Nach Pavian-Tötungen in Nürnberg
Tiergarten-Direktor stellt sich heute live der Kritik
Nach massiven Protesten, über 100 Strafanzeigen und Morddrohungen äußert sich Tiergarten-Chef Dag Encke heute (7. August) ab 15.15 Uhr in einem Livestream zu den umstrittenen Tötungen. Der Stream ist kostenlos auf unserer Website verfügbar.

© Daniel Karmann/dpa
Heute wird sich Tiergarten-Chef Dag Encke in einem Livestream umfassend zu den umstrittenen Pavian-Tötungen äußern. (Archivbild)
Von Katrin Jokic
Die Tötung von zwölf gesunden Guinea-Pavianen im Tiergarten Nürnberg hat bundesweit Empörung ausgelöst – bei Tierschutzorganisationen, in der Politik und in der Öffentlichkeit. Die Entscheidung des Zoos, die Tiere per Kugelschuss zu töten, sorgt für scharfe Kritik – bis hin zu Morddrohungen gegen den Direktor. Heute wird Tiergarten-Chef Dag Encke sich in einem Livestream umfassend äußern – live ab 15.15 Uhr im kostenlosen Stream, den Sie auf unserer Website verfolgen können.
Was ist passiert?
Ende Juli hatte der Tiergarten Nürnberg mitgeteilt, dass zwölf Paviane aus Platzgründen getötet wurden. Das Gehege war massiv überbelegt. Die Tiere seien „tierschutzkonform per Kugelschuss“ in Transportkisten getötet worden. Zwei weitere starben während der vorbereitenden Inhalationsnarkose.
Die Entscheidung fiel trotz Protesten: Am Tag der Tötung kam es zu einem Polizeieinsatz – Aktivisten drangen in den Zoo ein, klebten sich fest, wurden festgenommen. Gleichzeitig blieb der Zoo „aus betrieblichen Gründen“ geschlossen.
Die Kritik
Tierschutzorganisationen wie Pro Wildlife, PETA und der Deutsche Tierschutzbund kritisieren die Tötung scharf – und sprechen von einem „Tabubruch“. Sie werfen dem Tiergarten eine verfehlte Zucht- und Haltungspolitik vor. Insgesamt sind mittlerweile über 100 Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg eingegangen – darunter auch von Privatpersonen.
Auch die Umstände sorgen für Entsetzen: Die getöteten Paviane wurden teilweise an Raubtiere im Zoo verfüttert. Andere Körperteile gingen zu Forschungszwecken an wissenschaftliche Institute.
Strafrechtlich steht die Frage im Raum: Lag ein „vernünftiger Grund“ im Sinne des Tierschutzgesetzes vor? Die Staatsanwaltschaft prüft.
Die Reaktion des Tiergartens
Direktor Dag Encke verteidigt die Maßnahme als „alternativlos“. Seit 2011 habe der Zoo versucht, Tiere an andere Einrichtungen abzugeben – erfolglos. Auch die Verhütung bei den Weibchen sei nicht praktikabel gewesen. Ein weiterer Ausbau des Geheges komme aus Platzgründen nicht infrage. Zudem hätten soziale Spannungen und aggressive Auseinandersetzungen in der Gruppe zugenommen – laut Encke ein Risiko für alle Tiere.
Der Zoo verweist darauf, dass solche Maßnahmen gängige Praxis in Zoos seien – auch wenn sie regelmäßig Empörung auslösen, wie zuletzt bei der Tötung einer Giraffe 2014 in Kopenhagen oder eines Zebras 2023 in Leipzig.
Hass, Morddrohungen und Vergleiche mit NS-Verbrechern
Die Debatte hat längst eine neue Eskalationsstufe erreicht: Der Direktor des Tiergartens erhielt laut eigenen Angaben Morddrohungen. In einem Fall wurde er sogar mit dem NS-Arzt Josef Mengele verglichen. Der Tiergarten hat mehrere Fälle zur Anzeige gebracht.
Encke unterscheidet ausdrücklich zwischen berechtigter Kritik von Tierschützern und Hasskommentaren im Netz, die mit dem eigentlichen Thema wenig zu tun hätten. Einige Verfasser hätten sich später entschuldigt – diese Entschuldigungen habe er angenommen.