34 000 freie Stellen im Land
Tausende Ausbildungsplätze noch unbesetzt – sind Bewerber zu schlecht?
Im Land gibt es mehr als 34.000 offene Ausbildungsstellen. Trotz voller Bewerberlisten bleiben viele Plätze leer – weil Betriebe und Jugendliche nicht zueinanderfinden.

© imago/Rupert Oberhäuser, dpa/Henning Kaiser
Auch im Handwerk und im Handel sind in Baden-Württemberg noch viele Stellen unbesetzt.
Von dpa/phs
Mehr als die Hälfte der Ausbildungsplätze in Baden-Württemberg sind noch unbesetzt. Im Mai waren laut Bundesagentur für Arbeit noch gut 34 000 Stellen offen. Gleichzeitig gibt es demnach 22 700 junge Menschen, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben – meist, weil ihre Qualifikation laut der Bundesagentur nicht zu den Anforderungen der Unternehmen passen.
„Wer gute Zukunftschancen haben möchte, sollte direkt mit einer Ausbildung starten“, sagt Martina Musati, Chefin der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. Eine Ausbildung sei das Fundament für einen stabilen Berufsweg. Es gebe noch genügend Chancen.
So hat sich der Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg entwickelt
- Bis Mai wurden den Angaben zufolge fast 67 000 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind weniger als in den beiden Vorjahren. Die angespannte wirtschaftliche Entwicklung mache sich auch hier bemerkbar.
- Die Zahl der Interessenten an einer Ausbildung kletterte dagegen auf knapp 46 300 Bewerber.
- Fast 12 400 von ihnen hatten einen ausländischen Pass – ein Plus von über 16 Prozent. Unter ihnen seien viele Geflüchtete. Der Ausbildungsmarkt wird damit wesentlich von Bewerbern mit ausländischem Pass getragen. Ohne sie würden Bewerbungszahlen sinken, hieß es.
Trotzdem nahm zugleich aber auch die Zahl der unversorgten Jugendlichen zu: Gut 22 700 junge Menschen suchen noch einen Ausbildungsplatz. Hauptgründe dafür seien sogenannten Passungsprobleme – also Unterschiede zwischen den Anforderungen der Betriebe und den Qualifikationen der Jugendlichen. Häufig passten demnach Noten, Sprachkenntnisse oder soziale Kompetenzen nicht.
Unternehmen nehmen kaum Hilfe in Anspruch
Dafür gibt es laut Bundesagentur für Arbeit aber aber eine Lösung: die „Assistierte Ausbildung“. Das ist ein Förderinstrument, bei dem Unternehmen bei der Suche nach einem Bewerber und Azubis während der Ausbildung unterstützt werden. Viele Betriebe würden das Angebot aber gar nicht kennen. 2024 haben demnach nur 6320 Betriebe im Land das Instrument genutzt.
Musati rief die Arbeitgeber dazu auf, auch Bewerberinnen und Bewerbern mit Startschwierigkeiten eine Chance zu geben. Diese Jugendliche brächten oft ungeahntes Potenzial mit – sie bräuchten nur eine Chance, es zu zeigen: „Wer heute jungen Menschen mit Startschwierigkeiten eine Chance gibt, gewinnt morgen Fachkräfte für das eigene Unternehmen. Wir dürfen diese Potenziale nicht ungenutzt lassen.“