„Vermarktung mit Zukunft“

Die Forstbetriebsgemeinschaft Murr/Lauter macht gute Erfahrungen mit dem Sammellager und dem Verkauf von starken Nadelholzblöcken. Ein Beitritt zu der Organisation ist ohne großen Aufwand möglich.

Schön aufgereiht sind die Nadelholzblöcke im Fischbachtal. Götz Pyttel, Frank Hofmann, Rolf Werthwein und Kilian Knötzele (von links) freuen sich über ihre gelungene Aktion. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Schön aufgereiht sind die Nadelholzblöcke im Fischbachtal. Götz Pyttel, Frank Hofmann, Rolf Werthwein und Kilian Knötzele (von links) freuen sich über ihre gelungene Aktion. Foto: J. Fiedler

Von Ute Gruber

SULZBACH AN DER MURR. Die Premiere ist auf jeden Fall schon mal gelungen: Zum ersten Mal hat die Forstbetriebsgemeinschaft Murr/Lauter (FBG) ein Sammellager zum Verkauf von starken Nadelholzblöcken eingerichtet und diese im Rahmen einer Submission gut verkauft. Entlang der Gemeindestraße im Fischbachtal konnten interessierte Käufer die Ware von 15 Waldbauern besichtigen und anschließend ihre Gebote abgeben.

„Diese Bündelung ist die Vermarktung mit Zukunft“, erklärt Frank Hofmann vom Kreisforstamt, der seit letztem Jahr den Holzverkauf – abgetrennt vom Staatswald – nur für die privaten und kommunalen Waldbesitzer organisiert, und erläutert: „Früher gab es eine Vielzahl von kleinen und mittleren Sägewerken, die sich in ihrem unmittelbaren Umfeld mit Holz versorgt haben. Die meisten davon haben längst aufgegeben, und einzelne haben sich zu Großbetrieben entwickelt, die mehrere Tausend Kubikmeter pro Tag verarbeiten.“ Eingekauft wird daher bevorzugt lastzugweise. „Mit einzelnen Stämmen machen die nicht rum, das geht von deren Logistik her schon gar nicht.“

Ganz im Gegensatz dazu sind jedoch die Besitzverhältnisse bei den privaten Holzproduzenten im Schwäbischen Wald weitgehend unverändert geblieben. Während der Staatswald mit seinen 15600 Hektar im Rems-Murr-Kreis die geforderten Chargen gut bedienen kann, haben die meisten der rund 10000 privaten Waldbesitzer nur wenige Hektar Forst, zumeist auch noch Mischwald, und können daher die einheitlichen Lose nicht bereitstellen. Schon vor Jahrzehnten hat man sich deshalb zu Forstbetriebsgemeinschaften zusammengetan, den Waldbauernvereinen. Gemeinsam vermarktet man das Holz über die Holzverkaufsstelle, sprich über Frank Hofmann. Ein Problem sind dabei die selteneren dicken Nadelbaumstämme ab 45 Zentimetern Durchmesser, weil sie von den üblichen Gattersägewerken nicht gut verarbeitet werden können, bei Spezialfirmen aber gesucht sind. Gerade solche starken Stämme fallen derzeit aber häufiger an, weil die alten und damit dicken Fichten und auch Tannen nicht so widerstandsfähig sind wie die jungen und besonders unter der Hitze und Trockenheit der letzten Jahre gelitten haben. Um eine Fuhre von solchen Kaventsmännern zusammenzubringen, muss der Holzverkäufer mit dem Kaufinteressenten (und danach auch das Transportfahrzeug) aber stundenlang Waldplätze mit einzelnen Stämmen abklappern, was unrentabel ist.

Zunächst muss ein geeigneter Lagerplatz gefunden werden.

Deshalb hatte man in der Welzheimer FBG vor wenigen Jahren begonnen, diese Stämme an einem Standort zu sammeln, und nun hat man auch im Bereich der FBG Murr/Lauter, welche das Gebiet von Sulzbach an der Murr, Oppenweiler, Großerlach, Spiegelberg und Wüstenrot abdeckt, diese Idee in die Tat umgesetzt: „Problem war erst einmal, einen geeigneten Lagerplatz zu finden“, beschreibt Revierleiter Götz Pyttel, der das Ganze zusammen mit FBG-Vorstand Rolf Werthwein organisiert hat, das Vorgehen. „Der Platz soll ja zentral liegen und muss neben der nötigen Lagerfläche auch für die großen Holzlaster gut erreichbar sein und eine Wendemöglichkeit bieten, ohne dass dabei andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.“ Hier springt Gemeindeförster Axel Kalmbach in die Bresche und stellt den Platz entlang dem idyllischen Gemeindesträßchen im Fischbachtal zur Verfügung, ebenso wie zur besseren Präsentation der Dimensionsblöcke eine Polter alter Lärchenstämme als Unterlage: „Die wurden vor vielen Jahren verkauft und nie abgeholt.“ So haben sie jetzt noch eine sinnvolle Aufgabe bekommen. Während Revierförster Pyttel dann die angemeldeten Stämme bei den 15 mobilisierten Waldbesitzern registriert und in den Katalog einträgt, organisiert FBG-Vorstand Werthwein die Beifuhr und Positionierung. Jetzt kann Holzverkäufer Hofmann den Interessenten die stolze Reihe von über 200 Fünfmeterbrocken mit Durchmessern bis zu 76 Zentimetern präsentieren. „Das ist wirklich ein schönes Gemeinschaftswerk“, stellt Kilian Knötzele vom Forstamt beim Pressetermin vor Ort anerkennend fest.

FBG-Vorstand Rolf Werthwein freut sich für die mutigen Vereinskollegen, die sich auf das Wagnis eingelassen haben: „Das sind im Schnitt 40 Euro mehr pro Festmeter als bei Verkauf am Hiebort, also frei Wald.“ Damit seien auch die sieben Euro für den Transport zum Lagerplatz erwirtschaftet. Er hofft nun für das nächste Jahr auf weitere Teilnehmer: „Das Sammellager soll ja gerade für Kleinmengen einen Marktplatz bieten. Also für Leute mit einem oder zwei solcher Stämme.“ Diese dürften auch Fehler haben, erklärt Holzverkäufer Hofmann. „Wir nehmen bewusst auch schlechtere mit hierher, um Kleinmengen draußen im Wald zu vermeiden. Man erlebt da immer wieder Überraschungen“. Zum Beispiel der rindennackte Käferstamm, der immerhin 65 Euro pro Festmeter gebracht hat, wo sonst vielleicht mit 25 bis maximal 40 Euro zu rechnen wäre: „Bei dieser Stärke kann der Säger die äußere, verfärbte Schicht verwerfen, dann hat er immer noch genügend schönes, weißes Kernholz.“ Daraus würden zum Beispiel Türen, Fensterkandeln oder Treppen hergestellt, die vorliegenden Erdstücke der Stämme lieferten das erwünschte Ausgangsmaterial, zum Beispiel astfrei oder konzentrisch. Ein hierauf spezialisiertes hiesiges Sägewerk hat sich denn auch im Fischbachtal bei dieser Gelegenheit mit heimischem Rohmaterial eingedeckt.

Die Teilnahme an der FBG-Submission ist aus Abrechnungsgründen auf FBG-Mitglieder beschränkt, jedoch ist ein Beitritt zur FBG ohne großen Aufwand und zu geringen Kosten möglich. Und sei überhaupt anzuraten: „Wenn im nächsten Quartal die kreisübergreifende Holzverkaufsgenossenschaft gegründet wird und ihre Tätigkeit aufnimmt, können Privatpersonen erst ab 100 Hektar Waldbesitz beitreten“, gibt Hofmann zu bedenken. Alle vier Forstbetriebsgemeinschaften und zahlreiche Kommunen im Kreis haben ihren Beitritt bereits angekündigt. Dann soll es im nächsten Jahr in Sulzbach auf jeden Fall wieder eine solche Submission geben, und vielleicht auch eine für Laubholz, denn „da ist die Vermarktung ja noch viel schwieriger“.

Ergebnisse der Versteigerung

141 der insgesamt 210 Fünfmeterblöcke erhielten im Rahmen der Submission von den drei Kaufinteressenten mindestens ein (verdecktes) Gebot, der Meistbietende erhielt dann den Zuschlag. Der Preis bezieht sich dabei auf das Volumen, also pro Kubikmeter Holz, im Fachjargon Festmeter genannt.

Die versteigerten 141 Blöcke hatten im Schnitt 1,24 Festmeter und erzielten einen durchschnittlichen Festmeterpreis von 111 Euro. Die Spanne lag zwischen 65 bis 165 Euro pro Festmeter, je nach Qualität des Holzes. Die übrig gebliebenen rund 75 Festmeter übernimmt ein regionaler Sägmüller.

Wegen des anhaltenden Baubooms ist die Nachfrage nach Schnittholz aus den Sägewerken laut Holzverkäufer Frank Hofmann gut, weshalb auch die Preise für geeignetes Frischholz nun anziehen werden.

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Erstellt:
10. April 2021, 06:00 Uhr

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