Unterkunft wird in Kürze bezogen

Der Rems-Murr-Kreis reaktiviert die Gemeinschaftsunterkunft in der Fritz-Schweizer-Straße in Murrhardt. Kommende Woche ziehen dort wieder geflüchtete Menschen ein, nachdem der Standort zwischenzeitlich unbewohnt war.

Die Gemeinschaftsunterkunft in der Murrhardter Fritz-Schweizer-Straße wird vom Landkreis reaktiviert. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die Gemeinschaftsunterkunft in der Murrhardter Fritz-Schweizer-Straße wird vom Landkreis reaktiviert. Foto: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

Murrhardt. Die Zahl der Menschen, die auf der Flucht etwa vor Krieg und Vertreibung in Deutschland Schutz suchen, ist wieder gestiegen. „Im Oktober und November hat sich die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, vervierfacht, und wir bekommen als Landkreis die Menschen sehr schnell vom Land Baden-Württemberg aus der Erstaufnahme zugewiesen“, ließ sich Landrat Richard Sigel unlängst noch im Gespräch mit unserer Zeitung vernehmen. Es besteht also Handlungsbedarf: Wie bereits von uns berichtet, wird der Rems-Murr-Kreis die Gemeinschaftsunterkunft in der Fritz-Schweizer-Straße in Murrhardt reaktivieren. Kommende Woche werden dort wieder geflüchtete Menschen einquartiert.

Rund 30 Personen sollen dort Obdach finden. Zunächst war geplant, das Erdgeschoss mit geflüchteten Familien, Ehepaaren und Frauen zu belegen, und erst gegen Ende des Monats war dann die Belegung des Obergeschosses mit männlichen Einzelpersonen geplant. Das hat sich mittlerweile geändert. „Das Obergeschoss wird früher belegt als gedacht, nämlich nicht erst Ende des Monats, sondern genau wie das Erdgeschoss schon nächste Woche“, teilt das Landratsamt auf unsere Nachfrage mit.

Viele kommen aus dem arabischen Raum

Die Aufteilung als solche habe sich bereits in anderen mehrstöckigen Unterkünften bewährt. In das Erdgeschoss werden den Angaben aus dem Waiblinger Kreishaus zufolge insgesamt drei Familien einziehen – davon zwei aus dem arabischen Raum und eine aus Nordmazedonien. Dazu kommen ein Ehepaar aus Nordmazedonien, vier Frauen aus Syrien sowie eine Mutter mit ihrer Tochter aus Afghanistan. „Um welche männlichen Einzelpersonen es sich handeln wird, hat das Land uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitgeteilt. Wir gehen allerdings davon aus, dass auch hier der Großteil aus dem arabischen Raum kommen wird“, so die Mitteilung aus dem Landratsamt.

Auf die Frage, ob die damit verbundenen Kosten für den Landkreis bereits grob oder vorläufig zu beziffern sind, erklärt die Kreisverwaltung: „Da die Unterkunft dem Kreis bereits gehört hat, fallen für die Reaktivierung nur geringe Kosten für die bauliche Instandsetzung vor Belegungsstart an. Der Rechnungsbetrag liegt noch nicht vor.“

Wie der Landkreis jüngst in einer Pressemitteilung zu dem Thema erklärte, will man in Murrhardt auf erfahrenes Personal zurückgreifen. Die Unterkunft wird demzufolge von einem Sozialbetreuer der Caritas und einem Hausmeister betreut sowie von einem Sozial- und einem Unterbringungsmanager des Landkreises. „Alle vier involvierten Mitarbeiter sind bereits lange in der Flüchtlingsunterbringung tätig“, lässt das Landratsamt uns wissen und definiert weiter: „Während Sozialbetreuer und Hausmeister das tägliche Leben vor Ort in der Unterkunft begleiten, erledigen der Sozial- und der Unterbringungsmanager vor allem die Steuerungs- und Verwaltungsaufgaben rund um die Belegung und Betreuung der Unterkunft.“

Anlage ist für ungefähr 80 Personen ausgelegt

Ob bereits absehbar sei, dass und wo der Landkreis weitere Unterkünfte einrichten wird, wollten wir von dessen Pressestelle in Waiblingen wissen. „Im Februar wird voraussichtlich eine weitere Unterkunft in Allmersbach im Tal belegt werden“, so die Antwort aus dem Kreishaus (siehe auch Infokasten). „Die Unterkunft in der Fritz-Schweizer-Straße war immer ein unkomplizierter Standort“, berichtet der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner über die Containerbauten.

Demnach haben sie rund ein Jahr lang leer gestanden, wurden aber vom Kreis – quasi in weiser Voraussicht – noch als Puffer vorgehalten, falls die Flüchtlingszahlen wieder steigen sollten, was nun der Fall ist. Die Anlage ist für insgesamt 80 Personen ausgelegt, so Mößner weiter. Für das laufende Jahr werden der Stadt Murrhardt 55 geflüchtete Menschen zugewiesen. Die Flüchtlinge, die in den vergangenen Jahren im Rahmen der sogenannten Anschlussunterbringung in Murrhardt aufgenommen wurden, sind dezentral untergebracht. Sie leben in einzelnen Wohnungen und Häusern.

Dazu standen der Stadt etwa Wohnungen in der Bahnhofstraße, in der Geschwister-Scholl-Straße und in der Unteren Schulgasse, ein Wohnhaus in der Marktstraße und der Schäferstraße in Fornsbach wie auch in der Fritz-Schweizer-Straße in Murrhardt sowie ein Zimmer im Schulhaus Vorderwestermurr zur Verfügung.

Der Standort der Gemeinschaftsunterkunft in Murrhardt ist aber wohl auch nichts für die Ewigkeit. Die Container gehören zwar dem Kreis, der Grund, auf dem sie stehen, ist indessen gepachtet. Auf dem Areal zwischen der Fritz-Schweizer-Straße und dem Obermühlenweg ist eine klassische Innenstadtnutzung vorgesehen (wir berichteten). Dort ist die Ansiedlung von Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben und der Bau von Wohnungen geplant. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan wurde am 16. Dezember bereits im Murrhardter Gemeinderat gefasst.

Unterkunft in Allmersbach im Tal

Standortsuche Ende Oktober hat sich die Kreisverwaltung mit einem Schreiben an ihre angehörigen Kommunen gewandt und um Unterstützung bei der Suche nach Bestandsgebäuden gebeten, die als Gemeinschaftsunterkunft durch den Landkreis genutzt werden können.

Zweigeschossig Der Standort in der Industriestraße 44 in Allmersbach im Tal ist für die behelfsmäßige Unterbringung nicht nur geeignet, sondern seinerzeit auch genau dafür errichtet worden. Der Komplex umfasst ein zweigeschossiges Containergebäude.

Zweierbelegung Im Erdgeschoss befinden sich neben Gemeinschaftsräumen für Küche, Aufenthalts-, Sanitär-, Wasch- und Trockenraum 17 Einzelcontainer mit einer maximalen Belegung von je zwei Personen. Hier könnten maximal 34 Personen untergebracht werden.

Doppelcontainer Das Obergeschoss besteht neben Gemeinschaftsräumen aus neun Doppelcontainern und einem Einzelcontainer und bietet Platz für maximal 36 Menschen.

Kündigungsfrist Der Landkreis hat das Obergeschoss des Containergebäudes ab diesem Monat über eine Laufzeit von zwei Jahren mit einer halbjährlichen Kündigungsfrist angemietet und wird es als Gemeinschaftsunterkunft nutzen. Durch die Doppelcontainer bietet sich dieser Standort vor allem für Familien an.

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Erstellt:
15. Januar 2022, 06:00 Uhr

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