Fetales Alkoholsyndrom
Trinken in der Schwangerschaft: Tausende Babys mit Behinderung geboren
Einmal ist keinmal? Das gilt nicht für Schwangere. Wenn Frauen in der Schwangerschaft trinken, kann das schwere Behinderungen beim Kind nach sich ziehen. Werdende Mütter müssen sich daher im Verzicht üben.
Von Markus Brauer/dpa
Alkohol ist ein Zellgift. Schon der einmalige Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann dem ungeborenen Kind massiv schaden. Über die Nabelschnur nimmt das Kind alles auf, was die Mutter zu sich nimmt – auch den Alkohol.
Was bewirkt Alkohol in der Schwangerschaft beim Kind?
Ein adoptiertes Kind, das nie richtig in die Gesellschaft passt. Eine Mutter, die sich schuldig fühlt. Und nach drei Jahrzehnten endlich die Diagnose: Fetales Alkoholsyndrom. Ein Artikel von @leoniegubelahttps://t.co/ikT7H9gFuZ — taz (@tazgezwitscher) May 7, 2023
Wie viele Fälle von Fetalem Alkoholsyndrom sind bekannt?
Belastbare Fallzahlen für Deutschland sind genauso rar wie aussagekräftige Studien. Eine Untersuchung hat Ludwig Kraus, Institutsleiter des Institut für Therapieforschung (IFT) in München, vor einiger Zeit im Fachmagazin „BMC Medicine“ veröffentlicht.
Nach aktuellen Schätzungen der Bundeszentrale gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von September 2023 werden in Deutschland mehr als 10 000 Kinder pro Jahr mit Fetalen Alkoholspektrum-Störungen geboren. Rund 3000 von ihnen weisen das Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms auf. Betroffene des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) sind demnach in der Regel ein Leben lang auf Hilfe angewiesen.
Gibt es viele unerkannte Fälle?
„Für Deutschland wurden die Zahlen bisher unterschätzt“, so Kraus. Dabei seien FAS und FASD nicht einmal die einzigen möglichen Folgen des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft. Die Zahl der Betroffenen sei schwer zu erfassen, da die Entwicklungsschädigungen oft erst später festgestellt würden.
Da die Erkrankungen nicht meldepflichtig seien, gebe es keine Statistiken. „Es gibt viele FAS- oder FASD-Fälle, die nicht erkannt sind. Viele Kinder haben die Störungen, aber sie sind nicht als diese Störungen diagnostiziert“, erklärt der Mediziner.
Auch der Fraktionsvorsitzender der CSU im Bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, warnt: „Alkohol wird als Risikofaktor für das Kind im Mutterleib nach wie vor unterschätzt.“ Schon der Konsum geringer Mengen Alkohol könne gravierende gesundheitliche Folgen für das ungeborene Kind haben und vielfältige körperliche, geistige und soziale Entwicklungsstörungen verursachen.