Videobeweis: Aus Freiburger Jubel wird schnell Wut
SC-Spieler fühlen sich nach 3:3 gegen VfL Wolfsburg vom Referee beraubt
Freiburg /SID - Der Flitzer hatte die Rechnung ohne den Videobeweis gemacht. Erst als sein Jubellauf quer über den Platz von drei Ordnern rabiat gestoppt wurde, realisierte der Fan des SC Freiburg, dass er sich zu früh gefreut hatte – genau wie die Profis, der Trainer und der Rest der Anhänger. Die Begeisterung auf den Tribünen schlug binnen Sekunden in Wut um. „Fußballmafia DFB“, hallte es am Ende des verrückten Bundesliga-Spiels gegen den VfL Wolfsburg durch das Schwarzwaldstadion. Auch lange Zeit nach dem 3:3 (1:1) wurde noch leidenschaftlich diskutiert.
Die SC-Spieler fühlten sich vom Münchner WM-Schiedsrichter Felix Brych und vom Videoassistenten Günter Perl (Pullach) beraubt, weil ihr vermeintlicher Siegtreffer in der dritten Minute der Nachspielzeit aberkannt worden war. Für Freiburgs Kapitän Nils Petersen war die Entscheidung nach Videostudium nicht mehr als ein „Witz“. Doch während sich alle Beteiligten die Köpfe rund um das nicht gegebene Kopfballtor des Österreichers Philipp Lienhart heißredeten, blieb der entscheidende Mann erstaunlich ruhig. „Der Spieler steht im Abseits, befindet sich im Zweikampf mit dem Torwart und behindert ihn“, erklärte Brych ohne jeden Selbstzweifel: „Das ist Abseits.“
Der Spieler, den Brych als „Übeltäter“ ausgemacht hatte, sah das anders. „Das Tor muss absolut zählen“, sagte SC-Verteidiger Dominique Heintz, der fraglos Kontakt mit VfL-Torhüter Koen Casteels hatte: „Der Ball fällt in einer ganz anderen Richtung ins Tor. Der Torwart wäre nie drangekommen. Ich sehe da keine Behinderung.“ Casteels dagegen war sich sicher: „Er hat mich am Arm gezogen.“
Erstaunlich gelassen präsentierten sich die Trainer nach der begeisternden Partie, in der die überlegenen Gäste dreimal in Führung gegangen waren. „Es fühlt sich komisch an. Wir sitzen mit einem weinenden Auge hier“, sagte VfL-Coach Bruno Labbadia: „Aber Freiburg wird es ähnlich gehen wegen der Entscheidung am Ende.“ Christian Streich bestätigte seinen Kollegen. „Wir hätten mal so etwas gebraucht am Schluss, das hätte uns brutale Energie gegeben“, sagte der Coach: „Aber es hätte auch zwei weitere Elfmeter für Wolfsburg geben können. Gute Schiedsrichter schaffen die Balance – und mit einem 4:3 für uns hätte die Balance nicht so gestimmt.“ Tatsächlich wäre ein Sieg der Freiburger des Guten zu viel gewesen. „Das war Werbung für den Fußball. Solche Spiele sind der Grund dafür, warum ich Fußball so liebe“, sagte Labbadia.