Süße Leidenschaft für Spender

Sammellust (7) Im Keller von Armin Dotterer wimmelt es von PEZ-Spendern. Innerhalb von sechs Jahren hat der 54-jährige Unterweissacher mehr als 2000 Bonbongeber der Kultmarke zusammengetragen. Seit 1958 gibt es immer wieder neue Spender mit verschiedensten Gesichtern.

Ein Kellerraum voller Bonbons und Spender sowie Displays und Spielzeug von PEZ. Armin Dotterer behält den Überblick. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ein Kellerraum voller Bonbons und Spender sowie Displays und Spielzeug von PEZ. Armin Dotterer behält den Überblick. Fotos: Alexander Becher

Von Florian Muhl

Weissach im Tal. PEZ, sind das nicht die kleinen rechteckigen Pfefferminzbonbons? „Ja, stimmt“, sagt Armin Dotterer, „die gab’s auch schon zu meiner Kindheit, die haben sich seither auch nicht verändert. Mittlerweile sind die Bonbons in den verschiedensten Geschmacksrichtungen zu haben.“ Aber nicht die haben es dem 54-Jährigen angetan, sondern deren Spender. Das sind handliche Kunststoffbehälter mit einem witzigen originellen Kopf darauf. Die Bonbons steckt man von unten in das Magazin. Und wenn man den Kopf des Spenders nach hinten kippt, schiebt sich aus ihrem Hals ein Zuckerle griffbereit nach vorn.

In Deutschland allerdings sei PEZ in den Supermärkten aktuell nicht so sehr präsent, weiß der Unterweissacher. „Da gibt’s meist nur ein Regal, wo gerade die aktuelle Serie drin ist und ein paar Bonbons, das ist alles.“ In Amerika sei das Angebot oft gigantisch. Dort gebe es Kaufhäuser, die den süßen Produkten aus Österreich ganze Gänge mit unzähligen Verkaufsregalen widmen würden. Und das, was der Hersteller von Candies seit 1949 Jahr für Jahr an Spendern auf den Markt wirft, sei fast unüberschaubar. Da scheint es nichts zu geben, was es nicht gibt. Ob Pinocchio, Darth Vader, Prinz William, Batman, Julius Caesar, Charlie Brown, Papa Schlumpf, Uncle Sam oder Kermit der Frosch – alle haben schon ihren Kopf dafür herhalten müssen beziehungsweise dürfen, um Zuckerle auszuspucken.

Auf der Suche nach neuen Ideen für die Köpfe der Spender scheint die Vorgehensweise von PEZ immer dieselbe zu sein: Was im Kino läuft und erfolgreich oder auch sonst gerade total angesagt ist kommt auf den Spender drauf. Zunächst werden die Lizenzen erworben und dann geht es ans Design. 1962 traf der PEZ-Erfinder Eduard Haas Walt Disney und schloss mit ihm den ersten Lizenzvertrag ab. Mickey Mouse und Donald Duck gehörten somit zu den ersten lizenzierten Charakteren auf seiner Box.

Ein Bühnenfund weckte in Armin Dotterer die Sammelleidenschaft

Und wie kam Armin Dotterer zu seiner Sammelleidenschaft? „Schuld daran ist eigentlich mein Sohn Lenny“, erinnert sich der verheiratete Vater zweier Kinder. „Eines Tages war ich auf der Bühne mit meinem Kleinen und hab alte Kisten durchgeschaut und gemacht und geguckt, und plötzlich sind da vier alte Star-Wars-PEZ zum Vorschein gekommen, alle noch originalverpackt, die ich irgendwann mal in Österreich gekauft hab, wie ich dort zum Skifahren war.“ Der Softwareberater ist dann an den Rechner gegangen. „Ich hab geschaut, ob’s die noch gibt und was die für einen Wert haben. Dann war natürlich gleich die Enttäuschung groß, weil’s eben nichts wert war.“ Trotzdem. Irgendwie war die Neugierde bei ihm geweckt. „Dann hat’s angefangen. Das war vor etwa sechs Jahren.“

Dotterer hat sich im Internet schlau gemacht, hat auf der ganzen Welt Sammler gefunden, hat sich Kataloge besorgt, und nach und nach auch Spender. „Als Einstieg eine kleine Sammlung mit etwa 100 Stück.“ Mittlerweile kauft er nicht nur, sondern tauscht und verkauft auch, um sein Hobby zu finanzieren. Angefangen hat der gelernte Maschinenbautechniker zunächst mit den üblichen Serien wie Mickey Mouse, Star Wars, Hello Kitty, wie er sagt. „Wir haben die alle aufgebaut und in Vitrinen hingestellt.“ Mit der Zeit seien auch die alten Serien dazu gekommen. So hat sich der Sammler mittlerweile spezialisiert auf die älteren Spender, bei denen die Hülsen keinen Fuß haben, und dabei speziell auf einen Typ, die Pals. „Auf Deutsch: ‚die Kumpels‘. Die kamen Anfang der 70-er heraus. Der Grundkörper und der Kopf ist immer gleich und man kann ihnen verschiedene Accessoires aufsetzen oder anstecken wie beispielsweise Perücken, Schnurrbärte, Hüte oder Ritterhelme“, erklärt Dotterer. Am Ende sind sie Polizist oder Pirat, Braut oder Bräutigam, König oder Krankenschwester. Da könnten die Kinder die Sachen austauschen und damit spielen. Auch für seine beiden Kinder hat der Unterweissacher eine große Kiste voller Spender und Zubehörteile zum Spielen. Dotterer achtet bei den Pals auf kleine Abweichungen. „Die geringsten Nuancen spielen da eine Rolle“, sagt er. Da sei der Ohrring beim Mexikaner mal durchsichtig, mal farbig, oder der Turban beim Inder mal hellgrün oder auch mal dunkelgrün. Einige wenige seiner Sammelstücke bringen es schon mal auf einen niedrigen dreistelligen Eurobetrag. Sein ältestes Modell stammt aus dem Jahr 1958. Das war die Hexe, der erste Spender mit einem Kopf. Die ersten Spender sahen aus wie Feuerzeuge, denn der PEZ-Erfinder Eduard Haas wollte Rauchern eine Alternative bieten, ein Feuerzeug, das kein Feuer gibt, sondern ein Bonbon auswirft.

Einschlägige Infos und Literatur holt sich Dotterer, der selbst eine Facebookgruppe gegründet hat (PEZ Community Europe), von Sammlern aus der ganzen Welt, aus Australien, Japan und Indonesien. Und natürlich aus den USA. In Connecticut steht das PEZ-Museum. „Shawn Peterson ist da der Chef, mit dem hab ich natürlich auch Kontakt. Da schreibt man hin, wenn man was Neues gefunden hat, ob er das kennt, ob er da irgendwelche Infos drüber hat“, sagt Dotterer. Aber manchmal müsse auch der Museumschef passen.

Bei den Bonbons gibt es inzwischen die verrücktesten Geschmacksrichtungen. „Früher waren Pfefferminz und Schokolade oder Orange und Zitrone üblich“, weiß Dotterer. Heute bietet PEZ „Nashi“ und „Fizzy“, „Sour Mix“ und „XMAS-Cookies“ an. Und sie sind vegan sowie gluten- und laktosefrei. Er nascht ganz gern ab und zu eines von den Zuckerle, so wie auch seine Kinder. Aber für Sammler gibt es auch einen Nachteil: „Mit der Zeit laufen sie aus, sie schmelzen, werden weich und zersetzen sich.“

Trotzdem ist Armin Dotterer mit seiner Sammlung im Glück. „Interessant und total vielseitig. Und der große Vorteil von dem Sammelgebiet ist es, dass alles an die Wand passt und in große Kisten, und noch mal Kisten, und noch mal Kisten.“

Serie Unter dem Titel „Sammellust“ stellen wir in dieser Serie Menschen aus der Region vor, die außergewöhnliche Sammlungen haben. Kennen Sie jemanden, der dafür infrage kommt, oder sind Sie selbst leidenschaftlicher Sammler? Dann melden Sie sich per E-Mail an: redaktion@bkz.de
Die PEZ-Spender sehen aus wie Feuerzeuge. Denn ursprünglich sollten sie Raucher vom Zigarettenkonsum abhalten, indem sie keine Flamme, sondern ein Bonbon spendeten.

© Alexander Becher

Die PEZ-Spender sehen aus wie Feuerzeuge. Denn ursprünglich sollten sie Raucher vom Zigarettenkonsum abhalten, indem sie keine Flamme, sondern ein Bonbon spendeten.

PEZ stellt auch Szenen aus bekannten Kinoproduktionen wie Star Wars oder anderen Science-Fiction-Filmen nach und lässt Protagonisten mit den süßen Produkten agieren.

© Alexander Becher

PEZ stellt auch Szenen aus bekannten Kinoproduktionen wie Star Wars oder anderen Science-Fiction-Filmen nach und lässt Protagonisten mit den süßen Produkten agieren.

Ursprünglich – im Jahr 1927 – wurden die Bonbons in kleinen Metalldöschen verkauft. Der Name PEZ lässt sich aus dem Wort „Pfefferminz“ (PfeffErminZ) ableiten.

© Alexander Becher

Ursprünglich – im Jahr 1927 – wurden die Bonbons in kleinen Metalldöschen verkauft. Der Name PEZ lässt sich aus dem Wort „Pfefferminz“ (PfeffErminZ) ableiten.

„Rauchen verboten – PEZen erlaubt“ – Das Zuckerle war ursprünglich als Alternative zur Zigarette gedacht

International Die PEZ-Gruppe ist ein international tätiges Unternehmen mit Sitz in Traun, Österreich, und gehört zu den 100 größten Süßwarenunternehmen der Welt. Neben Europa und den USA zählen Japan und Australien zu den wichtigsten Märkten. Insgesamt sind PEZ-Produkte in über 80 Ländern erhältlich. Seit 2019 ist PEZ auch erfolgreich am chinesischen Markt vertreten. Jährlich werden etwa 70 Millionen Spender und 5 Milliarden Bonbons verkauft. 900 Beschäftigte sind weltweit bei PEZ tätig.

Historie Begonnen hat die Geschichte von PEZ im Jahr 1927, als Eduard Haas ein kleines, rechteckiges Pfefferminzbonbon erfand. Er nannte seine Marke PEZ, abgeleitet vom deutschen Wort für Pfefferminz – PfeffErminZ. Schon damals hatte das Bonbon die Form, die es auch heute noch hat. Die Bonbons wurden mit hochwertigem Pfefferminzöl hergestellt und in kleinen Blechdosen verkauft. Haas suchte aber nach einer edlen, hygienischen Form, wie Menschen auch ihrem Gegenüber Bonbons anbieten könnten. So kam er auf die Idee, einen PEZ-Spender zu kreieren.

Premiere 1949 war es dann so weit: Der vom Erfinder Oskar Uxa entwickelte PEZ-Spender kam auf den Markt. Er hatte die Form eines goldenen Feuerzeugs und erinnerte damit daran, dass Eduard Haas PEZ als gesunde Alternative zur Zigarette erfunden hatte. Dazu passte dann auch der Slogan der nächsten Jahre: „Rauchen verboten – PEZen erlaubt“

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Erstellt:
4. Juni 2022, 11:30 Uhr

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