Eissmann aus Bad Urach

Übernahme bei kriselndem Autozulieferer – Hunderte Jobs in Deutschland gesichert

Die Eissmann-Gruppe aus Bad Urach, die auch Mercedes und Porsche beliefert, kann durch einen Investor ein Insolvenzverfahren beenden. Im Inland sollen Hunderte Jobs erhalten bleiben.

Die Eissmann-Gruppe wird von der  Axent Capital Partners AG übernommen.

© Eissmann/cf

Die Eissmann-Gruppe wird von der Axent Capital Partners AG übernommen.

Von Sebastian Winter

Die finanziell angeschlagene Eissmann-Gruppe aus Bad Urach hat einen Investor: Die Axent Capital Partners AG aus der Schweiz übernimmt den Automobilzulieferer mit sofortiger Wirkung. Das sichere etwa 3200 Mitarbeitern weltweit und darunter Hunderten Mitarbeitern in Deutschland ihre Jobs, heißt es in einer Pressemitteilung von Axent Capital Partners.

Durch die Übernahme sei die im März 2024 angemeldete Insolvenz der Eissmann Automotive Deutschland GmbH beseitigt. Die ausländischen Tochtergesellschaften des Unternehmens seien von der Insolvenz nicht betroffen gewesen. Das Unternehmen hat im Ausland Standorte in Europa, Amerika und Asien.

Eissmann ist spezialisiert auf die Produktion von Leder- und Textilmaterialien zur Bekleidung von Sitzen und weiteren Bestandteilen der Innenausstattung von Autos. Das Unternehmen beliefert unter anderem die Stuttgarter Automobilhersteller Mercedes und Porsche. Außerdem gehören Rolls-Royce, Bentley, Lamborghini, Bugatti, Aston Martin, BMW und Audi zu seinen Kunden.

„Kein weiterer Stellenabbau geplant“

Der angeschlagene Autozulieferer baute in der Vergangenheit sukzessive Stellen im In- und Ausland ab. Zuletzt wurde zum 1. September das Werk in Gera geschlossen, wovon 220 Mitarbeiter betroffen waren. Einst arbeiteten dort doppelt so viele Menschen. Im Stammsitz in Bad Urach wurden fast zeitgleich 43 Mitarbeiter gekündigt. Durch weiteren Stellenabbau im Ausland blieben von weltweit einst etwa 5000 Stellen noch 3200 übrig. Diese seien nun gesichert.

„Es ist kein weiterer Stellenabbau geplant. Im Gegenteil: Im Grunde wird jetzt auch versucht Wachstum zu erzielen, damit auch wieder mehr Menschen eingestellt werden können“, sagte ein Sprecher der Axent Capital Partners auf Nachfrage unserer Redaktion.

In Deutschland können damit 440 Menschen vorerst an ihren Arbeitsplätzen festhalten: 140 am Hauptsitz in Bad Urach und 300 im Werk in Pirna. Einst beschäftigte das Unternehmen etwa 1000 Mitarbeiter im Inland.

Neue Führung sieht „große Wachstumschancen“

Die Übernahme umfasst laut Mitteilung den Kauf der Vermögenswerte der Eissmann Automotive Deutschland GmbH und Beteiligungen an den ausländischen Tochtergesellschaften. Die Vermögenswerte wurden demnach in die neu gegründete Eissmann Deutschland GmbH überführt, die vollständig im Besitz von Axent Capital Partners ist.

Als gemeinsame CEOs übernehmen Tobias Hundertmark und Sebastian Knappe die Führung der Eissmann-Gruppe. Beide sind Gründer von Axent Capital Partners und führen das Unternehmen. „Für die Eissmann-Gruppe sehen wir große Wachstumschancen und so gute Voraussetzungen zur Rückgewinnung der Profitabilität“, wird Hundertmark in der Mitteilung zitiert.

Umsatzziel von bis zu 450 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren

Die neue Führung will die Position als Direktzulieferer der Automobilhersteller auszubauen. Zudem sollen neue Marktsegmente erschlossen werden, beispielsweise durch eine Kooperation mit einem Luxus-Reisegepäckanbieter.

Der Neustart von Eissmann soll den Angaben nach nahezu schuldenfrei erfolgen. Für das erste Jahr sei ein Umsatz von 320 Millionen Euro geplant, der innerhalb von drei Jahren auf 400 bis 450 Millionen Euro ansteigen soll.

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Erstellt:
6. Oktober 2025, 12:24 Uhr
Aktualisiert:
6. Oktober 2025, 13:03 Uhr

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