Talbau-Erweiterung nimmt erste Hürde

Weissacher Gemeinderat stellt sich hinter Gewerbeentwicklung in Oberweissach – Stellungnahmen und Einwände beraten

Der Weissacher Gemeinderat hat jetzt die Weichen gestellt, damit die Firma Talbau an ihrem Standort in Oberweissach erweitern kann. Zahlreiche Einwendungen und Hinweise von Bürgern sind zu dem Vorhaben eingegangen. Ein Teil davon ist in den Bebauungsplan Stockwiesen eingeflossen, andere Einsprüche wurden abgewiesen.

Die Visualisierung von Talbau-Haus zeigt einen Größenvergleich zwischen dem projektierten Bürogebäude und der bestehenden Produktionshalle. Das künftige Bürogebäude soll eine ähnliche Form haben wie dargestellt. Ob es überall Glasfronten erhält, ist noch offen. Der Neubau liegt aber nicht direkt gegenüber der Produktionshalle, sondern weiter in Richtung Bruch.

Die Visualisierung von Talbau-Haus zeigt einen Größenvergleich zwischen dem projektierten Bürogebäude und der bestehenden Produktionshalle. Das künftige Bürogebäude soll eine ähnliche Form haben wie dargestellt. Ob es überall Glasfronten erhält, ist noch offen. Der Neubau liegt aber nicht direkt gegenüber der Produktionshalle, sondern weiter in Richtung Bruch.

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Das Bebauungsplanverfahren für den Bereich Stockwiesen ist damit noch nicht abgeschlossen: Das umfangreiche Werk soll in einer weiteren Runde noch einmal erörtert werden, ehe der förmliche Satzungsbeschluss gefasst wird. Vorgesehen ist dabei auch eine erneute Bürgerbeteiligung.

Der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung vor stattlicher Zuhörerkulisse ohne Gegenstimme hinter die Pläne gestellt. Gleichwohl gab es Wünsche im Gremium, einzelne Punkte noch einmal zu überdenken und vielleicht einige Korrekturen anzubringen. So richtete beispielsweise Carl Höfer (CDU/FWV) die Bitte an das Unternehmen, die Betriebsabläufe so zu organisieren, dass Lärm verursachende Arbeiten auf die dem Ort abgewandte Seite gelegt werden. Zudem regte er an, den Anlieferverkehr von vorne her abzuwickeln, nicht von der Wohnbebauung her. Jan Hutzenlaub (Liste Weissacher Bürger) schlug in Sorge um das Landschaftsbild unter anderem eine weitere Baumpflanzung vor.

In der Diskussion betonten die Ratsmitglieder allerdings die Bedeutung des Gewerbes in der Gemeinde. Hutzenlaub, der die schmerzlichen Eingriffe durch das Projekt bedauerte, gab dabei die möglichen Konsequenzen zu bedenken, falls es nicht gelinge, Weissach als Gewerbestandort zu entwickeln: Blieben Gewerbesteuereinnahmen aus, müssten womöglich Leistungen der Gemeinde abgebaut werden. Kritisch äußerte sich sein Fraktionskollege Thomas Obermüller. Er befürchtet, dass zwischen Oberweissach und Bruch „ähnliche Dinge passieren wie zwischen Cottenweiler und Unterweissach“. Die beiden Orte sind mittlerweile so gut wie zusammengewachsen. Irmgard Hestler (SPD) erinnerte daran, dass die Talbau mit ihren rund 60 Beschäftigten einer der großen Arbeitgeber in der Gemeinde sei – auch für Bürger aus dem direkten Umfeld. Kann das Unternehmen in Oberweissach bleiben, begrenze dies den Pendlerverkehr.

Gewerbezeile entlang der Straße nach wie vor nicht realisierbar

„Wir brauchen Gewerbeentwicklung“, erklärte Carl Höfer, „aber so, dass es sich einfügt.“ In diesem Zusammenhang verwies er beispielsweise auf die reduzierten Gebäudehöhen: Statt 13 Metern plus Dachaufbauten sind nun 11,50 Meter für das südlich der Ebniseestraße geplante Gebäude vorgesehen, hatte zuvor der Planer Jochen Roos erläutert.

Bürgermeister Ian Schölzel rief in Erinnerung, dass die Gemeinde schon in den Neunzigerjahren entlang der Ebniseestraße, gegenüber dem alten Schulhaus und der Talbau, eine Gewerbezeile schaffen wollte. Damals waren die Überlegungen an Grundstücksfragen gescheitert, die einer von der Gemeinde favorisierten umfassenderen Planung auch heute noch entgegenstehen. So musste Schölzel beim Verband Region Stuttgart darum ringen, dass die kleine Lösung – die Briefmarke, wie er sagte – letztlich Zustimmung fand. Nach heutigem Dafürhalten stelle dies auch das Ende der möglichen Bebauung dar. Die vom Regionalverband gezogene Linie sei zwar nicht trennscharf, eine komplette Überbauung Richtung Bruch sei aber nicht denkbar.

„Die Region braucht dringend Gewerbeflächen“, assistierte Roos: „Die Not ist groß.“ Die Verhältnisse hätten sich komplett umgekehrt. Auch der Bevölkerungszuwachs in der Region werde – anders als vor einigen Jahren noch angenommen – weitergehen, und zwar unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung.

Einzeln ging der Gemeinderat dann die Stellungnahmen der sogenannten Träger öffentlicher Belange – Regierungspräsidium, Landratsamt, Stadt Backnang und andere – durch. Auch die zu Themengruppen zusammengefassten Einwände und Hinweise von privater Seite wurden aufgerufen. Kritisiert wurde darin beispielsweise ein Verlust an Lebensqualität. Oberweissach zeichne sich durch seinen ländlichen und dörflichen Charakter aus, der durch das überdimensioniert Vorhaben der Talbau verloren gehe. Die gewerbliche Entwicklung solle sich daher auf Unterweissach beschränken. Befürchtet wird auch ein möglicher Leerstand, wenn der derzeitige Bauboom einmal vorüber ist. Gleichzeitig wird beklagt, dass die gewerbliche Entwicklung nicht mit der Zugehörigkeit zum Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald zusammenpasse.

Vorgeschlagen wurde von Bürgern auch, die Straße zu verlegen und die Erweiterung nur auf der nördlichen Seite zu realisieren – was wegen der hohen Kosten für den Straßenbau aber abgelehnt wurde. Zudem würde laut Planer der Platz für die Erweiterung unter anderem wegen des dort verlaufenden Kanalhauptsammlers dann nicht ausreichen. Geprüft werden soll aber, ob am Ortseingang – das Ortsschild soll versetzt werden – geschwindigkeitsdrosselnde Maßnahmen möglich sind.

Die Talbau-Erweiterung erstreckt sich auf zwei separate Bauvorhaben. Auf der Wiese zwischen Ebniseestraße und Bachlauf soll das bestehende Fertigungsgebäude erweitert werden, und auf der gegenüberliegenden Straßenseite soll ein Gebäude mit Büros und Ausstellungsflächen entstehen. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans Stockwiesen umfasst dementsprechend zwei Teilflächen mit einer Gesamtfläche von 0,98 Hektar, die durch die Ebniseestraße getrennt sind. Vorgesehen ist die Ausweisung eines eingeschränkten Gewerbegebiets.

Der Bebauungsplan Stockwiesen umfasst zwei Teilflächen (gelb umrandet): Zwischen der Ebniseestraße und dem Bachlauf kann Talbau die Produktionshalle erweitern, auf der gegenüberliegenden Straßenseite (unten) ist der Bau eines Bürogebäudes mit Ausstellungsflächen vorgesehen. Foto: F. Muhl

© Florian Muhl

Der Bebauungsplan Stockwiesen umfasst zwei Teilflächen (gelb umrandet): Zwischen der Ebniseestraße und dem Bachlauf kann Talbau die Produktionshalle erweitern, auf der gegenüberliegenden Straßenseite (unten) ist der Bau eines Bürogebäudes mit Ausstellungsflächen vorgesehen. Foto: F. Muhl

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Erstellt:
4. November 2019, 16:00 Uhr

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