Viel Lob begleitet Hans Bruss in den Ruhestand

Der langjährige Bauamtsleiter der Stadt Backnang ist jetzt offiziell verabschiedet worden – Pflichtbewusstsein und Fleiß gewürdigt

Hans Bruss erhielt von Oberbürgermeister Frank Nopper (rechts) ein Werk von Hellmut G. Bomm. Es zeigt den Blick auf den Backnanger Stiftshof aus fast genau der Perspektive, die auch der Amtsleiter aus seinem Zimmer in den vergangenen Jahren hatte. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Hans Bruss erhielt von Oberbürgermeister Frank Nopper (rechts) ein Werk von Hellmut G. Bomm. Es zeigt den Blick auf den Backnanger Stiftshof aus fast genau der Perspektive, die auch der Amtsleiter aus seinem Zimmer in den vergangenen Jahren hatte. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Der bisherige Leiter des Backnanger Stadtbauamts, Hans Bruss, ist gestern mit viel lobenden Worten offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden. Oberbürgermeister Frank Nopper ging dabei auf den Werdegang des 64-Jährigen ein, der als Angehöriger der Siebenbürger Sachsen wie Peter Maffay oder Tennismanager Ion Tiriac in Kronstadt in Rumänien zur Welt gekommen ist und dem während der Ausbildung nichts geschenkt wurde. „Er musste sich alles mit eiserner Disziplin erarbeiten, auch das Studium an der Universität.“ So absolvierte er parallel zu seiner vierjährigen Ausbildung zum Betriebselektriker bei den Traktorenwerken in Abendkursen ein Studium an der Universität Kronstadt im Fachgebiet Zivil-, Industrie- und Landwirtschaftsbauten. Nopper: „Die meisten Menschen machen Derartiges hintereinander. Hans Bruss hat es parallel geschafft – Facharbeiterbrief und das Diplom als sogenannter Subingenieur.“ Pflichtbewusstsein und die Bereitschaft, die Dinge von der Pike auf zu lernen, prägen laut Nopper die Persönlichkeit von Bruss. 1984 kam er mit seiner Familie aus Siebenbürgen nach Deutschland. Hier habe er sich sehr schnell mit großer Tüchtigkeit bestens eingelebt. Nach einer Phase als Bauleiter beim Stuttgarter Tiefbauamt begann er im Januar 1988 in Backnang und stieg „zielstrebig Treppchen für Treppchen nach oben – vom einfachen Bauingenieur über den stellvertretenden Amtsleiter bis hin zum Bauamtsleiter“.

Tätigkeiten waren nicht immer vergnügungssteuerpflichtig

Die Leitung des Bauamts übernahm Bruss 2006 genauso wie die des Eigenbetriebs Stadtentwässerung. Ab 2008 wurde er Betriebsbeauftragter für die technische Begleitung der Hochwasserschutzmaßnahmen des Wasserverbands Murrtal und ab 2011 technischer Geschäftsführer der Städtischen Klärschlammverwertung, was laut Nopper „nicht immer vergnügungssteuerpflichtig war“.

Als dienstältester Stadtrat sprach Gerhard Ketterer von einem Abschied, „den man nicht mögen kann“. Er spielte damit auf den großen Verlust in der Verwaltung an und würdigte den hohen Sachverstand des Scheidenden. Bruss war nach Ansicht Ketterers ein Aktivposten der Verwaltung, der sich trotz enormer Arbeitsbelastung immer seine Freundlichkeit bewahrt habe und auch in stressigen Zeiten in Ruhe reagiert habe. Ketterer gab auch zu bedenken, dass Bruss bis zuletzt das Hoch- und Tiefbauamt zusammen geleitet hat. Nun würden diese Bereiche aufgetrennt werden und zwei Amtsleiter sich um die Aufgaben kümmern. Zwar räumte er ein, dass die Anforderungen in jüngster Zeit deutlich gestiegen seien, aber er verkniff sich die Bemerkung trotzdem nicht: „Sie haben beides gemeinsam geschafft.“

Katja Caspari erklärte, dass sie in ihrer Eigenschaft als Personalratsvorsitzende im Bauamt wenig gefragt war, „das spricht für eine gute Betriebsführung“. Sie wünschte Bruss: „Genießen Sie die Zeit ohne Besprechungen und Sitzungen.“ Anstelle von Aktenbergen könne er nun wieder richtige Berge bezwingen. Passend dazu das Geschenk von Stefan Setzer. Der Baudezernent überreichte einen Wanderrucksack. „Das ist eigentlich widersinnig“, so Setzer, „da Sie ja gerade einen anderen Rucksack abgelegt haben.“ Das Geschenk solle Bruss begleiten auf neuen Touren. Setzer dankte dem Amtsleiter für das große Engagement und fasste es so zusammen: „Es war eine aufreibende Zeit.“

„Bescheiden, fleißig und loyal.“ So hatte Nopper seinen Amtsleiter beschrieben. Ganz so verhielt sich der Gepriesene auch bei seiner Verabschiedung. Er dankte für die schönen Worte, „die es mir leichter machen, aus meinem Berufsleben zu scheiden“. Der Fornsbacher räumte ein, dass er vor 32 Jahren, als er in Backnang seine Stelle antrat, sich nicht hätte träumen lassen, „dass ich hier einmal in den Ruhestand gehe“. Als es 2006 darum ging, die Amtsleitung zu übernehmen, „habe ich mir das reiflich überlegt und sie dann aber gerne übernommen“. Nun, 14 Jahre später, dankte er allen für die Unterstützung. In all den Jahren habe es immer mehr Aufgaben gegeben, exemplarisch listete er den Wasserverband Murrtal auf. „Auch wenn es immer wieder Probleme gab, so hat mir das alles viel Spaß gemacht.“ Speziell nach dem Hochwasser 2011 habe er den Schwerpunkt auf den innerörtlichen Hochwasserschutz gelegt. „Leider haben wir aufgrund einiger Probleme noch nicht alles erledigt.“ Auch bei der Klärschlammtrocknung lief nicht alles rund, „das wurde zu einer richtigen Belastung“, räumte Bruss ein. „Hoffentlich gibt es da bald eine Lösung.“ Er wünschte seinen Nachfolgern, dass sie bald anfangen können und immer ein glückliches Händchen für ihre Mitarbeiter haben. „Denn die Motivation der Mitarbeiter hochzuhalten, ist das A und O für eine funktionierende Verwaltung.“ Bruss griff die Wünsche der Vorredner auf und sagte, „etwas mehr Sport und Gartenarbeit wird mir schon guttun. Aber am meisten freue ich mich darauf, viel mehr Zeit mit meinen Enkeln verbringen zu können.“

Langer, sehr langer Applaus war ein Indiz, wie sehr der scheidende Amtsleiter von der gesamten Versammlung geschätzt wurde. Für die musikalische Umrahmung der Verabschiedung sorgte das Duo Miclos Vajna (Piano) und Sebastian Rathmann (Posaune). Anwesend war auch der neue Leiter des Tiefbauamts, Lars Kaltenleitner. Sein Kollege, der neue Leiter des Hochbauamts, soll laut Nopper in den nächsten Tagen bestimmt werden.

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Erstellt:
10. März 2020, 11:30 Uhr

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