Südwesten: Höchste Gehaltslücke zwischen Frau und Mann

dpa/lsw Stuttgart. Die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern ist in Baden-Württemberg die höchste in Deutschland. Und auch im europäischen Vergleich schneidet der Südwesten schlecht ab, wie der Südwest-Ableger des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) am Montag in Stuttgart mitteilte. Anlass war der „Equal Pay Day“ an diesem Dienstag (17. März): Bis zu diesem Tag mussten Frauen nach Angaben des Gewerkschaftsbunds arbeiten, um dasselbe Entgelt zu erhalten, das Männer bis zum Ende des Jahres 2019 verdient haben - 77 Tage mehr.

Symbol Mann und Frau an öffentlicher Toilette. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Symbol Mann und Frau an öffentlicher Toilette. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

„Die Entgeltlücke ist in Deutschland deutlich größer als im europäischen Durchschnitt und in Baden-Württemberg innerhalb Deutschlands am höchsten“, bilanzierte die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Gabriele Frenzer-Wolf am Montag. „Wir können alles außer Gleichstellung? Damit lässt sich ganz bestimmt keine Werbung machen.“

Für das Jahr 2019 gibt das Statistische Landesamt Baden-Württemberg eine Entgeltlücke von 20,4 Prozent an, berechnet auf der Basis von Vollzeitstellen. Zum Vergleich: Das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz kommt in Zahlen von 2017 auf einen Wert von 26,5 Prozent - dort wurden anders als im Südwesten die Teilzeitkräfte einbezogen. Beim DGB geht man davon aus, dass dieser sehr viel höhere Wert in den vergangen zwei Jahren nur unwesentlich gesunken ist. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 20,9 Prozent, europaweit liegt darüber nur Estland mit 22,7 Prozent.

Die Teilzeitquote bei den Frauen im Südwesten sei besonders hoch, heißt es beim Gewerkschaftsbund. Sie liege mit 50,5 Prozent EU-weit fast an der Spitze. Teilzeit bedeute insgesamt weniger Gehalt und oft auch einen geringeren Stundenlohn. „Viele Frauen würden ihre Arbeitszeit gerne erhöhen, können dies aus familiären oder betrieblichen Gründen aber nicht“, sagte Frenzer-Wolf.

Die DGB-Vizechefin im Südwesten fordert als Ausweg gute Tarifverträge, denn: „Gesetze zur Überprüfung der Gehälter wie das Entgelttransparenzgesetz helfen wenig, wenn zwei Drittel der Frauen davon ausgeschlossen sind.“ Frauen arbeiteten häufig in kleinen und mittleren Unternehmen, für die solche Regelungen nicht griffen.

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Erstellt:
16. März 2020, 15:21 Uhr

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