US-Aufseher stellt VW gutes Zwischenzeugnis aus

dpa Wolfsburg. Larry Thompson ist der „Aufpasser“ der US-Behörden bei Volkswagen. Hat der Konzern nach dem Abgasskandal schon genug getan, um künftiges Fehlverhalten zu verhindern? Der Jurist sieht Fortschritte - erledigt ist seine Arbeit aber noch nicht.

Der von der US-Regierung eingesetzte externe Prüfer Larry Thompson (rechts) zieht ein Zwischenfazit seiner Untersuchungen bei Volkswagen. Foto: Julian Stratenschulte

Der von der US-Regierung eingesetzte externe Prüfer Larry Thompson (rechts) zieht ein Zwischenfazit seiner Untersuchungen bei Volkswagen. Foto: Julian Stratenschulte

Einige Mängel sind inzwischen abgestellt, doch Volkswagen ist noch lange nicht am Ende der „Bewährung“: US-Aufseher Larry Thompson hat dem Konzern Fortschritte bei der Umsetzung schärferer Regeln nach dem Dieselskandal bescheinigt.

Der Jurist - von der Regierung in Washington nach Wolfsburg entsandt - konnte im zweiten Jahr seiner Untersuchungen keine neuen Regelverletzungen aufdecken.

„Die zwei Verstöße aus dem letzten Jahr wurden nicht wieder festgestellt“, berichtete Thompson am Mittwoch. Er betonte jedoch zugleich, dass sein Auftrag nicht abgeschlossen sei: „Ich habe nicht gesagt, dass alles in Ordnung ist.“

Bei seinem Zwischenbericht vor einem Jahr hatte Thompson Defizite etwa bei der internen Weitergabe von Informationen gesehen. Daten einer Mitarbeiterbefragung waren nicht in Manager-Handbücher aufgenommen worden, zudem hatte VW die kalifornische Umweltbehörde Carb nicht rechtzeitig über neue Abgastests informiert. Derlei Probleme seien nicht wieder aufgetaucht, sagte VW-Rechtsvorständin Hiltrud Werner. Insgesamt sei es „in den letzten zwölf Monaten gelungen, wichtige Prozessveränderungen wie vereinbart umzusetzen“.

Thompson und Werner waren bei ihrem Auftritt am Volkswagen-Stammsitz sichtlich um Harmonie bemüht. Zwar „knirscht es auch mal im Gebälk“, sagte die Managerin - die Zusammenarbeit mit dem Ex-Staatssekretär im US-Justizministerium sei aber gut. „Es ist klar, dass es - wenn Sie unter einem Bewährungshelfer stehen - keinen Spaß macht und nicht immer konfliktfrei ist. Aber wir lösen unsere Probleme gemeinsam.“

Als sogenannter Monitor legte Thompson dem Unternehmen in seinem aktuellen Zwischenfazit nahe, das Whistleblower-System und interne Berichtswesen zu optimieren. Wo VW konkret nacharbeiten müsse, wollte er mit Verweis auf „weitere Prüfungen“ nicht sagen: „Ich habe noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen.“ Im dritten und letzten Jahr seines Mandats werde er „schlussendliche Empfehlungen“ abgeben, der nächste Bericht ist für Ende Juni/Anfang Juli 2020 geplant.

Die Aufgabe des Amerikaners ist es, sicherzustellen, dass sich kriminelles Verhalten beim weltgrößten Autobauer nach dessen Schuldeingeständnis in den USA nicht wiederholt. Anfang 2017 hatte sich VW mit der Regierung in Washington auf einen Milliardenvergleich verständigt. Anschließend war Thompson nach Wolfsburg geschickt worden, um zu überprüfen, ob VW die versprochenen Zusagen einhält.

Der Konzern hatte im September 2015 zugegeben, in den Vereinigten Staaten die Abgasreinigung von Autos mit Dieselmotor manipuliert und so Kunden und Behörden betrogen zu haben. Weltweit waren Millionen Wagen betroffen. Volkswagen stürzte in die schwerste Krise seiner Geschichte - mit Milliardenkosten und schwindendem Kundenvertrauen.

Werner versicherte, es gebe mittlerweile „Routine in den neuen Prozessen“. Immer mehr Mitarbeiter trauten sich, Hinweise nicht nur anonym abzugeben, sondern dabei auch ihre Identität offenzulegen, was Nachfragen bei den Ermittlungen erleichtere. Im ersten Quartal 2019 sei es zu mehr als 200 Entlassungen und 900 Abmahnungen gekommen, wenn aus Verdachtsfällen Regelverstöße wurden. Beim neuen Elektromodell ID.3 habe man auch Lieferanten intensiv überprüft.

Ein „Integritätsprogramm“ solle bis 2025 alle weltweit rund 650 000 Beschäftigten erreichen. Von mehr als 3000 Mitarbeitern gebe es Feedback, 400 Top-Manager habe man für eine offenere Kritikkultur geschult.

Thompson stellte klar, dass es Sache von VW sei, individuelles Fehlverhalten zu ahnden: „Das muss das Unternehmen selber tun.“ Er hatte zuvor kritisiert, dass bisher zu wenig personelle Konsequenzen gezogen worden seien. Erst wenn sein dritter Bericht vorliege, lasse sich der Konzern insgesamt beurteilen. Werner versprach: „Unsere Anstrengungen sind ungebrochen, die Bewährungsauflagen zu erfüllen.“

Ein großes VW-Logo. Foto: Julian Stratenschulte/Archivbild

Ein großes VW-Logo. Foto: Julian Stratenschulte/Archivbild

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Erstellt:
4. September 2019, 14:08 Uhr

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