„TÜV“ für elektronische Suchtbehandlung gefordert

dpa/lsw Heidelberg/Neunkirchen. Der Fachverband Sucht fordert eine Art „TÜV“ für elektronische Programme zur Prävention und Behandlung von Suchtproblemen. „Hinz und Kunz kann derzeit Angebote ins Internet stellen, die hinsichtlich Datensicherheit und fachlicher Seriosität völlig ungeprüft sind“, sagte die Psychiaterin und Suchtexpertin Monika Vogelgesang anlässlich des Kongresses des Fachverbands Sucht am Mittwoch in Heidelberg. Es existierten bislang keine Qualitätskontrollen. Zum Teil steckten hinter Angeboten für „E-Mental-Health“ kommerzielle Interessen, tauchten etwa bei Programmen gegen Alkoholsucht Wein-Werbungen oder auch gratis zugeschickte Flaschen auf. „Der Nutzer muss auf ein Siegel vertrauen können.“

Vogelgesang, Chefärztin einer Reha-Klinik im saarländischen Neunkirchen, fürchtet, dass „E-Mental-Health“ auch deshalb gepuscht werde, um Stellen für Psychologen und Psychotherapeuten einzusparen. Den Kontakt zwischen Arzt und Patient könne aber kein Algorithmus ersetzen. Allerdings könnten solche neuen Möglichkeiten zur ersten Selbstdiagnose sowie zu Vor- und Nachbereitung von Sucht-Therapien hilfreich sein. Für individuelle Hilfe seien die Programme zu schematisch: „Der Mensch ist eben kein Werkstück, das mittels Fragebogen bearbeitet werden kann.“

Auf der anderen Seite kreierten technologische Möglichkeiten immer neue Störungen, wie sie an jungen Männern aus der Gamer-Welt zu beobachten seien. Diese vernachlässigtem wegen obsessiven Spielens in virtuellen Räumen jegliche Verpflichtungen.

Chancen und Risiken der Digitalisierung sind Thema beim Kongress des Fachverbandes. Er vertritt 95 Mitgliedseinrichtungen.

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Erstellt:
26. Juni 2019, 06:01 Uhr

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