Weniger ist nicht mehr

Viele Arbeitnehmer haben 2026 netto weniger im Geldbeutel

Wie viel Sozialstaat können sich die Bundesbürger in Zukunft noch leisten? 2026 wird das soziale Netz die Arbeitnehmer in Deutschland teurer zu stehen kommen.

2026 dürfte für viele Arbeitnehmer finanziell ein eher bescheidenes Jahr werden.

© Imago/Wolfilser

2026 dürfte für viele Arbeitnehmer finanziell ein eher bescheidenes Jahr werden.

Von Markus Brauer/AFP/dpa

Arbeitnehmer in Deutschland werden einem Bericht zufolge im neuen Jahr zum Teil deutlich weniger netto an Lohn und Gehalt herausbekommen.

Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf Berechnungen des Nürnberger Softwarehauses Datev. Demnach wird von den Steuersenkungen bei den Netto-Gehältern 2026 „erst einmal wenig zu spüren sein“.

Entlastungen fallen 2026 sehr niedrig aus

In nahezu allen Steuerklassen bleibe in den Gehaltsstufen bis 5500 Euro im Jahr 2026 nur „ein wenig mehr Netto vom Brutto übrig“. Diese Entlastungen fielen sehr niedrig aus. Von den darüber liegenden Einkommen werde hingegen mehr abgezogen als im Vorjahr, erklärt der IT-Dienstleister.

Dies hat dem Bericht zufolge vor allem zwei Gründe:

  • Zum einen rechnet das Softwarehaus, das jeden Monat die Lohn- und Gehaltsabrechnungen für etwa 14,7 Millionen Arbeitnehmer erstellt, beim Netto-Netto-Vergleich 2025 zu 2026 mit höheren Beiträgen für die gesetzliche Krankenversicherung.
  • Vor allem aber müssen Gutverdiener höhere Sozialabgaben zahlen, weil die Grenzen, bis zu denen Sozialbeiträge fällig sind, wieder deutlich gestiegen sind.

So viel weniger Netto haben Sie vom Brutto

Die Fachleute von Datev haben ausgerechnet, wie viel netto weniger oder mehr übrigbleibt, wenn ein gleichbleibendes Einkommen 2025 mit 2026 verglichen wird. Berücksichtigt wurden dabei die wichtigsten Steueränderungen zum Jahreswechsel wie der steigende Grundfreibetrag, das höhere Kindergeld, der erhöhte Kinderfreibetrag sowie der steuerliche Ausgleich bei der kalten Progression.

  • Singles bis 5500 Euro: Das größte Plus verzeichnen demnach Singles mit einem Gehalt von 5500 Euro und Steuerklasse eins. Doch auch sie haben den Datev-Berechnungen zufolge im Jahr lediglich 64 Euro mehr im Geldbeutel. Singles mit diesem Gehalt profitieren am stärksten von den Steuersenkungen, ohne wegen der gestiegenen Obergrenze bei der Kranken- und Pflegeversicherung mehr Beiträge von ihrem Gehalt abknapsen zu müssen.
  • 3000 bis 5000 Euro: Auch wer 3000 bis 5000 Euro verdient, egal welche Steuerklasse, bekommt unterm Strich minimal mehr heraus.
  • Geringverdiener: Schlechter kann es laut Datev für Geringverdiener aussehen: Wegen des höheren Zusatzbeitrags für die Krankenkasse kann bei ihnen 2026 sogar weniger netto übrigbleiben.
  • Verheiratete bis 2500 brutto: So springt bei Verheirateten mit 2000 oder 2500 Euro brutto im Monat laut den Datev-Berechnungen ein kleines Minus auf dem Konto heraus. Die Steuerfachleute begründen dies so: „Da in diesem Bereich noch keine Lohnsteuer anfällt, zeigen die umgesetzten steuerlichen Entlastungen bei ihnen keine Auswirkungen.“ Daher mache sich der Zusatzbeitrag für die gesetzliche Krankenversicherung stärker bemerkbar.
  • Gutverdiener: Mehr zahlen müssen vor allem Gut- und Topverdiener: Über alle untersuchten Steuerklassen hinweg sind im Vergleich von 2025 zu 2026 zwei deutliche Stufen mit höheren Abzügen zu erkennen, und zwar bei einem Bruttoeinkommen oberhalb von 5500 Euro und von mehr als 8000 Euro. Hier schlagen die jeweils höheren Beitragsbemessungsgrenzen zu Buche.
  • Alleinerziehende: Eine Alleinerziehende mit einem Kind und monatlich 6000 Euro brutto sowie Steuerklasse zwei etwa hat wegen der gestiegenen Beitragsgrenze für die Kranken- und Pflegekasse schon 177 Euro im Jahr netto weniger.
  • Verheiratete Gutverdiener: Noch deutlicher ist demnach das Minus bei Arbeitnehmern, die zusätzlich wegen der höheren Bemessungsgrenze für die Arbeitslosen- und Rentenversicherung stärkere Abzüge verkraften müssen: Verheiratete mit einem Monatsgehalt von 9000 Euro und Steuerklasse drei müssen mit das stärkste Minus hinnehmen. Ohne Kinder haben sie im neuen Jahr 464 Euro beziehungsweise mit zwei Kindern 442 Euro weniger im Portemonnaie.

Steuerzahlerbund: Abgabenlast zu hoch

Steuerzahler führen durchschnittlich mehr als die Hälfte ihres Einkommens durch Steuern und Beiträge an öffentliche Kassen ab. Von einem Euro Einkommen bleiben nach Abzug aller Abgaben einer Berechnung des Steuerzahlerbundes zufolge im Schnitt 47 Cent.

Insgesamt sei die Steuer- und Abgabenbelastung in Deutschland im internationalen Vergleich zu hoch, moniert der Steuerzahlerbund. Europaweit sei diese bei Single-Haushalten hinter Belgien die zweithöchste, bei Mehrpersonen-Haushalten die dritthöchste.

„Wir brauchen eine sehr dringliche und tiefgreifende Diskussion über unseren Einkommenssteuertarif, insbesondere zugunsten der Mittelschicht“, sagt Steuerzahlerbund-Präsident Reiner Holznagel. Außerdem sollten die Umsatzsteuersätze auf alle lebensnotwendigen Güter des täglichen Bedarfs, also auch Strom und Heizung, auf sieben Prozent sinken.

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Erstellt:
22. Dezember 2025, 08:48 Uhr

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