Verkehr

Mit Auto, Rad oder zu Fuß: So bewegt sich Deutschland

Welche Verkehrsmittel nutzen Bürgerinnen und Bürger am häufigsten, welche Trends gibt es? Darum geht es in einer großen Mobilitäts-Studie.

Eine Fahrt über die Autobahn - nicht für jeden erstrebenswert. (Illustration)

© Julian Stratenschulte/dpa

Eine Fahrt über die Autobahn - nicht für jeden erstrebenswert. (Illustration)

Von Von Andreas Hoenig, dpa

Berlin - 84 Minuten - so lang ist jeder von uns im Durchschnitt pro Tag unterwegs: am längsten freitags, am kürzesten sonntags, im Sommer öfter und im Winter weniger. Aber mit welchen Verkehrsmitteln kommt man von A nach B und welche Veränderungen gibt es? Antworten darauf gibt eine große Mobilitätsstudie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums. Zentrale Ergebnisse: Die Bürgerinnen und Bürger gehen häufiger zu Fuß und fahren länger mit dem Rad. Im Nahverkehr wirkt das Deutschlandticket. Das Auto steht häufiger rum - bleibt vor allem auf dem Land aber unverzichtbar. 

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sagte, die Studie sei eine wichtige Entscheidungsgrundlage auf dem Weg in eine "attraktive Mobilität" der Zukunft. Er betonte, die Bundesregierung wolle Mobilität in Stadt und Land "nach den Bedürfnissen" der Menschen ermöglichen. 

  

Anteile der Verkehrsmittel 

Einer der wichtigsten Kennwerte der Studie "Mobilität in Deutschland 2023" (MiD) ist der "Modal Split". Er drückt die prozentualen Anteile der Verkehrsmittel am gesamten Verkehrsaufkommen und damit an allen zurückgelegten Wegen aus. Auch wenn Verkehr durch Routinen geprägt sei, wie es in der Studie heißt: Es gibt Veränderungen. Der Autoverkehr bleibt zwar mit Abstand das zentrale Verkehrsmittel, der Anteil liegt bei 53 Prozent aller Wege. Das betrifft Fahrer und Mitfahrende. Aber der Anteil sinkt im Vergleich zur MiD-Studie 2017 um vier Prozentpunkte. 

Der Anteil des Fahrrads liegt stabil bei bundesweit 11 Prozent - wobei davon inzwischen gut 2 Prozentpunkte auf das E-Bike entfallen. Der öffentliche Verkehr geht leicht rauf auf 11 Prozent. Gewinner ist der Fußverkehr: Der Anteil ausschließlich zu Fuß zurückgelegter Wege wächst deutlich von 22 Prozent im Jahr 2017 auf 26 Prozent sechs Jahre später.

Bei den gefahrenen Kilometern ist der Anteil des Autoverkehrs mit 73 Prozent deutlich höher, weil vor allem längere Strecken mit dem Auto gefahren werden. Es folgt der öffentliche Verkehr - also vor allem Busse und Bahnen - mit einem knappen Fünftel, danach kommen das Fahrrad und reine Fußwege. 

Autos stehen häufiger rum

Der Anteil der Haushalte ohne Auto ist der Studie zufolge auf knapp unter ein Fünftel abgesunken - Haushalte mit mehreren Autos machen nun hingegen fast 30 Prozent der Haushalte aus. In Großstädten lebt ein deutlich größerer Anteil der Haushalte ohne Auto als in Kleinstädten und ländlichen Regionen. Aber: Fast die Hälfte der Autos wird an einem durchschnittlichen Tag nicht bewegt - 2008 blieb lediglich ein Drittel der Autos am Tag stehen. Auch die mittlere Fahrleistung ist auf etwa 26 Kilometer gesunken. 

Die durchschnittliche Fahrzeit pro Fahrzeug pro Tag sinkt auf 42 Minuten. Die Parkzeiten zu Hause nahmen auf etwa 21 Stunden zu. Eine Erklärung: der Trend zum Homeoffice. Der Anteil des klassischen Berufsverkehrs mit Wegen von oder zur Arbeit geht laut Studie zurück.

Elektromobilität

Bei der Nutzung von Elektroautos und anderen Autos gibt es laut Studie seit 2017 eine deutliche Angleichung. Laut Studie 2017 wurden Elektroautos überwiegend für kurze Strecken genutzt - ein Hinweis, dass Reichweitenbedenken vorherrschten. Das habe sich geändert. Der Anteil für längere Strecken ab 30 Kilometern liege annähernd gleichauf mit den Weglängen, die mit Verbrennerfahrzeugen zurückgelegt werden. Nach wie vor seien aber nur etwa ein gutes Viertel der Elektroautos das einzige Auto eines Haushaltes. "Elektromobilität ist also weiterhin vor allem ein Phänomen von Haushalten mit mehreren Autos." Die E-Mobilität soll eine Schlüsselrolle dabei spielen für mehr Klimaschutz im Verkehr. 

Deutschlandticket

Der öffentliche Verkehr hat sich laut Studie dank des Deutschlandtickets im Nah- und Regionalverkehr von Einbrüchen in der Corona-Pandemie erholt. Das im Mai 2023 eingeführte bundesweit gültige Ticket im Nah- und Regionalverkehr hat das Tarifangebot stark vereinfacht und ist mit derzeit 58 Euro pro Monat günstiger als Abos zuvor. 16 Prozent verfügten zum Zeitraum der Erhebung der Studie zwischen Mai 2023 und Juni 2024 über ein Deutschlandticket. 

Das Ticket ist beliebt vor allem in großen Städten mit einem gut ausgebauten ÖPNV. Die Studienautoren aber heben hervor, dass das Ticket auch im ländlichen Raum "nicht der oft erwartete Ladenhüter" ist. Immerhin ein knappes Zehntel der Bevölkerung entscheide sich auch dort für dieses Angebot. Das Deutschlandticket wird auch nicht nur für den Weg zur Arbeit genutzt - fast ein Drittel der Fahrten sind Freizeitwege.

Bei der ÖPNV-Nutzung insgesamt gibt es aber laut Studie große Hindernisse. Für mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind keine oder schlechte Verbindungen ein Hindernis für die Nutzung - vor allem auf dem Land gibt es oft ein mangelhaftes Angebot. 

Ticket abgesichert

Beim Deutschlandticket gibt es Planungssicherheit: Es ist finanziell bis 2030 abgesichert. Nach dem Bundestag stimmte auch der Bundesrat einer Gesetzesänderung zu. Demnach stellt der Bund bis 2030 pro Jahr 1,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen bei Verkehrsanbietern zur Verfügung. Die Länder geben ebenfalls insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Ab Januar 2026 kostet das Ticket 63 Euro im Monat. Ab 2027 soll der Preis mit einem noch genau festzulegenden Index ermittelt werden.

Fußverkehr

Eine der deutlichsten Entwicklungen der Alltagsmobilität in Deutschland seit 2017 sei die Zunahme des Fußverkehrs, heißt es in der Studie. Dabei gelte: Es gibt wenige Arbeits- und viele Freizeitwege. Warum gehen die Menschen mehr zu Fuß? Studienautor Robert Follmer vom infas Institut sprach von einem bunten Mix aus Gründen. So gebe es mehr Hunde, die ausgeführt werden. Außerdem sei das Gesundheitsbewusstsein gestiegen, viele Leute zählten ihre Schritte. Es habe aber bereits bei der Studie 2028 einen hohen Fußgänger-Anteil gegeben.

Roland Stimpel vom Fußgängerverband FUSS sagte: "Die Menschen in Deutschland gehen immer mehr, weil es gesund, einfach, kostengünstig und umweltfreundlich ist. Aber viele Menschen brauchen mehr Sicherheit und bessere Wege. Das muss der Bund viel stärker fördern." 

Große Studie

Die Studie basiert laut Ministerium auf einer bundesweiten Befragung von Haushalten in mehr als 1.000 Städten und Gemeinden zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten. Zwischen Mai 2023 und Juni 2024 seien über 218.000 Haushalte und rund 421.000 Personen befragt worden. Die Studie wurde bereits in den Jahren 2002, 2008 und 2017 erhoben.

Auf dem Land sind viele auf das Auto angewiesen. (Illustration)

© Patrick Pleul/dpa

Auf dem Land sind viele auf das Auto angewiesen. (Illustration)

Fußverkehr gewinnt an Bedeutung. (Illustration)

© Michael Brandt/dpa

Fußverkehr gewinnt an Bedeutung. (Illustration)

Das E-Auto hat bei der Nutzung zum Verbrenner aufgeholt

© Jan Woitas/dpa

Das E-Auto hat bei der Nutzung zum Verbrenner aufgeholt

Das Deutschlandticket zeigt Wirkung.

© Christoph Soeder/dpa/dpa-tmn

Das Deutschlandticket zeigt Wirkung.

Welche Schlüsse zieht der Minister?

© Fabian Sommer/dpa

Welche Schlüsse zieht der Minister?

Autos stehen immer mehr rum.

© Sebastian Gollnow/dpa

Autos stehen immer mehr rum.

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Erstellt:
21. November 2025, 11:56 Uhr
Aktualisiert:
21. November 2025, 16:40 Uhr

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