Wolfgang Grupp übt scharfe Kritik

Trigema-Chef: „Ärzte schreiben sinnlos krank“

Der Krankenstand in Deutschland verharrt auf hohem Niveau. Der Trigema-Chef Grupp sieht eine Mitschuld bei den Ärzten. Was hält er von der Einführung von Karenztagen?

Der Trigema-Chef Wolfgang Grupp kritisiert die Ärzteschaft.

© Sebastian Gollnow/dpa

Der Trigema-Chef Wolfgang Grupp kritisiert die Ärzteschaft.

Von Eberhard Wein

Wolfgang Grupp sieht eine Mitverantwortung der Ärzte für den hohen Krankenstand in Deutschland. Das hat der Seniorchef des Textilunternehmens in Burladingen (Zollernalbkreis) in einem ZDF-Interview für die Reportagesendung „Am Puls“ deutlich gemacht. „Es gibt Ärzte, die natürlich sinnlos krankschreiben“, sagte der 82-Jährige. Mit Corona stieg die Zahl der Krankheitstage in Deutschland deutlich an und verharrt seither auf hohem Niveau. 2024 fehlte demnach jeder Arbeitnehmer im Schnitt 14,8 Tage. Früher hatte der Schnitt bei elf Krankheitstagen gelegen.

Im Podcast „Mal Grupp gesagt“ hatte der Unternehmer mit dem Hang zu klaren Worten vor kurzem von einer neuen Mitarbeiterin erzählt, die sich schon in der Probezeit zwei Wochen krank gemeldet habe. Er habe ihr daraufhin gekündigt und dem behandelnden Arzt einen bösen Brief geschrieben, in dem er ihm vorwarf, die Frau leichtfertig krank geschrieben zu haben. Doch dies war kein Einzelfall, wie Grupp in der ZDF-Sendung einräumte. „Es gibt kaum einen Arzt in unserem Umfeld, dem ich nicht einen satten Brief geschrieben habe.“ Eine klare Linie gegenüber „Scheinkranken“ werde auch von den anderen Mitarbeitern erwartet, glaubt Grupp.

Krankheitsfälle sind auch unter Mitarbeitern ein Thema

So ist der Krankenstand auch innerhalb der Belegschaft ein Thema. Wenn jemand sechs- oder siebenmal im Jahr krank sei, sorge das durchaus für Ärger und Unruhe unter den Kolleginnen und Kollegen, sagte der langjährige Betriebsratschef Karl-Josef Schober ebenfalls dem ZDF. Auch er sieht ein Problem in den Praxen. Sein eigener Hausarzt habe eingeräumt, jemanden gleich für eine ganze Woche krank zu schreiben. Dies geschehe oft aus Überlastung. „Wenn ich das nicht mache, kommen die Leute ja gleich wieder.“

Tatsächlich gilt der Krankenstand bei Trigema noch als vergleichsweise niedrig. Ein Gesundheitsprogramm mit festen Gymnastikpausen während der Arbeitszeit soll dabei helfen. Wer sich zwei Monate nicht krank meldet, erhält einen 50-Euro-Tank-Gutschein.

Verantwortung und Haftung: Grupp fordert Rückkehr zu alten Werten

Allerdings kann sich Grupp durchaus an noch bessere Zeiten erinnern. Als die Lohnfortzahlung in den 1990er Jahren noch auf 80 Prozent begrenzt gewesen sei, seien die Fehlzeiten noch geringer ausgefallen. „Wir brauchen wieder mehr Verantwortung und Haftung zurück“, lautet Grupps Überzeugung. Dies bezieht er aber nicht nur auf Mitarbeiter, sondern mehr noch auf die Unternehmer. „Der Unternehmer muss vorleben.“ Auch er habe in den Jahrzehnten auf den Chefposten nie blaugemacht.

Teile der Wirtschaft fordern die Einführung eines Karenztages, also eines ersten unbezahlten Krankheitstages. Grupp sieht das eher kritisch. Für „echte Kranke“ hat er durchaus Verständnis. Wer an einer schweren Krankheit leide, erhalte von ihm sogar einen persönlichen Brief mit Genesungswünschen. Wer hingegen an Fasnacht oder anderen Feiertagen zu lange gefeiert habe und deshalb nicht arbeitsfähig sei, solle sich nicht krank schreiben lassen, sondern „ehrlicherweise einen Tag Urlaub nehmen“, findet Grupp.

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Erstellt:
6. Juni 2025, 12:32 Uhr

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