Verkehr ist das größte Ärgernis

Kommunalwahl 2019: Für das BKZ-Bürgerbarometer wurden 600 Backnanger befragt – Viel Lob und ein paar Kritikpunkte

Was die Bürgerinnen und Bürger wollen, meinen viele Kommunalpolitiker zu wissen. Aber wissen sie es wirklich? Die Backnanger Kreiszeitung will es vor der Gemeinderatswahl am 26. Mai herausfinden und hat eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, rund 600 Backnanger haben mitgemacht. Ab heute präsentieren wir die Ergebnisse unseres BKZ-Bürgerbarometers.

Verkehr ist das größte Ärgernis

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. „Backnang ist eine ruhige Kleinstadt in einer netten Landschaft.“ „Hier gibt es alles, was man zum Leben braucht.“ „Die Innenstadt hat Charme und man ist schnell im Grünen.“ Sätze wie diese haben die Interviewer der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), die die Umfrage im Auftrag unserer Zeitung durchgeführt haben, immer wieder gehört. Sie zeigen: Die meisten Backnanger mögen ihre Stadt. Das belegen auch die Zahlen: 82 Prozent der Befragten finden Backnang als Wohnort attraktiv oder sogar sehr attraktiv.

Auf die Frage, was den Bewohnern an ihrer Stadt am besten gefällt, wurden drei Punkte besonders häufig genannt: Die Nähe zur Natur, die guten Einkaufsmöglichkeiten und die historische Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern. Gelobt wurden auch die gute S-Bahn-Anbindung, das Kulturangebot und natürlich das Straßenfest. Außerdem schätzen viele Backnanger die überschaubare Größe ihrer Stadt: Die Wege sind kurz und trotzdem gibt es Geschäfte, Theater, Kinos, Kneipen und Cafés vor Ort. „Nicht zu groß und nicht zu klein. Gemütlich, überschaubar, aber man bekommt alles hier“, bringt ein Teilnehmer der Befragung die Vorzüge auf den Punkt.

Aber natürlich ist auch in Backnang nicht alles rosarot. Größtes Ärgernis für die Bürger: Der viele Verkehr und die täglichen Staus. 30 Prozent der Befragten nannten dies als größtes Problem, direkt dahinter folgt mit 20,5 Prozent die Klage über die vielen Baustellen. Weitere häufig genannte Kritikpunkte sind der schlechte öffentliche Nahverkehr, fehlende Parkmöglichkeiten sowie Dreck und Vermüllung. Auch der Satz, in Backnang sei abends „tote Hose“ war öfter zu hören.

Neben diesen spontanen Antworten haben wir die Bürger auch gezielt um ihre Einschätzung zu bestimmten Themen gebeten. So sollten sie acht Bereiche mit Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) bewerten. Dabei bestätigte sich, dass der Verkehr aus Sicht der Bürger das größte Manko ist. Gerade mal zwei von fast 600 Befragten (0,3 Prozent) vergaben für die Verkehrssituation in der Stadt die Note sehr gut, 27 Prozent halten sie hingegen für mangelhaft. Die Durchschnittsnote bei allen Befragten liegt bei 3,5 – der schlechteste Wert aller acht Themenfelder.

Nur unwesentlich besser, nämlich mit der Durchschnittsnote 3,4, bewerten die Backnanger das Wohnungsangebot in ihrer Stadt. Hohe Mieten und Immobilienpreise, die für Geringverdiener oder Alleinerziehende kaum zu bezahlen sind, sehen viele als Problem. Ziemlich durchwachsen fallen auch die Noten für den öffentlichen Nahverkehr (3,0) und die Integration von Ausländern aus (2,9).

Die besten Noten erhält die Stadt beim Thema Familienfreundlichkeit: 10,2 Prozent der Befragten halten sie für sehr gut, 52,2 Prozent bewerten sie mit gut, lediglich 1,9 Prozent vergeben ein „mangelhaft“. Daraus ergibt sich eine Durchschnittsnote von 2,4, wobei die Bewertung bei jungen Leuten sogar noch besser ausfällt: Die 16- bis 24-Jährigen geben ihrer Stadt in Sachen Familienfreundlichkeit eine glatte 2,0. Ein Zweier-Kandidat ist Backnang aus Sicht seiner Bürger auch in Sachen Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten: 60,2 Prozent bewerten sie als sehr gut oder gut.

Aber nicht alle Probleme haben dieselbe Bedeutung. Deshalb wollten wir von den Befragten auch wissen, welche Themen aus ihrer Sicht in den kommenden fünf Jahren besonders wichtig sind. Der Arbeitsauftrag, der sich daraus für den künftigen Gemeinderat ergibt, ist eindeutig: Kümmert euch um die Verkehrssituation. 87,1 Prozent der Backnanger halten das für sehr wichtig oder wichtig. Die Schaffung neuer Wohnungen folgt direkt dahinter: Auch dieses Thema halten vier von fünf Backnangern für wichtig. Die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und die Belebung der Innenstadt besitzen aus Sicht der Backnanger ebenfalls hohe Priorität.

Nicht ganz so akut scheint der Handlungsbedarf beim Thema Familienfreundlichkeit, da diese bereits von vielen als gut empfunden wird, auch das Thema Ausländer und Integration bewegt die Menschen nicht mehr so sehr. Interessant auch die Ergebnisse beim Thema Luftqualität. Die hohen Stickoxidwerte in der Eugen-Adolff-Straße scheinen die Bevölkerung nicht besonders zu beunruhigen: Rund 80 Prozent der Befragten finden die Luftqualität in Backnang trotzdem zumindest befriedigend, nur 22,6 Prozent halten es für sehr wichtig, dass hier etwas getan wird.

Die Ergebnisse des BKZ-Bürgerbarometers stellen wir in den kommenden Wochen auf mehreren Sonderseiten im Detail vor. Los geht’s am nächsten Mittwoch mit dem Thema Bauen und Wohnen.

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Erstellt:
6. April 2019, 06:00 Uhr

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