Kriminalität in Baden-Württemberg
Trotz steigender Jugendgewalt fehlt Übersicht zu Präventionsangeboten
Die Jugendkriminalität in Baden-Württemberg ist gestiegen. Die Wirksamkeit von Anti-Gewalt-Programmen bleibt unklar.

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Im Bereich Gewaltkriminalität gab es einen Anstieg um 7,4 Prozent. (Symbolbild)
Von red/epd
Die Jugendkriminalität in Baden-Württemberg ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen bei einfacher Körperverletzung wuchs um 11,8 Prozent auf 3.185, wie das Justizministerium in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme zu einer Anfrage der FDP-Landtagsfraktion berichtet. Im Bereich der Gewaltkriminalität, zu der schwere Delikte wie Raub oder gefährliche Körperverletzung zählen, gab es einen Anstieg um 7,4 Prozent auf 3.255 Tatverdächtige.
Trotz dieser Entwicklung liegt dem Justizministerium nach eigenen Angaben keine landesweite Übersicht zu den bestehenden Gewaltpräventionsprogrammen außerhalb des Strafvollzugs zu verfügen. Die Erhebung dieser Daten sei im verfügbaren Zeitraum nicht möglich gewesen. Ob es für Trainer Standards bei der Ausbildung oder Schwierigkeiten bei der Personalsuche gibt, sei ebenfalls nicht bekannt.
Wirkung von Anti-Gewalt-Programmen bleibt unklar
Auch die Frage, ob solche Programme überhaupt wirken, lässt sich laut Ministerium nicht klar beantworten. Für den Jugendstrafvollzug gebe es bislang keinen „belastbaren Nachweis“, dass Anti-Gewalt-Kurse das Verhalten der Teilnehmer nachhaltig zum Positiven verändern. Studien deuteten aber auf kurzfristige Erfolge hin, etwa bei der Fähigkeit zum Mitgefühl.
Obwohl die Zahlen zur Jugendgewalt zuletzt stiegen, liegen sie im langfristigen Vergleich deutlich unter den Höchstwerten von vor über zehn Jahren. So ist die Zahl jugendlicher Tatverdächtiger bei Gewaltkriminalität seit dem Rekordjahr 2007 um mehr als ein Drittel gesunken. Für das erste Halbjahr 2025 deutet sich laut Ministerium erneut ein Rückgang an. Als eine Ursache für die jüngste Steigerung nennt die Polizei den Einfluss sozialer Netzwerke. Dort würden Jugendliche zur Nachahmung von Taten animiert.