Schaukelsommer
Unwetter und Starkregen über Deutschland
Menschen mussten mit einem „Gully-Trick“ aus dem Auto gerettet werden, und Sofas schwammen durch die Straßen – Blitzeinschlag in Karlsruhe

© Tobias Johanning/dpa
Feuerwehr in Seevetal (Niedersachsen).
Von Michael Maier
Es ist ein „Schaukelsommer“ mit viel Auf und Ab beim Wetter: Starke Regenfälle haben in der Nacht auf Mittwoch zu Feuerwehreinsätzen in verschiedenen Teilen Deutschlands geführt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte im Vorfeld umfangreiche Unwetterwarnungen herausgegeben, wobei für Gebiete zwischen Rostock und Stralsund sowie für Teile der Ostseeinsel Rügen sogar die höchste Warnstufe ausgerufen wurde.
Entgegen der Befürchtungen blieben größere Schäden in vielen Regionen jedoch aus. In Mecklenburg-Vorpommern regnete es zwar stark, zu einem besonderen Einsatzaufkommen kam es aber nicht. Die Feuerwehr in Rostock meldete am frühen Morgen, dass es bis 4.00 Uhr keinen Einsatz gegeben habe. Ähnlich stellte sich die Situation in Berlin, Brandenburg und Sachsen dar, wo die Behörden ebenfalls keine größeren Zwischenfälle vermeldeten.
Überschwemmungen in Mainz
Im Südwesten Deutschlands waren die Auswirkungen teilweise spürbar: Ein Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen sorgte in Mainz und Umgebung für überflutete Straßen und umgestürzte Bäume. Betroffen waren neben der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt auch die Kreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen. Im Bahnverkehr der Region kam es aufgrund umgestürzter Bäume zu Verspätungen.
Blitzeinschlag in Karlsruhe und Bayern
Im Saarland führten die Regenmengen zu Unfällen, während in Karlsruhe ein Blitz direkt in ein Wohnhaus einschlug. In Bayern traf ein Blitz den Turm der Nikolauskapelle in Giebelstadt und löste einen Brand aus, den die Feuerwehr jedoch schnell löschen konnte. Verletzt wurde niemand.
Besonders stark betroffen war allerdings der Nordosten Niedersachsens, wo die Unwetter zu Hunderten Feuerwehreinsätzen führten. Im Landkreis Harburg und im Landkreis Stade mussten zahlreiche Keller ausgepumpt werden. Für Buxtehude wurde sogar eine behördliche Warnung herausgegeben, keine Keller oder Tiefgaragen zu betreten.
Unwetter-Schauplätze am 22.7. in Deutschland (Auswahl)
- Rügen
- Seevetal (Landkreis Harburg)
- Mainz
- Karlsruhe
- Giebelstadt (Bayern)
- Saarland
In Seevetal mit Gully-Trick aus Auto gerettet
In der Gemeinde Seevetal im Landkreis Harburg gestaltete sich die Situation besonders kritisch. Hier mussten zwei Personen aus ihrem Auto gerettet werden, nachdem sie in eine wassergefüllte Senke geraten waren. Da sich die Fahrzeugtüren nicht mehr betätigen ließen, öffneten die Einsatzkräfte zunächst alle Gullydeckel der Straße, um das Wasser abfließen zu lassen.
Ebenfalls in Seevetal wurde eine Bücherei überflutet, als ein benachbarter Teich überlief. In den Nachbarstraßen schwemmte der Starkregen bereitgestellten Sperrmüll fort, sodass sogar Sofas durch die Straßen trieben. In einem Haus im Ortsteil Maschen stand das Wasser 1,50 Meter hoch.
Für den 23. Juli prognostizierte der Wetterdienst weiterhin Niederschläge im Nordosten und auch von Westen her erneut aufziehende Schauer. Die Temperaturen sollten deutschlandweit zwischen 19 und 26 Grad liegen.