Empörung über „Sprachverbote“: Aufsicht weist Kritik zurück

dpa/lsw Freiburg. Eine Grundschülerin unterhält sich in der Pause mit einer Freundin auf Türkisch. Daher soll sie eine Strafarbeit schreiben über das Thema: „Warum wir in der Schule Deutsch sprechen“. Dies sorgt für Empörung.

Die Strafarbeit für eine Drittklässlerin, die in der Schulpause mit einer Freundin Türkisch sprach, ist nach Überzeugung des Regierungspräsidiums Freiburg kein Fall von Diskriminierung. „Die Schule und die Schulaufsicht bedauern, dass das Angebot eines persönlichen Gesprächs von den Eltern nicht angenommen wurde und die offensichtlichen Missverständnisse nicht auf diesem Wege ausgeräumt werden konnten“, teilte die Behörde am Donnerstag mit.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland, die Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland und der Bund der türkischen Lehrervereine in Deutschland hatten sich empört über den Vorfall gezeigt. Die Verbände fordern eine offizielle Entschuldigung bei der Schülerin und deren Familie. In einem Brief unter anderem an die Kultusministerkonferenz und die Grundschulleitung verlangten sie zudem eine Stellungnahme der Schule bezüglich des Vorgehens der Lehrerin.

Laut Regierungspräsidium gehört die Vorgabe „Wir sprechen alle die deutsche Sprache“ zu den Klassenregeln der Grundschule, an der 43 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund haben. Die Lehrerin habe auf dieser Grundlage gehandelt, als sich Mitschüler beschwerten, weil das Mädchen sich mit einem anderen Mädchen auf Türkisch unterhielt. „Das Staatliche Schulamt Donaueschingen wird sich gemeinsam mit der Schule dafür einsetzen, die Kommunikation mit der Elternschaft auf diesem pädagogischen Feld zu intensivieren und damit zu verbessern“, erklärte die Behörde.

Von den türkischen Verbänden hieß es: „Kinder haben das Recht, ihre Muttersprache(n) zu sprechen. Dies muss für Französisch und Englisch genauso gelten wie für Türkisch, Arabisch oder Polnisch. Anstelle von Sprachverboten sollte vielmehr die Anerkennung, die Wertschätzung und die institutionelle Förderung der Mehrsprachigkeit und damit auch der Herkunftssprachen im Vordergrund stehen.“ Das Beispiel aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis zeige, dass es eine diskriminierende Haltung gegenüber dem Türkischen gebe. Dies gefährde den sozialen Frieden.

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Erstellt:
23. Juli 2020, 15:32 Uhr

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