Trotz Sperrung stürmt der BKC das Rathaus

Frank Noppers neueste Baustelle hält die Backnanger Narren nicht vom Sturm des OB-Amtssitzes ab

Der Backnanger Karnevals-Club (BKC) startete gestern Abend mit der symbolischen Übernahme der Amtsgeschäfte im Backnanger Rathaus in die fünfte Jahreszeit. Im Vorfeld des Spektakels vor dem historischen Rathaus hatten die Karnevalisten ein besonderes Drehbuch geschrieben und dabei bereits einkalkuliert, dass der OB seinen Platz nicht so einfach räumen würde. Wie erwartet hatte Rathauschef Frank Nopper eine knitze Idee in die Tat umgesetzt...

Witziges Spektakel vor dem Rathaus in Backnang: Gabi Kallfaß und Sara Bay (rechts) vom BKC-Präsidium sowie Nachtwächter Horst Klöpfer haben die Fäden in der Hand.Fotos: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Witziges Spektakel vor dem Rathaus in Backnang: Gabi Kallfaß und Sara Bay (rechts) vom BKC-Präsidium sowie Nachtwächter Horst Klöpfer haben die Fäden in der Hand.Fotos: A. Becher

Von Ingrid Knack

BACKNANG. 18.11 Uhr vor dem Amtssitz des Backnanger Oberbürgermeisters. Die Lohkäs-Trampler unter Leitung von Jürgen Häußermann und Matthias Laib künden unüberhörbar an: Hier ist was geboten. Klar: Es ist der 11.11. – und die Narren sind los. Drei Böllerschüsse unterstreichen das närrische Prozedere. Die BKC-Aktiven und die Vertreter der Gastvereine kommen unter der Regie von Yvonne Laib die Markstraße heruntermarschiert. BKC-Präsidentin Gabi Kallfaß freut sich über die vielen Schaulustigen und begrüßt mit einem kräftigen „Backana Ha-No“ auch die Gastvereine. Darunter die Reichenberger Burghexen, die Murreder Henderwäldler, der Faschingsverein Burgstetten, die 1. Narrenzunft Schwaikheim und die Carnevalsfreunde Württemberg. Zum ersten Mal mit dabei ist Dany Arnold, Vorstand des 1. Fasnetsvereins Steinheim und Schatzmeister beim Landesverband Württembergischer Karnevalvereine.

Mit Sara Bay, ebenfalls Mitglied des BKC-Präsidiums, spricht Gabi Kallfaß über das Thema Nummer eins in der Stadt: An vielen Ecken und Enden wird gebuddelt. Und ausgerechnet zum Narrensturm ist auch beim Rathaus eine Baustelle eingerichtet worden. Der Haupteingang ist verbarrikadiert. Was soll das denn?

Es war angeblich kein Geringerer als Oberbürgermeister Frank Nopper, der die Baustelle aufgebaut hatte, um die Narren umzuleiten – ein Umleitungsschild zeigt unmissverständlich, dass man hier und heute nicht ins Rathaus kommt. Die Baustelle wird sogar von einem Nachtwächter (Horst Klöpfer) bewacht. Was Sara Bay zu den Worten veranlasst: „Aber ich muss sagen, das ist doch jetzt die einzige bewachte Baustelle in Backnang – aber das ist ja auch das Rathaus. Bei den anderen Baustellen ist es wohl egal, ob man ins Loch reinfällt.“

Aus einem Rathausfenster schaut eine Gestalt, die die Narren auf den ersten Blick für einen Bauarbeiter halten. Schnell wird aber durchschaut: Es ist der oberste Verwalter in Backnang, Frank Nopper daselbst. „Wird im Rathaus auch mal was geschafft?“, zeigt sich Gabi Kallfaß provokant. „Das geht euch einen feuchten Dreck an, euch dahergelaufenen Mostköpfen und Narrenkasper“, schimpft der OB los. Woraufhin Kallfaß fragt, ob sie und ihre Mitstreiter das Rathaus heute von einer anderen Seite aus stürmen sollen. „Niemals!“, empört sich der Hausherr. „Ich leite euch Pappnasen aus der Stadt raus.“

Sara Bay: „Jetzt will er uns über die Aspacher Brücke stadtauswärts schicken. Kennt er seine Verkehrsführung in Backnang selbst nicht mehr? Bei den vielen Baustellen ist das auch kein Wunder.“ Gabi Kallfaß lacht und kommentiert: „Doch führt der Weg über die Aspacher Brücke ja als Einbahnstraße nur in die Stadt hinein – und nicht hinaus. Oder will der OB uns etwa zum Güterschuppen leiten? Hat er uns den nicht auch mal versprochen? Das wäre doch ein zentraler Veranstaltungsort für den BKC gewesen.“ Sara Bay: „Aber selbst das hat unser OB ja zur Baustelle gemacht.“ Wieder poltert der OB los: „Wir reißen den Güterschuppen ab, damit solche Krawallbrüder und Rauschkugeln nicht ihr Unwesen treiben können.“ Er wolle die Narren zur Murr oder besser in die Murr hineinleiten, gibt er sich gehässig. Was nicht ohne Buhrufe abgeht.

Jetzt kommt der Nachtwächter ins Visier der Karnevalisten. Ob er die Seiten gewechselt habe, denn ansonsten stehe er ja beim BKC in der Bütt, wird er verbal angegriffen: „Warum bewachst du denn heute – ausgerechnet am 11.11. – diese Baustelle hier am Rathaus?“, wollen die BKCler wissen. „Ich stehe immer noch in Diensten der Stadt – und mein Chef ist deshalb der OB“, lautet die eindeutige Antwort.

Die Karnevalisten lassen nicht locker: Sie setzen auf ihr Baufachwissen, das der OB ihnen nicht zutraut. Einige BKC-Mädels mit Bauhelmen auf dem Kopf wollen die Barrikade nun eigenhändig wegschaffen. Wäre doch gelacht, wenn sie nicht ins Rathaus kämen. Und wenn sie erst mal dort sind, werde das Rathaus über die Zeit ihrer Regierung in der fünften Jahreszeit hell erleuchtet sein – und auch mit dem ewigen Debattieren sei dann Schluss, so Bay. „Bei uns wird zügig gehandelt.“ Gesagt, getan – und plötzlich ist auch der Nachtwächter auf der Seite des BKC. Die Karnevalisten hatten ihn vor die Wahl gestellt: „Kerker mit Wasser und Brot oder Fasching mit Fernet und Sekt.“

OB Nopper hat mittlerweile seinen Fensterplatz verlassen und schreitet durch die Rathaustür. Der Nachtwächter erklärt ihm, dass er bei so viel Charme des weiblichen Narrenvolks nicht anders könne, als dem BKC zu helfen. Außerdem schlage sein Herz einfach für den Verein. „Und auf den Fernet verzichte ich nicht.“

Die Sache spitzt sich zu, der OB hält den Bauzaun fest, die BKC-Aktiven allerdings gewinnen das Spiel. Die Absperrung wird aufgehoben. Nopper wird von den starken Mädels vom Barrikaden-Wegräumtrupp nach vorne gebracht. Für sein Exil in der fünften Jahreszeit haben die BKCler auch schon eine Idee: „Passend zu Ihrem Outfit – in leuchtend Orange – unterstützen Sie Ihre Kollegen vom Bauhof.“ Doch Nopper hat noch eine Forderung. Der BKC soll bei der nächsten Murr- und Flurputzete mithelfen.

Die Übergabe des Rathausschlüssels kann der OB nun nicht mehr verhindern. Die Abordnungen der Gastgesellschaften werden zum Empfang ins historische Rathaus gebeten. Das Publikum draußen wird mit Glühwein bewirtet.

Hurra, der Rathausschlüssel ist in Narrenhand: BKC-Präsidentin Gabi Kallfaß hat ihn dem Backnanger OB Frank Nopper abgenommen.

© Pressefotografie Alexander Beche

Hurra, der Rathausschlüssel ist in Narrenhand: BKC-Präsidentin Gabi Kallfaß hat ihn dem Backnanger OB Frank Nopper abgenommen.

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Erstellt:
12. November 2019, 06:00 Uhr

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