Studie: Kraftwerke schlimmer als Verkehr

Moderne Filteranlagen sollen mehr Ultrafeinstaub erzeugen als Autos und Lkw – Mikroteile könnten Niederschlag beeinflussen

Umwelt - Moderne Filderanlagen erzeugen mehr Ultrafeinstaub als der Verkehr. Das belegen Karlsruher Forscher.

Stuttgart Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben in einer Langzeitmessung nachgewiesen, dass zumindest außerhalb von Metropolen eine hohe Belastung der Luft durch Feinstaub ganz andere Ursachen hat als den Verkehr. Statt Autos und Lkw sind moderne Kohlekraftwerke, Raffinerien und Schmelzhütten mit ihren Filteranlagen ein wichtiger Faktor. „Wir konnten zeigen, dass fossile Kraftwerke inzwischen zu den weltweit stärksten Einzelquellen für ultrafeine Partikel geworden sind“, sagte Wolfgang Junkermann vom KIT-Institut unserer Zeitung.

Die sogenannten ultrafeinen Partikel (UFP) sind rund 100-mal kleiner als der Feinstaub, der etwa regelmäßig am Stuttgarter Neckar gemessen wird. Für sie gibt es bisher keine Grenzwerte und Verordnungen. Aus Sicht der Karlsruher Experten sind die Mikroteile mit einem Durchmesser von weniger als 100 Nanometern allerdings absolut relevant sowohl für die Gesundheit als auch für das Klima. Die Partikel böten laut den Forschern Oberflächen für chemische Reaktionen, wodurch nicht zuletzt die Eigenschaften von Wolken und Niederschlag beeinflusst werden könnten.

Die Deutsche Umwelthilfe geht davon aus, dass an viel befahrenen Straßen in Stuttgart Konzentrationen von 25 000 bis 30 000 Partikeln pro Kubikzentimeter Luft herrschen; beim Kohlekraftwerk Boxberg in der Oberlausitz (Sachsen) seien bis zu 85 000 Partikel gemessen worden, so die KIT-Experten. Auch bei vergleichbaren Kohlemeilern in Baden-Württemberg, unter anderem in Mannheim und Karlsruhe, habe es ähnliche Werte gegeben.

Durch den Einsatz moderner Abgasreinigung seien die „Bedingungen für die Partikelneubildung optimal“, betonte Junkermann. Nach dem Ausstoß durch hohe Abluftkamine könnten die winzigen Teilchen mehrere Hundert Kilometer zurücklegen.

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Erstellt:
2. Januar 2019, 03:14 Uhr

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