Viel Trubel beim Schlossfest Ebersberg
Erstmals richtet der Bürgerverein sein traditionelles viertägiges Schlossfest vor Pfingsten aus. Überraschend groß ist der Ansturm der Besucher bereits an Himmelfahrt. Zahlreiche Besucher kommen auch am Samstag. Beim Abschluss gestern wechseln sich Regen und Sonnenschein ab.

© Tobias Sellmaier
Bereits zu Beginn des Festbetriebs am Samstagabend herrscht schon gute Stimmung im Festzelt auf dem Ebersberg. Fotos: Tobias Sellmaier
Von Florian Muhl
Auenwald. „Das war Wahnsinn, mit so vielen Leuten haben wir nicht gerechnet.“ Daniel Gabel ist noch immer „geflasht“, also begeistert von der Besucherzahl gleich am ersten Abend am Vatertag. Der 32-Jährige trägt zum ersten Mal die Verantwortung für das viertägige Fest. Er ist der Festwirt beim Bürgerverein Ebersberg (BVE). Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Weil er immer ansprechbar sein muss und ständig auch angesprochen wird – „Wo sind die Pfandmärkle?“, „Gibts noch Gläser?“, „Uns geht langsam das Bier aus...“ – schlug der junge Mann, der gebürtig aus Däfern stammt und nun in Althütte zu Hause ist, sein Feldbett gleich auf dem Festgelände auf. „Ich bin jetzt die vier Tage hier oben, fast rund um die Uhr.“
Daniel Gabel hat sein Amt vor drei Jahren von Bernhard Huber geerbt, der beim Bürgerverein viele Jahre unter anderem auch Festwirt war. „Aber dann kam Corona und zwei Jahre musste das Schlossfest ausfallen“, sagt Gabel, der sich riesig freut, dass er endlich seine Premiere feiern durfte und dann auch noch alles aus seiner Sicht so glatt lief. Erstmals überhaupt hatte er 2005 das Schlossfest besucht. „Das war das Jubiläumsfest zum 100-jährigen Bestehen des Bürgervereins.“ Gleich im darauf folgenden Jahr hatte er bei der Organisation des Festes mitgeholfen.
80 bis 90 Helferinnen und Helfer
beim viertägigen Fest auf dem Ebersberg
Warum wurde die viertägige Veranstaltung vorverlegt auf Himmelfahrt und das Wochenende? Seither hatte die Veranstaltung, die der Bürgerverein erstmals im Jahr 1962 gefeiert hat, an Pfingsten stattgefunden. „Das hat einen einfachen Grund“, erklärt Vorstandssprecher Sascha Ebinger. „Pfingsten ist mittlerweile Hauptreisezeit. Da sind die Musiker von den Musikvereinen im Urlaub. Und unsere eigenen Leute auch. Wir benötigen aber für das Schlossfest sehr, sehr viele Helfer“, so der 45-Jährige weiter.
Daniel Gabel nennt Zahlen: „Im Einsatz sind bei uns 14, 15 Leute pro Schicht. Und wir haben insgesamt sechs Schichten.“ Macht zusammen 80 bis 90 Frauen und Männer, die mit anpacken. Einige Helfer engagieren sich sogar in mehreren Schichten. Trotz der hohen Helferzahl kam der Bürgerverein angesichts der hohen Besucherzahlen bei Stoßzeiten mit bis zu 1500 Besuchern an seine Kapazitätsgrenze an der Kasse, in der Küche und am Bierausschank. Aber für die Göckele und Schnitzel von Karl Huber lohnte es sich, anzustehen. „Das sind Magnete, auch deshalb kommen die Leute zu unserem Fest“, sagt Ebinger.
Klar, dass beim Schlossfest die Musik im Vordergrund steht. Vorstandssprecher Ebinger, der für die Zusammenstellung des Programms verantwortlich zeichnet, ist glücklich, dass in diesem Jahr wieder Gruppen, Vereine und Darsteller für jeden Geschmack dabei sind, wie er sagt. Der Oberbrüdener freut sich, dass der befreundete Musikverein Oberbrüden, der bei der Premiere 1962 zum Auftakt gespielt hatte, auch diesmal wieder das Fest musikalisch eröffnet hat. Die Gruppe für den Hauptact am Samstag hatte Ebinger bereits im November gebucht. Fündig geworden ist er in Bamberg. Von dort kommt die Party-BrassBand Blechstreet Boys.
„Ursprünglich hatten wir nur eine kleine Besetzung, haben dann aber gemerkt, auf Dauer ist das zu anstrengend, dann haben wir uns ausgeweitet“, sagt Tim Reinhardt. Der 28-jährige Student hat die Blechstreet Boys vor zehn Jahren mitbegründet. Mittlerweile ist die Mitgliederzahl auf neun Personen angestiegen, „acht Männer und eine bezaubernde Dame“, sagt Reinhardt. Alle haben sich im Musikverein kennengelernt und sind mit Blasmusik groß geworden. „Wir covern zu 95 Prozent und das versuchen wir auf unsere spezielle Besetzung so umzuschreiben, dass das den Future-Brass-Sound hat“, erklärt Alexander Schön, ebenfalls 28 Jahre alt und von Anfang an mit dabei. „Wir versuchen, die Blasmusik in ein neues Zeitalter zu führen. Das heißt, dass die Blasmusik nicht nur ‚ufftata ufftata‘ ist, sondern auch wirklich cool sein kann und auch junge Menschen abholen kann“, so der Projektmanager weiter.
Marie Riedel verleiht den Blechstreet Boys erst seit viereinhalb Jahren ihre Stimme. Die 20-jährige Bambergerin studiert in Dresden Hydrowissenschaften, ist aber sehr oft in ihrer Heimatstadt im Fränkischen. Alle neun Musiker übernachteten auf dem Ebersberg und hatten dazu auf dem Rast- und Spielplatz vier Zelte aufgeschlagen.
Dass Ton und Licht im Festzelt stimmten, dafür sorgte Falk Gruber aus Althütte, Geschäftsführer der Mediapool Stuttgart GmbH. Der Veranstaltungstechniker versorgte bereits das „Sommergärtle“ auf dem Ebersberg in den vergangenen beiden Jahren mit seiner Technik. Der Bürgerverein hatte das Zelt gestellt. So haben sich Gruber und der BVE kennengelernt. Jetzt beim Schlossfest stellte Gruber kostenlos Licht und Ton und übernahm im Gegenzug den Betrieb der Bar, die sein 26-jähriger Sohn Aron leitete. Der wiederum wurde von zwei Frauen aus der Ukraine unterstützt, um die sich die Familie Gruber derzeit kümmert.
Zum krönenden Abschluss tummelten sich gestern die Trachten auf dem Festplatz. Während starker Regen niederprasselte, spielte der Musikverein Trachtenkapelle Althengstett im Zelt. Als am frühen Nachmittag die Trachtenkapelle des BVE auf die Bühne trat, war wieder blauer Himmel zu sehen und die Sonne strahlte zum Ausklang.

© Tobias Sellmaier
Acht fesche junge Männer und eine „bezaubernde Sängerin“, das sind die Blechstreet Boys.

© Tobias Sellmaier
Zum Abschluss spielte gestern die Trachtenkapelle des Bürgervereins Ebersberg.
Freundschaft „Unsere Vereine sind befreundet. Wir helfen aus, wo wir können, beim Auf-und Abbau und auch hinter der Theke“, sagt Karl Höfer vom Verein Wodabacher Gaudi. Der Metzger aus Oberweissach war vor rund 30 Jahren einer von den sieben Gründungsmitgliedern. Es ging um gute Nachbarschaft. Die ersten zwei, drei Sommerfeste waren nur für Freunde. Wegen der notwendigen Ausschankgenehmigung wurde dann ein Verein gegründet. Seit dem darf jeder zum dreitägigen Fest kommen.
BVE-Auftritt „Der Bürgerverein tritt bei uns immer montags auf“, sagt Sabrina Schmetzer aus Wattenweiler. Die 39-Jährige hat bei der Wodabacher Gaudi seit sechs Jahren den Vorstandsposten inne. Ihr Vater war auch einer von den sieben Gründungsmitgliedern. In diesem Jahr feiert die Wodabacher Gaudi ihr Sommerfest vom 23. bis 25. Juli. „Solch ein dreitägiges Fest hat einen immensen organisatorischen Aufwand, der durch unsere 35 Mitglieder zu stemmen ist“, sagt Schmetzer.