Vattenfall will Kohlekraftwerk Moorburg stilllegen

dpa Hamburg. Das Kohlekraftwerk Moorburg ist seit vielen Jahren ein Zankapfel in der Hamburger Politik. Nun könnte es dort mit einem Ausstieg aus der Kohle deutlich schneller gehen als bislang angenommen.

Das Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg könnte zum Jahresende seinen kommerziellen Betrieb einstellen. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Das Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg könnte zum Jahresende seinen kommerziellen Betrieb einstellen. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Der Betreiber Vattenfall will das Hamburger Kohlekraftwerk Moorburg stilllegen.

Dazu habe sich Vattenfall an einer Auktion der Bundesnetzagentur zur Stilllegung von Kraftwerkskapazitäten beteiligt, teilte das Unternehmen am Freitag mit. In einer ersten Runde hat die Bundesnetzagentur 4000 Megawatt Kraftwerkskapazität in Norddeutschland ausgeschrieben, die gegen eine Entschädigung stillgelegt werden sollen. Die Agentur will Anfang Dezember das Ergebnis der Ausschreibung bekannt geben.

„Es ist eine schwere Entscheidung, weil es ein junges, hocheffizientes Kraftwerk ist“, sagte Vattenfall-Chef Magnus Hall der „Süddeutschen Zeitung“. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei das nicht leicht. „Wenn man aber andererseits Geld damit verliert, muss man etwas tun.“

Das Kraftwerk besteht aus zwei Blöcken mit einer Leistung von jeweils gut 800 Megawatt und ist offiziell seit 2015 in Betrieb. Es ist eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Deutschland und sollte eigentlich bis 2038 am Netz bleiben.

Ob Moorburg bei der Auktion der Bundesnetzagentur den Zuschlag erhält, ist offen. Die Agentur muss nicht nur die Höhe der Entschädigung berücksichtigen. Hier würde derjenige Bewerber den Zuschlag erhalten, der die geringste Summe fordert. Wichtig ist auch der CO2-Ausstoß. Da hat Moorburg als modernes Kraftwerk eher bessere Werte je erzeugter Stromeinheit als ältere Mitbewerber. Zudem spielt die Versorgungssicherheit eine Rolle. Moorburg gilt als wichtiger Baustein in der norddeutschen Stromversorgung. 

Moorburg ist seit vielen Jahren ein Zankapfel in der Hamburger Politik. Das Kraftwerk wurde Mitte der Nuller-Jahre geplant und fiel auf Wunsch des damaligen CDU-Senats unter Ole von Beust doppelt so groß aus wie zunächst vorgesehen. Den Grünen gelang es später in Senatsverantwortung aus rechtlichen Gründen nicht, den Bau zu stoppen, wie sie es zuvor angekündigt hatten. In Betrieb genommen wurde Moorburg offiziell 2015.

Die geplante Nutzung als kombiniertes Strom- und Wärmekraftwerk für die Hamburger Fernwärmeversorgung kam allerdings auch nicht zustande, so dass Moorburg heute vorwiegend Strom produziert. Das Kraftwerk kann bis zu elf Terawattstunden Strom pro Jahr erzeugen und stößt bei voller Last jährlich rund acht Millionen Tonnen CO2 aus. Im vergangenen Jahr waren es 4,7 Millionen Tonnen.

Die in Hamburg unter Bürgermeister Peter Tschentscher regierende SPD hatte im Februar überraschend angekündigt, früher als geplant aus der Kohleverstromung aussteigen zu wollen. Einer der beiden Blöcke des Kraftwerks soll stillgelegt, der andere zu einem Gaskraftwerk umgebaut werden, hatte Tschentscher damals kurz vor der Bürgerschaftswahl angekündigt. Nun hat auch Betreiber Vattenfall seine Pläne geändert.

© dpa-infocom, dpa:200904-99-429101/4

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Erstellt:
4. September 2020, 11:45 Uhr

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