Strengere Corona-Regeln: Zügel werden enger gezogen

dpa/lsw Mannheim/Stuttgart/Tübingen. Mit Beginn des Novembers steht nicht nur eine dunkle Jahreszeit bevor. Mit dem Teil-Lockdown bleiben auch die Lichter in Restaurants, Bars und Kultureinrichtungen einen Monat lang größtenteils aus. Die Intensivstationen wappnen sich ebenfalls für Schlimmeres.

Der Außenbereich eines Restaurants ist mit Flatterband abgesperrt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Der Außenbereich eines Restaurants ist mit Flatterband abgesperrt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Kein Restaurant, kein Kino, keine Fitnesskurse und auch keine Theaterabende: Von Montag an gelten auch in Baden-Württemberg strengere Regeln, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen und die Welle der Infektionen zu brechen. Mit der veränderten Corona-Verordnung müssen Bars und Restaurants im Land bis Ende November schließen. Auch Kultureinrichtungen wie Kinos und Opern bleiben geschlossen. Ähnliche Maßnahmen wie im Südwesten haben auch alle anderen Bundesländer ergriffen und am Sonntag verkündet. Kitas, Schulen und Geschäfte bleiben im Gegensatz zum ersten Herunterfahren des öffentlichen Lebens im Frühjahr aber diesmal geöffnet.

Die Landesregierung sieht eine „besorgniserregende Entwicklung“ des Infektionsgeschehens in Baden-Württemberg. Deshalb müssten die Zügel des gesellschaftlichen Lebens etwas enger gezogen werden. „Der exponentielle Anstieg der Neuinfektionen, die schon jetzt hohe Auslastung der intensivmedizinischen Kapazitäten im Land und der Umstand, dass eine umfassende Nachverfolgung von Infektionsketten nicht mehr gewährleistet werden kann“, machten weitere Maßnahmen erforderlich, sagte ein Sprecher der Regierung.

Trotz der steigenden Corona-Zahlen müssten Patienten im Moment keine Angst haben, dass Kliniken im Südwesten wegen Überfüllung oder Engpässen schließen, heißt es bei der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG). Von mehr als 3000 Intensivbetten seien rund 800 frei, sagte die Sprecherin. Hinzu komme eine Notfallreserve von 1746 Betten, die innerhalb einer Woche aufgestellt werden könnten. Von den belegten Betten würden nur 245 für Corona-Patienten genutzt. Insgesamt - also auch auf anderen Stationen - wurden nach Angaben vom Montag etwa 1100 Corona-Infizierte in den Krankenhäusern im Land behandelt.

Es gebe auch noch keinen Hinweis auf einen Aufnahmestopp, sagte eine Sprecherin der BWKG. Den müsse Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) anordnen. Schon allein um Geld zu verdienen, operierten die Ärzte beispielsweise in der Regel auch weiterhin bei theoretisch aufschiebbaren Eingriffen. Trotzdem haben Einrichtungen Besuchsregeln verschärft und schränken Kontakte auf das Nötigste ein.

Auch beim Einkaufen müssen Menschen mit Einschränkungen leben: In Geschäften darf sich pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche nur noch ein Kunde aufhalten. Hat ein Geschäft weniger Fläche, ist nur ein Kunde im Laden erlaubt. Ausgenommen sind etwa Kinder in Begleitung ihrer Eltern. Mitarbeiter werden bei der Regelung nicht mitgezählt.

Ebenso gibt es Beschränkungen für Treffen im öffentlichen Raum. Hier dürfen nicht mehr als zehn Personen aus zwei Haushalten zusammenkommen. Ausgenommen von der Regelung zur Zahl der Haushalte sind Ehegatten, Lebenspartner und Verwandte in direkter Linie. Die Anzahl von zehn Personen darf dabei dennoch nicht überschritten werden. Gleiches soll zudem in privaten Räumen gelten.

Vor allem Risikopatienten und ältere Menschen gelten als besonders gefährdet, sie sind aber oft darauf angewiesen, Besorgungen eigenständig zu übernehmen. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) stößt mit einem Corona-Appell an ältere Menschen auf wenig Verständnis. Sein Aufruf an die Senioren, angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen den Stadtbus nicht zu nutzen und aufs Fahrrad oder auf das bereits seit April zur Verfügung stehende Anrufsammeltaxi umzusteigen, sei nicht nachvollziehbar, sagte der Landesseniorenratsvorsitzender Uwe Bähr.

Angesichts der weiter stark steigenden Zahl von Corona-Infektionen hat Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) an die Bürger seiner Stadt appelliert, die Regeln im befristeten Teil-Lockdown zu beachten und sorgsam zu sein. „Machen Sie mit bei dem Bestreben, jetzt zurückzufahren“, sagte er am Montag in einem Video-Statement.

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Erstellt:
2. November 2020, 00:12 Uhr

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