Uniper drückt bei Datteln 4 aufs Tempo

dpa Düsseldorf. Der Energiekonzern Uniper will klimaneutral werden - und gleichzeitig das Steinkohlekraftwerk Datteln in Betrieb nehmen. Die Einnahmen aus Datteln seien nötig, um in die CO2-Reduzierung investieren zu können, sagt Konzernchef Schierenbeck.

Das Uniper Kohle-Kraftwerk Datten 4 mit dem Dortmund-Ems-Kanal. Der Uniper Konzern will klimaneutral werden. Foto: Bernd Thissen/dpa

Das Uniper Kohle-Kraftwerk Datten 4 mit dem Dortmund-Ems-Kanal. Der Uniper Konzern will klimaneutral werden. Foto: Bernd Thissen/dpa

Der Energiekonzern Uniper drückt bei der Inbetriebnahme seines Steinkohlekraftwerks Datteln 4 aufs Tempo. „Das Projekt schreitet sehr gut voran“, sagte Vorstandschef Andreas Schierenbeck am Dienstag in Düsseldorf.

Die Anlage sei im Probebetrieb erstmals mit voller Last gelaufen. Uniper will das Kraftwerk im Sommer in den kommerziellen Betrieb bringen.

Datteln 4 ist zum aktuellen Symbol der Auseinandersetzung um die Energiepolitik der Bundesregierung geworden. Kohlegegner wollen die Inbetriebnahme des letzten in Deutschland gebauten Steinkohlekraftwerks verhindern. In den vergangenen Wochen hatten sie zeitweise Teile der Anlage besetzt.

Uniper brauche die Einnahmen aus Datteln, um das Ziel der klimaneutralen Stromproduktion im Jahr 2035 zu erreichen, sagte Schierenbeck. Der Konzern will bis 2025 mit Ausnahme von Datteln seine anderen Kohlekraftwerke in Deutschland stilllegen. Klimaneutral heißt aber nicht, dass die europäischen Uniper-Kraftwerke ab 2035 kein CO2 mehr ausstoßen. Die verbliebenen Mengen sollen dann kompensiert werden, sagte Schierenbeck.

Datteln 4 soll nach Angaben von Uniper-Finanzvorstand Sascha Bibert künftig pro Jahr rund 100 Millionen Euro zum Gewinn beitragen. Die Investitionskosten von rund 1,5 Milliarden Euro ließen sich aber nicht zurückverdienen. Es laufen aber weiterhin Klagen gegen die vollständige Immissionsschutzgenehmigung für die Anlage. Daher bestehe „das bedeutende Einzelrisiko, dass alle bisher getätigten und geplanten Investitionen abgeschrieben werden müssen“, heißt es im Uniper-Geschäftsbericht.

In den kommenden Jahren will Uniper als drittgrößtes börsennotiertes Energieunternehmen in Deutschland mehr Strom aus CO2-freier Produktion verkaufen. Dazu habe man langfristige Abnahmeverträge für Wind- und Solarstrom abgeschlossen. Dieser Bereich solle weiter ausgebaut werden. Ein zunehmendes Gewicht wird auch das Gasgeschäft bei Uniper bekommen. Schon heute entfielen auf den Handel und die Stromproduktion mit Gas fast 60 Prozent der Einnahmen. Der Ausstieg aus Kohle und Kernkraft werde für eine bessere Auslastung der Gaskraftwerke sorgen.

Wenig Neues gibt es nach Schierenbecks Darstellung im Verhältnis zum Großaktionär Fortum. „Wir sind in konstruktiven Gesprächen.“ Die Finnen warten auf eine Freigabe aus Russland, um ihre Beteiligung an Uniper von 50 auf über 70 Prozent aufstocken zu können. Bei den geforderten Zusagen für die Uniper-Mitarbeiter gebe es noch keine Einigung mit Fortum, sagte Schierenbeck.

Uniper hat im vergangenen Geschäftsjahr wieder schwarze Zahlen geschrieben. 2019 erzielte das Unternehmen einen Konzernüberschuss von 644 Millionen Euro, nach einem Verlust von 442 Millionen ein Jahr zuvor. Dies war vor allem einem positiven Effekt aus Termingeschäften mit Rohstoffen geschuldet, mit denen Uniper das Strom- und Gasgeschäft gegen Preisschwankungen absichert. Für 2019 will Uniper eine höhere Dividende ausschütten als geplant. 1,15 Euro je Aktie sollen Anteilseigner erhalten, das sind 28 Prozent mehr als im Vorjahr.

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Erstellt:
10. März 2020, 13:22 Uhr

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