Testkäufe: Keine Zigaretten für 17-Jährigen

Polizei in Zivil begleitet Minderjährige in Tankstellen und Läden – Wer Jugendlichen Hochprozentiges verkauft, zahlt Bußgeld

Ines Aigner ist sehr erleichtert nach einem von der Polizei initiierten Testkauf in einem Kiosk in Schorndorf: Sie hat alles richtig gemacht und einem 17-jährigen Kunden weder Hochprozentiges noch Zigaretten verkauft. Foto: A. Wüstholz

Ines Aigner ist sehr erleichtert nach einem von der Polizei initiierten Testkauf in einem Kiosk in Schorndorf: Sie hat alles richtig gemacht und einem 17-jährigen Kunden weder Hochprozentiges noch Zigaretten verkauft. Foto: A. Wüstholz

Von Andrea Wüstholz

SCHORNDORF. Er ist erst 17, greift sich keck eine Flasche Wodka, geht zur Kasse, zückt den Geldbeutel – und blitzt ab: Ausweis bitte! 17-Jährige dürfen nichts Hochprozentiges kaufen, weshalb der junge Mann mit leeren Händen die Tankstelle und später die Lidl-Filiale verlässt. Das ist gut so, denn die Polizei steht an der Tür: Das war ein Testkauf. Ein Verkäufer einer Schorndorfer Tankstelle rauft sich hinterher die Haare: Er rückte Zigaretten heraus ohne Alters-Check.

Dieser Verkäufer zahlt jetzt Bußgeld, und „er hat sich über sich selbst am meisten aufgeregt“, erzählt Tobias Bauer später: Der Polizist spricht alle Verkäufer nach den Tests an, verteilt großzügig Lob – oder rügt die Ordnungswidrigkeit, sofern sich jemand nicht ans Jugendschutzgesetz gehalten hat.

Ines Aigner freut sich übers Lob: Sie hat den jungen Testkäufer, einen Auszubildenden der Stadt Schorndorf, der nicht namentlich genannt werden möchte, sofort nach dem Ausweis gefragt. „Ab und an“ kommt es vor, erzählt Ines Aigner, dass Minderjährige im Kiosk nach Zigaretten fragen. „Ich finde es okay, dass die Altersgrenze eingehalten werden muss“, sagt sie und freut sich angesichts des guten Ausgangs über den unverhofften Besuch im Schorndorfer Kiosk.

In einer Schorndorfer Lidl-Filiale sitzt Sarah Lowinski an der Kasse und schaut dem jungen Kunden schon etwas skeptisch entgegen. Ihr Display an der Kasse blinkt auf, als sie die Wodkaflasche am Scanner vorbeizieht, doch Sarah Lowinski macht den Eindruck, als ob sie auch ohne diesen Hinweis ganz sicher nach dem Ausweis verlangt hätte: Bei ihr kriegt der 17-Jährige keinen Schnaps. „Ich bin kurz erschrocken“, räumt die junge Frau nach dem Testkauf lachend ein. Auch wenn Tobias Bauer natürlich in Zivil im Laden steht und ihr den Polizeiausweis sehr diskret und sehr leise sprechend zeigt – kurz aufregend ist es dann doch, wenn man unverhofft in einen Testkauf gerät.

Rund ein Drittel der getesteten Verkaufsstellen fielen im vergangenen Jahr durch: Im Revierbereich Schorndorf hatten Polizisten und jugendliche Testkäufer 42 Verkaufsstellen abgeklappert. Zum Aktionstag am Dienstag zieht die Polizei dann am Mittwoch Bilanz.

Der 17-Jährige setzt unterdessen seine Arbeit unverdrossen fort. Zwei Kolleginnen, beide 16 Jahre alt und ebenfalls Auszubildende bei der Stadt Schorndorf, sind im Raum Rudersberg im Einsatz. Alkohol sollte teurer sein, die Steuern gehören erhöht: Darin sind sich der junge Mann und eine der beiden 16-Jährigen einig. Höhere Preise würden Jugendliche noch am ehesten von zu viel Alkoholkonsum abhalten – „denn das Geld tut schon weh“. Dass Hochprozentiges erst ab 18 zu bekommen ist, macht zwar durchaus Sinn, findet der junge Mann – aber es ist kein Geheimnis, dass Jugendliche trotzdem an den Alkohol herankommen. Es findet sich immer ein 18-Jähriger, der dann halt für die anderen mit einkauft.

Der Testkäufer hält die Regelung, dass man bereits ab 16 zum Beispiel Bier kaufen darf, für ganz okay. Strengere Regeln würden eher als Anreiz wirken, „denn wenn was verboten ist, dann will man es auch machen“. Zumal Erwachsene in Deutschland gern und viel Alkohol konsumieren: „Alkohol ist halt die Gesellschaftsdroge Nummer eins.“

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Erstellt:
16. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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