Nach Kritik aus Europa

TikTok verbannt Hashtag #SkinnyTok

TikTok hat Suchergebnisse zum Hashtag #SkinnyTok gesperrt. Die Entscheidung folgt auf politischen Druck aus Europa – und ist Teil eines größeren Problems: Wie gefährlich sind soziale Netzwerke für das Körperbild junger Nutzerinnen und Nutzer?

Mit "Skinnytok" ist in Europa jetzt Schluss. (Symbolbild)

© Pemika Chedpiroon

Mit "Skinnytok" ist in Europa jetzt Schluss. (Symbolbild)

Von Katrin Jokic

TikTok hat den Hashtag #SkinnyTok gesperrt, nachdem europäische Regulierungsbehörden zunehmend Kritik an dem Trend geübt hatten. Die Europäische Kommission leitete eine Untersuchung ein, nachdem Frankreichs Digitalministerin Clara Chappaz im April 2024 Alarm geschlagen hatte. Ihr Vorwurf: Die Plattform verbreite Inhalte, die extreme Schlankheit idealisieren und Essstörungen verharmlosen.

Was ist „SkinnyTok“?

Unter dem Begriff „SkinnyTok“ sammelten sich auf TikTok Videos rund um extreme Diäten, restriktive Essenspläne oder übermäßige Workouts. Oberflächlich als Fitness- oder Ernährungstipps getarnt, sollen viele Beiträge problematische Verhaltensweisen fördern. Experten sprechen von einem „Verherrlichen von Dünnsein“ und einer „Verteufelung von Gewichtszunahme“.

Statt Videos: Hinweise auf Hilfsangebote

Wer heute auf TikTok nach „SkinnyTok“ sucht, findet keine Videos mehr. Stattdessen erscheint eine Nachricht mit dem Hinweis: „Du bist nicht allein“. Nutzerinnen und Nutzer werden ermutigt, sich bei Fragen zur Körperwahrnehmung oder Essverhalten an Vertrauenspersonen oder professionelle Hilfsangebote zu wenden. Ein Link führt zu einer Übersichtsseite mit Informationen und Anlaufstellen zu Essstörungen.

TikTok unter Handlungsdruck

TikTok, das dem chinesischen Unternehmen ByteDance gehört, steht seit Jahren in der Kritik. Experten warnen, dass die Algorithmen sozialer Netzwerke vor allem junge, vulnerable Menschen mit problematischen Inhalten versorgen – ohne dass sie aktiv danach suchen müssen. Besonders betroffen seien junge Frauen. Inhalte zu gefährlichem Gewichtsverlust oder sogenannter „Thinspiration“ wurden bereits früher vereinzelt gesperrt oder umgeleitet. Doch wie effektiv diese Maßnahmen sind, bleibt umstritten.

Algorithmen vs. Aufklärung

Zwar arbeitet TikTok laut eigenen Angaben mit maschinellem Lernen, menschlicher Moderation und externen Organisationen zusammen, um gefährliche Inhalte zu identifizieren.

Doch Plattformexperten sehen die Gefahr, dass Nutzerinnen und Nutzer Wege finden, Sperren zu umgehen. Sie sprechen von „Algospeak“ – also kreativen Schreibweisen oder Codes, mit denen kritische Inhalte weiterhin verbreitet werden können.

Hilfsorganisationen wie die britische Beat begrüßen gegenüber der BBC den Schritt von TikTok, warnen jedoch zugleich: Viele problematische Inhalte würden nicht explizit unter dem Hashtag #SkinnyTok verbreitet, sondern über andere Begriffe oder Codes.

Hinzu kommt, dass TikTok nicht allein ist: Auch Meta-Plattformen wie Instagram stehen regelmäßig in der Kritik, Essstörungen durch Schönheitsideale und Filter zu fördern.

Im März 2024 erst blockierte TikTok sogenannte „Chubby-Filter“, die Nutzer künstlich übergewichtig erscheinen ließen – ebenfalls nach öffentlichem Druck.

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Erstellt:
4. Juni 2025, 14:44 Uhr

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