. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wiederum betonte am Montagabend, dass sein Land „keinen Schritt zurückweichen“ werde.

Griechenland bezichtigt die Türkei, vor griechischen Inseln illegal Erdgasvorkommen zu erkunden. Auch die EU hat die türkischen Aktionen verurteilt und Ankara aufgefordert, sie einzustellen. Die Regierung in Ankara vertritt dagegen den Standpunkt, dass die Gewässer, in denen probeweise nach Erdgas gebohrt wird, zum türkischen Festlandsockel gehören.

Regierungssprecher Steffen Seibert unterstrich indessen, dass Deutschland und Frankreich in dem Konflikt das gleiche Ziel einer friedlichen Beilegung hätten, wenn auch die Wege dorthin unterschiedlich seien. Zur symbolischen Unterstützung des EU-Mitgliedes Griechenland ließ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Militärpräsenz in der Region verstärken. Deutschland nimmt eher eine Vermittlerrolle ein.

Die Spannungen dauern indessen an: Die griechischen Streitkräfte bleiben vorerst in Alarmbereitschaft, wie das Staatsfernsehen meldete. Am Sonntag hatte die türkische Marine die Verlängerung der Suche bis zum 27. August angekündigt. Die Forschungen sollten ursprünglich am Sonntagabend enden. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte dazu, man bedauere diese Ankündigung.

In dieser Woche ist ein informelles Treffen der EU-Außenminister in Berlin geplant. Deutschland hat derzeit den Ratsvorsitz in der EU inne. Das Verhältnis zur Türkei dürfte bei dem Treffen sicherlich eine Rolle spielen. Zu Vermutungen, dass es da um Sanktionen gegen die Türkei gehen könnte, wollte sich der Sprecher nicht äußern.

Maas wird sich den Angaben zufolge in Athen unter anderem mit Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis beraten. Im Anschluss reist er weiter nach Ankara, um dort seinen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu zu sprechen. Am Abend wieder Maas wieder in Berlin zurückerwartet.

© dpa-infocom, dpa:200824-99-292017/2

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Erstellt:
24. August 2020, 20:25 Uhr

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