Ungerade, handgemacht, lebendig

Das Plakat zur Bewerbung des Backnanger Straßenfestes ist von Hellmut G. Bomm überarbeitet worden. Herausgekommen sind drei Varianten, von denen eine in Druck gehen und aufgehängt werden soll. Die Entscheidung darüber überlässt die Stadtverwaltung der Bürgerschaft.

Der Backnanger Grafikdesigner Hellmut G. Bomm gestaltet schon seit vielen Jahren die besonderen Bierkrüge für das Backnanger Straßenfest. Zuletzt hatte die Stadt auch drei neue Entwürfe für das Straßenfest-Plakat bei ihm in Auftrag gegeben.  Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Der Backnanger Grafikdesigner Hellmut G. Bomm gestaltet schon seit vielen Jahren die besonderen Bierkrüge für das Backnanger Straßenfest. Zuletzt hatte die Stadt auch drei neue Entwürfe für das Straßenfest-Plakat bei ihm in Auftrag gegeben. Foto: J. Fiedler

Von Bernhard Romanowski

Backnang. Dem im Oktober ausgerufenen Motto „Von Backnang – für Backnang“ zum 50. Straßenfest folgt der erste sichtbare Schritt: Ein neues Plakat soll auf die Veranstaltung aufmerksam machen, die für den 24. bis 27. Juni terminiert ist. Das neu gestaltete Werbeschild soll von der Bevölkerung mit ausgesucht werden. Bürgerbeteiligung ist das Stichwort, unter dem das dreiköpfige Team des neuen Festivalbüros im Kultur- und Sportamt der Stadt Backnang – Lilli Büchele, Sanoj Abraham und Violetta Zobel – die drei Vorschläge ab heute zur Abstimmung stellt.

„Alle Entwürfe stammen vom Backnanger Grafiker Hellmut G. Bomm, der bereits mit großem Feingefühl und langer Tradition die Motive der Straßenfestkrüge gestaltet hat“, erklärt das Orga-Trio. Bei den neuen Motiven waren verschiedene Aufgabenstellungen zu erfüllen: Vor allem die Verbindung von Tradition und Moderne sollte zum Jubiläum des Straßenfestes besonders herausgestellt werden. Eine Herausforderung, die dem Grafikdesigner viel Spaß gemacht hat, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt.

Das Motiv, wie man es seit Jahren auf den Plakaten zur Ankündigung des Straßenfestes gesehen hat, sei bis zuletzt so etwas wie eine heilige Kuh gewesen, schmunzelt der Grafiker Bomm und verweist auf seine Tochter, die auch der Meinung sei, dass sich nichts daran ändern dürfe. Schließlich habe das Plakat auch einen Wiedererkennungswert. Das weiß Bomm freilich auch und das machte seinen Auftrag eben auch ein bisschen kniffliger.

Denn man hat es mit einem Neustart der Veranstaltung zu tun, will aber zugleich „back to the roots“, also zurück zu den Wurzeln, da das Fest über die Jahre doch deutlich seinen ursprünglichen Charakter eingebüßt habe, wie nicht wenige Leute meinen. „Das Ungerade, Handgemachte, Lebendige soll wieder durchscheinen“, wie Bomm es zusammenfasst und dann auch grafisch umgesetzt hat.

Die bisherige Blockschrift passe daher nicht mehr, so eine seiner ersten Änderungen. Die Schrift auf den drei neuen Entwürfen ist darum wieder mit der Hand gezogen. „So wie es Werner Lehmann beim ersten Plakat vor 50 Jahren gemacht hat: alles freihändig. Das hatte einen unheimlichen Charme. Des isch so richtig Straßefeschd“, schwärmt Bomm von der Arbeit seines Vorgängers. Die typischen Elemente hat Bomm erhalten. Der Schirm und das Rathaus kommen in Variante eins besonders stark zur Geltung. Hier hat Bomm auch kleine Piktogramme zu den Aktivitäten und Angeboten des Festes eingearbeitet wie die Bier- und Weingläser, Musikinstrumente und Brezeln. In Variante zwei fehlen diese, dafür ist die Dame mit dem wallenden Haar umso prominenter zu sehen. Bomm: „Hier kommt die Frau dem Urentwurf von Werner Lehmann wieder sehr nahe. Sie ist knackiger und lebendiger als die Dame, die sich im Laufe der Jahre eingeschlichen hat.“

Variante drei geht das Wagnis ein, sich doch mehr vom Bekannten zu entfernen und eine ganz neue Anmutung zu wählen. In dem bunten Reigen der Dinge um die Schrift in der Kreismitte findet sich hier auch eine männliche Figur. Bomm hatte dabei den bekannten Schwabenrocker Wolle Kriwanek vor Augen, wie er sagt.

Alle drei Entwürfe sind in der Farbgebung am Original orientiert. Auch der grafische Stil entspricht immer noch der Entstehungszeit des Straßenfestes Anfang der 1970er-Jahre, als die Flower-Power-Ästhetik der Hippiebewegung und die Pop-Art mit teils im Jugendstil entlehnten Darstellungen die Sehgewohnheiten im öffentlichen Raum prägten. „Ich bin sehr gespannt, für welches Plakat die Backnanger Bürger sich entscheiden werden.“

Alle drei Entwürfe sind
in der Farbgebung am
Original orientiert.
Ungerade, handgemacht, lebendig
Variante eins des Straßenfest-Plakats betont das Motiv des Schirms und hat eine andere Schrift als Variante zwei mit der dafür dominanteren Dame und ihrer Haarpracht. Variante drei unterscheidet sich noch deutlicher in der Anmutung. Repros: Stadt Backnang

Variante eins des Straßenfest-Plakats betont das Motiv des Schirms und hat eine andere Schrift als Variante zwei mit der dafür dominanteren Dame und ihrer Haarpracht. Variante drei unterscheidet sich noch deutlicher in der Anmutung. Repros: Stadt Backnang

Ungerade, handgemacht, lebendig
Das Abstimmungsverfahren

Aufruf Alle Backnangerinnen und Backnanger sind nun aufgerufen, für ihr favorisiertes Plakat abzustimmen.

Homepage Für die Abstimmung wurde mit dem Backnanger Start-up-Unternehmen Social Synergy eine Seite im Internet eingerichtet, auf der man für die persönlich favorisierte Plakatversion abstimmen kann.

Stimmkarte Per Haushaltsverteilung erhalten zudem alle Backnanger Haushalte eine Abstimmungskarte bequem nach Hause geliefert. Auf dieser Karte kann man analog sein Kreuzchen setzen und sie dann zurückschicken.

QR-Code Auf der Abstimmungskarte findet man auch einen QR-Code zum Abscannen mit dem Smartphone und den direkten Link zur Online-Abstimmung. Unter allen Teilnehmern werden zehn Schirme im exklusiven Straßenfest-Design verlost.

Frist Die Abstimmung läuft vom 22. Januar bis 6. Februar. Den Zugangslink zur Abstimmung und alle Infos gibt es online unter www.backnang.de/backnanger-strassenfest.

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Erstellt:
22. Januar 2022, 06:00 Uhr

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