Transporterfalle: Stadt gegen Umbau

Weinstadt nennt die Gründe, warum die Beutelsbacher Bahnunterführung nicht tiefergelegt wird

Die Transporterfalle schnappt am selben Tag gleich zweimal zu: Am 6. Oktober 2015 bleiben zwei Fahrzeuge in der Beutelsbacher Bahnunterführung hängen, weshalb die S-Bahn-Strecke zwischen Endersbach und Grunbach stundenlang gesperrt werden muss. Archivfoto: Habermann

© Gabriel Habermann

Die Transporterfalle schnappt am selben Tag gleich zweimal zu: Am 6. Oktober 2015 bleiben zwei Fahrzeuge in der Beutelsbacher Bahnunterführung hängen, weshalb die S-Bahn-Strecke zwischen Endersbach und Grunbach stundenlang gesperrt werden muss. Archivfoto: Habermann

Von Bernd Klopfer

WEINSTADT. Warum wird die Beutelsbacher Bahnunterführung nicht endlich tiefergelegt? Seit ihrem Bau bleiben dort immer wieder Kleintransporter und Lastwagen hängen, weil deren Fahrer die Fahrzeughöhe falsch einschätzen und nicht auf die angebrachten Warnhinweise reagieren. Auf Nachfrage hat die Stadtverwaltung nun ausführlich begründet, warum sie alles so lassen will, wie es ist. „Das ist eine Baumaßnahme, die sicher im mehrstelligen Millionenbereich liegen würde“, sagt Sprecher Holger Niederberger. Auch wenn es sich hier nur um eine grobe Schätzung handle, sei klar, dass Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stünden. Dazu kommen nach Niederbergers Darstellung immense Beeinträchtigungen für Autofahrer und Bahnkunden.

Verwaltung: Kostenfreie Parkplätze würden wegfallen

Wenn die Straße unter der Bahnunterführung nämlich tiefergelegt wird, dann müsste das Straßenniveau laut der Stadt so abgesenkt werden, dass nicht nur Sprinter, sondern auch Lastwagen durchpassen. Das bedeutet nach Niederbergers Angaben, dass die Straße um zwei Meter tiefer liegen müsste. Gegraben wird dann nicht nur unter der Brücke, sondern auch im Bereich vor dem Park-and-ride-Platz der S-Bahn-Haltestelle Beutelsbach.

Die derzeit vorhandenen 200 kostenfreien Stellplätze würden so nach seinen Angaben für viele Monate wegfallen. Auch müssten vom Parkplatz aus Stützmauern in Richtung des Bahndamms errichtet werden. Die ohnehin schon vorhandene Steigung der Poststraße würde innerhalb des Tunnels und danach Richtung Ortskern stark zunehmen.

Durch die Umbauarbeiten würde auch für viele Monate einer der beiden nördlichen Hauptzufahrtswege nach Beutelsbach gesperrt sein. Folge: Die ohnehin schon lärmgeplagten Anwohner der Stuttgarter Straße müssten noch mehr Verkehr ertragen. Dazu kommt, dass wichtige Versorgungsleitungen nach Angaben der Stadtwerke direkt in diesem Bereich verlaufen: zum einen eine Gasleitung und zum anderen ein Hauptabwasserkanal. Durch die Veränderung des Straßenniveaus wäre laut Holger Niederberger eine Pumpanlage fürs Abwasser nötig. Auch das sei wieder kostspielig und aufwendig. Dazu kommt eine Frage, die auch die Stadt nicht klären kann, sondern nur die Bahn: Ist eigentlich sichergestellt, dass die Unterführung selbst eine Tieferlegung der Straße aushält? Wenn hier eine bauliche Veränderung nötig sein sollte, würde sich das natürlich auf den S-Bahn-Verkehr auswirken. Jedem, der derzeit über die bis Ende 2020 bestehende Baustelle an der S-Bahn-Haltestelle Stetten-Beinstein schimpft, hält Niederberger vor, dass diese in Sachen Beeinträchtigungen ein Klacks sei im Vergleich zu dem, was in Beutelsbach anstehen würde.

Der Paketzusteller DHL hat mittlerweile zu dem Vorfall um das unlängst stecken gebliebene Fahrzeug Stellung genommen. „Grundsätzlich absolvieren unsere Zusteller Fahrsicherheitstrainings und sind angehalten, sich an die Straßenverkehrsordnung (StVO) zu halten“, schreibt Pressesprecher Marc Mombauer. Weiterhin bedingt durch das Weihnachtsgeschäft hat das Unternehmen nach seinen Angaben eine sehr hohe Sendungsmenge im Netz, weshalb es teilweise in der Zustellung auch mit eigens für den Starkverkehr eingestellten Mitarbeitern arbeite. „Bundesweit haben wir dafür 10000 Mitarbeiter gewonnen. Einer dieser Mitarbeiter war nun in den von Ihnen gemeldeten Vorfall verwickelt.“ Der Zusteller konnte laut Mombauer die Fahrt fortsetzen und die Sendungen zustellen. Offen ist die Schadenshöhe an dem DHL-Fahrzeug, wozu die Polizei auch bislang keine Angaben machen konnte. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen teilte mit, dass es keine längeren Behinderungen gab, und Schäden an der Unterführung habe es augenscheinlich auch nicht gegeben.

Dass jeder Fahrzeughersteller auch etwas tun könnte, darauf weist eine Frau auf einer Facebook-Seite hin. „Warum reagiert nicht die Autoindustrie und bringt sichtbar im Auto ein Schild an über die Höhe des Fahrzeugs?“ Es wäre vor allem für jene hilfreich, die sich einen Kleinlaster sporadisch ausleihen.

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Erstellt:
15. Januar 2020, 06:00 Uhr

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