Verband kritisiert gestiegenes Armutsrisiko

dpa/lsw Berlin/Stuttgart. In Baden-Württemberg ist der Anteil der in relativer Armut lebenden Menschen zwar auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung gestiegen, er bleibt aber im bundesweiten Vergleich auf geringerem Niveau. Rund 12,3 Prozent der etwa elf Millionen Einwohner im Südwesten mussten im vergangenen Jahr mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze auskommen, im Jahr zuvor waren es 11,9 Prozent oder 1,3 Millionen. Nur in Bayern ist der Anteil etwas geringer. Das geht aus dem „Armutsbericht 2020“ hervor, den der Paritätische Gesamtverband am Freitag veröffentlichte. Vor zehn Jahren gab es dem Bericht zufolge noch weit weniger Armutsgefährdete.

Bundesweit liegt die Armutsquote dem Bericht zufolge bei 15,9 Prozent. Rechnerisch seien damit 13,2 Millionen Menschen von Einkommensarmut betroffen, heißt es im Bericht. Dem wohlhabenden Süden stehen Nordrhein-Westfalen und der Osten mit Quoten von rund 18 und teils mehr als 19 Prozent gegenüber. Zudem sei auch in einigen Regionen Baden-Württembergs ein auffälliger Anstieg der Armut festzustellen, der dringend politische Aufmerksamkeit und ein Gegensteuern erfordert, bemängelte der Paritätische Wohlfahrtsverband.

Armut wird in reichen Ländern wie Deutschland nicht über direkte Not, wie Hunger oder Obdachlosigkeit definiert, sondern über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe. Die Armutsgefährdungsquote gibt dabei den Anteil der Bevölkerung an, der mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen muss. Bei einem Einpersonenhaushalt lag diese Grenze in Deutschland im vergangenen Jahr bei 1074 Euro im Monat. Der Paritätische Gesamtverband bereitet in dem Bericht bereits veröffentlichte Zahlen der Behörden auf.

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Erstellt:
20. November 2020, 12:56 Uhr

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