Stuttgarter Vesperkirche zeigt in Corona-Zeiten Flagge

dpa/lsw Stuttgart. Die Corona-Pandemie stellt auch die Vesperkirchen im Land infrage. Die älteste Vesperkirche in Stuttgart will aber auch im kommenden Winter Bedürftigen die Tür öffnen. Allerdings in abgespeckter Version.

Menschen erhalten eine Mahlzeit in der Leonhardskirche. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Menschen erhalten eine Mahlzeit in der Leonhardskirche. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Arme Menschen in Stuttgart müssen auch in Corona-Zeiten nicht auf ein warmes Essen der Vesperkirche verzichten. „Wir gehen an den Start, aber in reduzierter Form“, sagte die verantwortliche Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Nach bisheriger Planung wird die Leonhardskirche, Urmutter der Vesperkirchen im Land, vom 17. Januar bis 6. März wegen der Corona-Abstandsregeln nur 240 Menschen täglich die Tür öffnen. Sonst sind es rund 600.

Sie sollen in vier Tranchen von jeweils 60 Männern und Frauen in dem Gotteshaus frühstücken oder mittagessen können. Jeder soll eine Stunde verweilen können, zwischendrin wird gelüftet und desinfiziert. „Das ist besser als gar nichts“, betonte Ehrmann. Die 1995 erstmals ausgerichtete Vesperkirche ist die älteste im Land und dauert auch mit sieben Wochen am längsten.

Andere Gemeinden seien aus Platzmangel gezwungen, die Vesperkirche ausfallen zu lassen oder ganz auf Lunchpakete umzustellen, sagte Ehrmann. Nur drei oder vier der über 30 evangelischen Vesperkirchen im Land planten nach derzeitigem Stand, Aufenthaltsmöglichkeiten anzubieten.

Auf Lunchpakete und einen Lieferdienst der kooperierenden katholischen Gemeinde setzt auch Ehrmann. Sie rechne damit, unter dem Strich wieder 600 Bedürftige täglich satt zu machen. Sonstige Angebote seien auf Sparflamme gesetzt: Eine medizinische Basisversorgung wird weiter bestehen, auf den kostenlosen Friseurdienst und die Fußpflege wird aber wohl verzichtet. Die endgültigen Entscheidungen werden nach Ehrmanns Worten mit Gesundheits- und Ordnungsamt abgestimmt.

Das Essens-Angebot in der Innenstadtkirche kostet um die 350 000 Euro; davon sind 180 000 Euro Lebensmittelkosten, zu denen die Nutzer nur wenige Prozent beitragen. „Jeder gibt, so viel er kann“, erläutert Ehrmann. Die weiteren Ausgaben entfallen auf Lager-, Transport-, Wäsche- und Toilettenkosten. Die Mittel kommen von treuen Spendern und aus Kollekten.

Von den ehrenamtlichen Helfern - sonst 900 an der Zahl - haben sich aus Angst vor Ansteckung einige abgemeldet. Die Pfarrerin zeigte sich aber zuversichtlich, genügend Personal zu bekommen.

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Erstellt:
12. September 2020, 09:41 Uhr

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