Umfrage: Jeder Fünfte würde Linksbündnis befürworten

dpa Berlin. Seit es in den Umfragen abwärts geht, warnt die Union vor einem möglichen Linksbündnis nach der Bundestagswahl. Eine Befragung zeigt jetzt: Eine unionsgeführte Jamaika-Koalition hätte weniger Fans.

Die Linke macht Wahlkampf in Berlin. Foto: Paul Zinken/dpa

Die Linke macht Wahlkampf in Berlin. Foto: Paul Zinken/dpa

Gut drei Wochen vor der Bundestagswahl ist ein Linksbündnis einer Umfrage zufolge bei den Bürgern beliebter als ein unionsgeführtes Dreierbündnis.

Wie die Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab, würde jeder Fünfte eine Koalition aus SPD, Grünen und Linkspartei voll und ganz oder eher befürworten. Einem Bündnis aus SPD, Grünen und FDP würden fast ebenso viele zustimmen, einer Koalition aus Union, Grünen und FDP dagegen nur etwas mehr als jeder Achte. Zugleich wird eine solche Jamaika-Koalition auch von mehr Bürgern abgelehnt als Rot-Grün-Rot oder die Ampel mit SPD, Grünen und FDP.

Diskussion über Bündnis

Zuletzt hatte vor allem die Union eine Diskussion über ein Linksbündnis forciert und von SPD wie Grünen gefordert, eine Koalition mit der Linkspartei auszuschließen. Beide Parteien vermieden dies bislang, distanzierten sich aber von Positionen der Linken. So machte SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ein klares Bekenntnis zur Mitgliedschaft in Nato und EU zur Bedingung für alle potenziellen Koalitionspartner. Die Linke will, dass Deutschland die Nato verlässt.

Noch beliebter als SPD-geführte Bündnisse mit Grünen und Linken oder Grünen und FDP wäre der Umfrage zufolge eine rot-grüne Koalition. Auch eine erneute große Koalition von Union und SPD hat mehr Befürworter und weniger Gegner. Beide hätten derzeit allerdings keine Mehrheit.

Union und Grüne rutschen ab in Wählergunst

Die YouGov-Umfrage bestätigt zugleich den Aufwärtstrend der SPD in der Wählergunst: Die Sozialdemokraten kommen demnach auf 25 Prozent und erzielen einen Punkt mehr als in der Vorwoche. Die Union rutscht dagegen um zwei Punkte auf 20 Prozent ab. Die Grünen verlieren einen Punkt auf 15 Prozent. Die FDP bleibt bei 13 Prozent, die AfD kommt auf 12 Prozent (plus eins). Die Linke liegt unverändert bei 8 Prozent.

Der Umfrage zufolge will jeder fünfte Befragte, der bei der vergangenen Bundestagswahl 2017 die Union wählte, dieses Mal für die SPD stimmen. Auch 17 Prozent der damaligen Grünen-Wähler wollen demnach zur SPD wechseln - im Gegenzug aber auch 13 Prozent der früheren SPD-Wähler zu den Grünen. Knapp 60 Prozent der Befragten gaben an, sich endgültig entschieden zu haben, wen sie wählen wollten. 27 Prozent wollen das erst zu einem späteren Zeitpunkt tun.

Scholz schneidet besser ab als Konkurrenten

Könnte man am Wahltag direkt über den Kanzler oder die Kanzlerin abstimmen, würden sich 27 Prozent für den SPD-Kandidaten Olaf Scholz entscheiden. Auf Platz zwei liegt in der Umfrage der Spitzenkandidat der FDP, Christian Lindner. Nur 9 Prozent würden die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock direkt zur Kanzlerin wählen, nur 8 Prozent den Kandidaten der Union, Armin Laschet. Auch diejenigen, die 2017 die Union wählten, kreuzten hier am häufigsten Scholz an.

Bei der Bewertung der politischen Arbeit schneidet Scholz ebenfalls deutlich besser ab als seine Konkurrenten: 38 Prozent der Befragten bewerteten seine Arbeit als eher oder sehr gut, 22 Prozent als eher oder sehr schlecht. Baerbock wurde von 17 Prozent eher oder sehr gut sowie von 50 Prozent eher oder sehr schlecht bewertet, Laschet von 13 Prozent eher oder sehr gut sowie von 54 Prozent eher oder sehr schlecht.

Gefragt nach den fünf wichtigsten Themen für die Bundestagswahl wurden am häufigsten Rente und Altersversorgung, Umwelt- und Klimaschutz, Gesundheitsversorgung sowie Wohnen und Mieten genannt. Die größte Kompetenz beim Thema Umwelt- und Klimaschutz wird den Grünen zugeschrieben, in den anderen Bereichen führt die SPD.

Grundsätzlich spiegeln Wahlumfragen allerdings nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Sie sind außerdem immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.

© dpa-infocom, dpa:210903-99-74767/3

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Erstellt:
3. September 2021, 06:46 Uhr

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