Überlegungen zu einem Nahwärmenetz in Kirchberg
Das Thema kommt im Gemeinderat in Zusammenhang mit der kommunalen Wärmeplanung und dem geplanten Hallenneubau aufs Tapet.

© Pressefotografie Alexander Becher
Die Karten in Sachen Heizung werden in Zusammenhang mit dem Neubau der Gemeindehalle in Kirchberg neu gemischt. Foto: Alexander Becher
Von Ingrid Knack
Kirchberg an der Murr. Ein Nahwärmenetz in Kirchberg an der Murr, an das einmal die drei benachbarten öffentlichen Gebäude Gemeindehalle, Schule und Sporthalle sowie weitere private Gebäude angeschlossen sein werden oder nicht, das war die Frage im Kirchberger Gemeinderat. Um in das Thema einzuführen, hatte Bürgermeister Frank Hornek Diplom-Ingenieur Josef Broll von der Energieagentur Rems-Murr eingeladen. Die Ausführungen des Experten seien nur ein „erster Aufschlag“, sagte Hornek. „Das Ganze ist eine Riesenthematik.“ Das Thema stehe gerade jetzt auf der Tagesordnung, weil sich die Kommune dazu entschlossen habe, eine kommunale Wärmeplanung auf den Weg zu bringen, auch wenn dies für Kirchberg nicht wie bei größeren Kommunen verpflichtend sei – den kleineren Gemeinden werde eine solche nur empfohlen. Ein Schwerpunktthema in der nächsten Zeit wie der Neubau der Gemeindehalle erfordere deshalb Überlegungen auch in Richtung Nahwärmenetz.
Durch eine kommunale Wärmeplanung sollen die Kommunen in Baden-Württemberg einen Fahrplan für eine klimaneutrale Wärmeversorgung erarbeiten. Die Stadt Backnang hatte im vergangenen Jahr bei den Kommunen der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft (vVG) nachgefragt, ob sie sich an einem sogenannten interkommunalen Planungskonvoi für eine freiwillige Wärmeplanung beteiligen wollen. Der Kirchberger Gemeinderat hatte sich einstimmig dafür ausgesprochen.
Die Halle wird in einigen Jahren abgerissen
Hornek erklärte nun, als Ergebnis der kommunalen Wärmeplanung sei zu erwarten, dass zumindest für einen Teilbereich Kirchbergs eine Nahwärmeversorgung angeraten werde. „Von dem her hätten wir jetzt sagen können, dann warten wir doch noch das Dreiviertel- oder das Jahr ab, bis die kommunale Wärmeplanung beendet ist, und dann wissen wir, was die wirklich empfehlen.“ Weil aber der Neubau der Gemeindehalle anstehe, sei es sinnvoll, sich schon zu diesem frühen Zeitpunkt Gedanken über das Thema Heizung zu machen.
„Wir haben in der alten Gemeindehalle eine alte Heizzentrale, aus der seit über 30 Jahren die Schule, die Gemeindehalle und die Sporthalle versorgt werden“, so Hornek. Nun wird aber die bestehende Halle in einigen Jahren abgerissen – bis dahin soll nebenan die neue Halle gebaut sein. Mit einer Heizzentrale, die wieder diese drei kommunalen Gebäude versorgt? Oder: „Theoretisch könnte man auch sagen: Nein, wir versorgen Gebäude für Gebäude. Ich denke nicht, dass es die Lösung sein wird“, erläuterte Hornek und schob noch eine weitere Variante nach: Könnte es auch die Lösung sein, dass man sagt, „das ist ein guter Ausgangspunkt mit kräftigen Verbrauchern und wir marschieren dann weiter in Straßenbereiche rein und bieten dann auch Privaten an, sich an diese Nahwärme anzuschließen“? Von der Variante, für die sich das Gremium entscheidet, hängt nicht nur die Dimensionierung der Heizzentrale ab. Hornek weiter: „Es ist mithin auch die Frage, was denn das überhaupt für eine Heizzentrale sein soll.“ Sprich: Mit was soll geheizt werden? In Deutschland sei es heute einfacher zu wissen, „was man nicht machen darf in dem Punkt, als zu wissen, was die Zukunftslösung sein könnte. Von dem her ist es wieder etwas ungeschickt, noch ein Jahr abzuwarten und unserem Architekten der Gemeindehalle zu sagen, wir wissen es selber nicht. Sondern wir müssen uns herantasten an das Thema Nahwärmeversorgung und wir sollten lieber früher als später dann auch entschieden haben, wir machen die Nahwärmeversorgung oder wir lassen’s bleiben.“
Nur in einem Teilbereich Nahwärme anzubieten, hält der Bürgermeister für problematisch
Klar, von einer Entscheidung sind die Gemeinderäte derzeit noch weit weg – in jener Sitzung vergaben sie erst einmal Aufträge für Planungen des Hallenneubaus in anderen Bereichen für rund 230.000 Euro. Doch die Ausführungen von Josef Proll und die Diskussionsbeiträge haben unter anderen gezeigt: Ein Nahwärmenetz lässt sich hier eher nicht wirtschaftlich betreiben. Nur in einem Teilbereich von Kirchberg Nahwärme anzubieten, das hält Bürgermeister Hornek obendrein für problematisch. Denn dann kämen hohe Investitionen der Kommune nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zugute. Ferner gab der Rathauschef zu bedenken: Eine Entscheidung für eine Nahwärmeversorgung wäre „eine Entscheidung auf Jahrzehnte“.
Josef Broll sprach neben heute gängigen Wärmeerzeugern auch einige innovative Techniken an, die derzeit getestet werden, wie saisonale Wärmespeicher oder kalte Nahwärme. Bei Letzterer müssten zusätzlich noch in den einzelnen Gebäuden Wärmepumpen eingebaut werden. Für effiziente Wärmenetze und Gebäude gibt es ein Förderprogramm des Bundes, bei dem bis zu 40 Prozent der Kosten bezuschusst werden können. Die bestehenden Gasleitungen könnten übrigens laut Broll nicht für ein Nahwärmenetz verwendet werden.