Serie „ Máxima“ auf ZDFneo
„The Crown“ in Oranje
In den Niederlanden brach die Serie alle Rekorde, jetzt kommt „Máxima“ ins deutsche Free-TV. Dass sie mehr als ein müder „The Crown“-Abklatsch ist, liegt auch an der spannenden Lebensgeschichte der echten Königin.

© Millstreet-Films/Tom Arkenbout
Ihre Liebe löst eine Staatskrise aus: Kronprinz Willem-Alexander (Martijn Lakemeier) und seine Freundin Máxima Zorreguieta (Delfina Chaves).
Von Theresa Schäfer
Erst überwiegt die Skepsis. Eine fiktionale Serie über Máxima, die niederländische Königin? Kann so was nicht nur ein müder Abklatsch sein von „The Crown“, Netflix’ Erfolgsserie über das Leben von Queen Elizabeth II., von der Kritik hochgelobt, mit Emmys überhäuft? Zumal schon das Intro von „Máxima“ (die Kamera folgt den Windungen und Schnörkeln einer Krone) dreist bei dem britischen Vorbild abgekupfert wirkt? Doch diese Serie zeigt schnell: Sie kann was.
Am 2. Februar 2002 heiratete der niederländische Kronprinz Willem-Alexander Máxima Zorreguieta. Als in der Nieuwe Kerk in Amsterdam ein argentinischer Tango erklang, liefen der Braut Tränen über die Wangen. Was diesen Tränen vorausging, das ist die Geschichte von „Máxima“. Basierend auf wahren Begebenheiten, aber fiktionalisiert, wie ein Einblender zu Beginn jeder der sechs Folgen der in den Niederlanden produzierten Serie, die jetzt ins deutsche Free-TV kommt, klarstellt. Die Grundlage der Serie ist eine Biografie, geschrieben von der Autorin Marcia Luyten.
„Prins Pilsje“ im Polohemd
Wie trifft man einen Prinzen? Indem man sich in den höchsten Kreisen bewegt, in New York bei Goldman Sachs oder der Deutschen Bank arbeitet, die Wochenenden in Villen in den Hamptons verfeiert und im Sommer mit anderen „golden kids“ aus aller Welt nach Europa fliegt. Delfina Chaves (Argentinierin wie die reale Königin) spielt mit viel Verve Máxima Zorreguieta, eine junge Frau aus der argentinischen Oberschicht, ausgebildet an den feinsten englischsprachigen Schulen in Buenos Aires, energisch und entschlossen, sich in der internationalen Finanzwelt zu beweisen. So landet sie auf einer Party in Sevilla. Auftritt „Prins Pilsje“: Kronprinz Willem-Alexander, Alex (Martijn Lakemeier), Polohemdenträger, ein bisschen zugeknöpft, ein bisschen unbeholfen und ganz sicher einer, der der schönen, temperamentvollen, lebenshungrigen Máxima nicht annähernd gewachsen ist.
Sex wie es ihn in „The Crown“ nicht gab
Trotzdem steht er dann mit einem Strauß roter Rosen (schade, keine Tulpen) vor Máximas New Yorker Apartment, den ersten Kuss tauschen sie vor den Augen der Bodyguards und dann gibt es, was man in „The Crown“ aus Respekt vor der Queen und Prinz Philip nie sah: Eine royale Sexszene. In den Niederlanden, wo die Serie schon im vergangenen Jahr lief, kommentierte eine TV-Kritikerin, das sei, wie die eigenen Eltern im Bett zu erwischen.
Wie dem auch sei, die Sache läuft: Alex stellt Máxima seinen Eltern vor. Königin Beatrix, Kontrollfreak mit Betonfrisur, die das Königshaus führt wie eine Oranje GmbH, wird gespielt von Elsie de Brauw, eine mehrfach ausgezeichnete niederländische Schauspielerin, die zum Ensemble des Bochumer Schauspielhauses gehört.
Beatrix’ Ehemann Prinz Claus wird von keinem Geringeren als Sebastian Koch („Das Leben der Anderen“, „Bridge of Spies“) verkörpert. Der deutsche Diplomat, zur ewigen Nebenfigur verdammt, von der Parkinson-Krankheit gezeichnet (Claus von Amsberg starb 2002, nur wenige Monate nach der Hochzeit seines Sohnes), gibt Máxima einen entscheidenden Rat: „Lerne Niederländisch. Und verliere dich nicht.“
Doch damit ist es nicht getan. Denn hinter den Kulissen wird die potenzielle Braut schon durchleuchtet. Und was man herausfindet, droht, zur Staatskrise zu werden. Denn Máximas Vater Jorge Zorreguieta (Daniel Freire) war in den 1970er Jahren Minister in Jorge Rafael Videlas Militärdiktatur, eine Junta, die Oppositionelle verschwinden ließ, folterte und tötete. Der geliebte Vater wird für die künftige Prinzessin zur Belastung.
Königin Máxima guckt selber nicht
Was „Máxima“ über das Niveau einer Telenovela in Oranje heraushebt (und was auch das Vorbild „The Crown“ stets leisten konnte), ist die historisch ziemlich getreue Verflechtung des Fiktionalen mit den politischen und gesellschaftlichen Umständen der Zeit. Die Schrecken der Videla-Diktatur, sie drängen auch in die heile Finca-Welt – in der Person von Máximas älterer Halbschwester Dolores (Cecilia Cereijido-Bloche), die von ihrem Vater Antworten fordert.
Die Serie war in den Niederlanden ein Hit, der Streaminganbieter Videoland vermeldete Rekordaufrufe. Im Dezember starteten die Dreharbeiten für die zweite Staffel. In Huis ten Bosch, dem Wohnsitz der Königsfamilie, läuft „Máxima“ wohl nicht: In ihrem Sommerinterview sagte die Königin vor zwei Jahren, sie werde sich die Serie nicht anschauen. „Ich fände das seltsam.“
“Máxima“ – das „The Crown“ der Niederlande
Erstmals im Free-TVZDF neo zeigt die Serie am 4. und 5. Februar ab 21:45 Uhr, vom 4. Februar an ist „Máxima“ auch in der ZDF-Mediathek abrufbar. Die Serie besteht auch sechs Folgen, die jeweils rund eine Stunde dauern.
Dreisprachig„Máxima“ lässt sich nicht zum Bügeln schauen, denn hier werden gleich drei Sprachen gesprochen: Spanisch, Niederländisch und Englisch. In der deutschen Version werden die spanischen und niederländischen Dialoge untertitelt, wenn in der Originalversion Englisch gesprochen wird, wird deutsch synchronisiert.