Studie: Polizisten kommen gut mit Stress in Krise zurecht

dpa/lsw Heidelberg. Auch Polizisten sind Menschen. Wie sensibel Ordnungshüter in mehreren europäischen Ländern auf die Corona-Pandemie reagiert haben, dazu gibt es nun Erkenntnisse.

Ein Polizist steht vor einem Streifenwagen dessen Blaulicht aktiviert ist. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Ein Polizist steht vor einem Streifenwagen dessen Blaulicht aktiviert ist. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Polizisten in Deutschland haben einer Studie zufolge pandemiebedingte Stresssituationen insgesamt gut bewältigt. Wie eine Befragung von mehr als 2500 Beamten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Spanien ergab, erlebten Polizisten im Außendienst zu Beginn der Pandemie eine „mittlere Stressbelastung“. Vorgestellt wurden die Ergebnisse von vier Befragungen zwischen Ende März und Anfang Juni dieses Jahres am Dienstag von Marie Ottilie Frenkel, Stressforscherin an der Universität Heidelberg. Die Studie enthält auch Vorschläge, wie Stress besser bewältigt werden kann. Dazu gehört unter anderem eine effektive Kommunikation, auch über die Medien.

Die Höhe der Stressbelastung eines durchschnittlichen Teilnehmers der Befragung lag auf einer Skala von eins bis sieben bei rund 3,5 - leicht abnehmend im Befragungszeitraum. Die höchsten Belastungswerte mit im Durchschnitt 4,0 zeigten sich bei den deutschen Beamten. Die Studie ist Teil eines europäischen Forschungsprojektes. Die Ergebnisse der Studie wurden im „Journal of Criminal Justice“ veröffentlicht.

Ein knappes Viertel der Befragten gab zu Beginn des Lockdowns an, in der Polizeiarbeit selbst keine Auslöser für Stress zu erleben. Rund 70 Prozent der Beamten waren im Streifendienst aber von unterschiedlichen Stressfaktoren betroffen. Dazu gehörten das Risiko einer Infektion (23 Prozent) und eine als unübersichtlich erlebte Kommunikation (14 Prozent). Im Laufe der folgenden Monate stieg der Anteil der Polizeikräfte ohne wahrgenommene Stressoren auf mehr als ein Drittel. Gleichzeitig sank der Einfluss der stressauslösenden Faktoren Infektionsrisiko (13 Prozent) sowie Kommunikation (zwei Prozent).

Die Sorge, sich möglicherweise mit dem Corona-Virus zu infizieren, war in den Niederlanden über den gesamten Erhebungszeitraum mit rund 30 Prozent am stärksten ausgeprägt. In der Schweiz und Spanien spielten Fragen einer unzulänglichen Kommunikation mit rund drei Prozent nur eine sehr untergeordnete Rolle.

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Erstellt:
22. Dezember 2020, 16:45 Uhr

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