Studie: Langzeitarbeitslosigkeit ist oftmals Endstation

dpa/lsw Stuttgart. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Südwesten mehr als halbiert. Wer erst einmal betroffen ist, findet aber oft keinen Weg zurück ins Berufsleben. Eine neue Studie zeigt, für wen das Risiko besonders hoch ist.

Aus der Langzeitarbeitslosigkeit gibt es oft kein Zurück. Einer neuen Studie zufolge hat es in den vergangenen Jahren nur ein gutes Drittel der Betroffenen in Baden-Württemberg geschafft, nach mehr als einem Jahr Arbeitslosigkeit noch einmal einen sozialversicherungspflichtigen Job zu finden - entweder direkt oder über Umwege, zum Beispiel mit einer Weiterbildung.

Noch deutlich schlechter ist die Quote unter Älteren. Sie haben auch das größte Risiko, überhaupt in die Langzeitarbeitslosigkeit abzurutschen, wie aus der am Dienstag in Stuttgart vorgestellten Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. „Das Alter spielt eine ganz große Rolle“, sagte Studienautor Rüdiger Wapler.

Im Schnitt wurden der Studie zufolge aus knapp elf Prozent aller Arbeitslosen Langzeitarbeitslose - das heißt, sie waren länger als ein Jahr ohne Job. Bei der Altersgruppe ab 60 waren es schon mehr als 33 Prozent, wie Wapler sagte. Und waren sie erst einmal so lange arbeitslos, fanden auch nur elf Prozent noch einmal zurück auf den regulären Arbeitsmarkt.

Stärker von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht als der Durchschnitt sind aber auch Menschen ohne oder mit nur geringer schulischer und beruflicher Bildung sowie Alleinerziehende. Bei ihnen zeigte die Studie aber größere Chancen für eine Rückkehr in den Job als bei den Älteren.

Rund 50 000 Langzeitarbeitslose gibt es derzeit im Südwesten - nur noch ungefähr halb so viele wie vor gut zehn Jahren, wie Christian Rauch betonte, der Chef der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. Der Aufschwung der vergangenen Jahre habe viele mitgenommen, aber eben auch nicht alle. Das Phänomen der Langzeitarbeitslosigkeit spiele sich zu großen Teilen unabhängig von der aktuellen Arbeitsmarktsituation ab.

„50 000 Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit sind für uns immer noch eine Herausforderung“, sagte Rauch und verwies auf die Bedeutung der Bildung. Bildung schütze nicht nur vor Arbeitslosigkeit allgemein. Sie senke auch das Risiko, für längere Zeit ohne Job zu bleiben, und erhöhe die Chance, einen neuen Job zu finden.

Mit dem zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Teilhabechancengesetz habe die Bundesregierung zudem nach langer Zeit wieder Möglichkeiten geschaffen, Langzeitarbeitslose zu unterstützen. Er sei daher durchaus zuversichtlich, dass die Zahl der Betroffenen weiter sinkt.

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Erstellt:
2. Juli 2019, 16:46 Uhr

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