Drohender Handelskrieg

Trumps Frontalangriff

Europa darf sich von den Drohungen des US-Präsidenten im Zollstreit nicht einschüchtern lassen, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn.

US-Präsident Trump will wieder mehr Jobs in die USA holen. Ob ihm das gelingt, indem er einen Zoll-Streit mit dem Rest der Welt vom Zaun bricht, ist eher fraglich.

© SAUL LOEB/AFP

US-Präsident Trump will wieder mehr Jobs in die USA holen. Ob ihm das gelingt, indem er einen Zoll-Streit mit dem Rest der Welt vom Zaun bricht, ist eher fraglich.

Von Knut Krohn

Diplomatie ist für Donald Trump ein Fremdwort. Der US-Präsident ist sprunghaft, glaubt, dass Gesetze für ihn nicht gelten und denkt, dass Unberechenbarkeit eine Stärke sei. Im Zollstreit mit dem Rest der Welt ist er mit diesen Eigenschaften schon mehrere Male auf die Nase gefallen, doch die Lernkurve Trumps scheint eher flach zu sein. Nach seinem ersten Rundumschlag, begleitet von einem bizarren Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses zu Beginn seiner Amtszeit, gingen die Märkte auf Talfahrt und der US-Präsident ruderte schnell wieder zurück.

Trumps manische Fixierung auf Europa

Nun reitet er eine neue Attacke gegen die EU. Seine Fixierung auf Brüssel ist geradezu manisch, aber leicht zu erklären. In Trumps Augen wurde die Union lediglich gegründet, um die USA abzuzocken. Das ist zwar historischer Unsinn, was aber im Weißen Haus niemanden zu interessieren scheint.

Die EU darf sich nicht einschüchtern lassen

Europa darf sich in dieser Situation von Trump nicht einschüchtern lassen. Das Ziel des US-Präsidenten ist es, die EU zu spalten und zu destabilisieren. Der wirtschaftliche Frontalangriff muss mit Ruhe und Geschlossenheit gekontert werden – und gleichzeitig muss die EU verhandlungsbereit bleiben. Wenn Brüssel bei den Gesprächen anbietet, auch einige Überregulierungen im Außenhandel abzubauen, wird das zudem nicht zum Schaden der eigenen Wirtschaft sein. Die Union darf dabei aber nicht von ihren Kernüberzeugungen abrücken, nur um Trump entgegenzukommen. Der größte Binnenmarkt der Welt kann dem US-Präsidenten in diesem Fall auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein entgegentreten.

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Erstellt:
1. Juni 2025, 15:50 Uhr

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