Tierretter tragen Senioren: Leitstelle rechtfertigt sich
dpa/lsw Schönbrunn. Der Hilfseinsatz von Tierrettern in einem baden-württembergischen Seniorenheim hat für Kritik gesorgt, da andere Rettungskräfte nicht am Einsatzort erschienen. Am Montag hat sich die kritisierte Rettungsleitstelle zu Wort gemeldet. Sie bestätigte, die Heimleitung habe wegen eines defekten Lifts angerufen und Hilfe erbeten. „Zu keinem Zeitpunkt“ sei darauf hingewiesen worden, dass sich Menschen deswegen in einem gesundheitsgefährdenden Zustand befanden, hieß es. Weil weder Feuerwehr noch Reparaturdienst in das Heim nach Schönbrunn (Rhein-Neckar-Kreis) kamen, hatten kurzerhand Kräfte der Tierrettung mehrere gehbehinderte Senioren am Donnerstag mit Tüchern in ihre Zimmer getragen.
Mit den Tragetüchern werden normalerweise verletzte Rehe oder Hunde transportiert. Die Haus- und Wildtierrettung Neckartal-Odenwald sowie der Geschäftsführer des Heims, Sven Jensen, hatten das Ausbleiben der Rettungskräfte kritisiert. Aus Sicht der Leitstelle handelte es sich um ein Missverständnis. Da keine Person im Lift eingeschlossen war, habe es sich mitnichten um einen Notfall gehandelt. Man habe vereinbart, dass die Heimleitung klärt, ob sich das Problem auf andere Weise lösen lasse. Da später kein Anruf mehr vom Seniorenheim kam, sei man davon ausgegangen, dass eine „interne Lösung“ gefunden worden sei.
Dem widersprach der Geschäftsführer des Seniorenheims. Man habe „sehr wohl“ darauf hingewiesen, dass die Senioren unruhig würden und Gefahr besteht, sie könnten eigenmächtig ihre Rollstühle verlassen, was wiederum das Sturzrisiko erhöht hätte. „Wir lassen rechtliche Schritte gegen die Leitstelle prüfen“, sagte Jensen. Dies gelte ebenso für das Wartungsunternehmen, das am Donnerstag den Lift trotz der Probleme nicht repariert habe. Dies sei mittlerweile aber geschehen, fügte der Geschäftsführer hinzu.