Viele Kandidaten, ein Favorit
Am Sonntag werden Deutschlands Sportler des Jahres gekürt. Leo Neugebauer, Zehnkampf-Weltmeister vom VfB Stuttgart, hat beste Chancen, den Titel zu holen. Auch Darja Varfolomeev liegt gut im Rennen.
Von Jochen Klingovsky
Baden-Baden - In Tokio krönte sich Leo Neugebauer im September zum König der Leichtathleten, seither reist der Zehnkampf-Weltmeister von einer Ehrung zur nächsten. Klar, die WM-Goldmedaille ist seine wichtigste Trophäe geblieben, doch auch andere Auszeichnungen können sich durchaus sehen lassen – deren Vielfalt reicht vom Bambi über die Bürgermedaille der Stadt Leinfelden-Echterdingen und dem Titel „Sportsperson of the Year“ der Zeitschrift „Sports Illustrated“ bis zur Verdienstmedaille in Gold mit Rubin seines Vereins VfB Stuttgart. Nun könnte noch ein weiterer höchst wertvoller Preis hinzukommen: Am Sonntag werden im festlichen Kurhaus in Baden-Baden Deutschlands Sportler des Jahres gekürt – und Leo Neugebauer ist der große Favorit.
König aller Athleten? Es wäre nochmal eine Steigerung für den Zehnkämpfer, der in Baden-Baden schon einmal auf der Bühne stand: 2023 wurde er als „Newcomer des Jahres“ ausgezeichnet. Ein paar Monate später verbesserte er den deutschen Rekord auf 8961 Punkte und holte anschließend Olympia-Silber, das reichte bei der Sportlerwahl 2024 zu Rang vier.
Diesmal dürften die größten Konkurrenten von Leo Neugebauer, der extra aus den USA anreist, die Schwimmer Florian Wellbrock (viermal Gold bei der Freiwasser-WM) und Lukas Märtens (WM-Gold und Weltrekord über 400 Meter Freistil) sowie Florian Lipowitz (Dritter der Tour de France) sein. Neben dem Radprofi aus Laichingen auf der Schwäbischen Alb stand in Para-Leichtathlet Niko Kappel, dem Weltmeister im Kugelstoßen vom VfB Stuttgart, ein weiterer Sportler aus der Region auf der 15-köpfigen Vorschlagsliste, die an die rund 3000 stimmberechtigten Mitglieder des Verbandes Deutscher Sportjournalisten ging. Und auch eine der Favoritinnen kommt aus der Nähe von Stuttgart.
Darja Varfolomeev ist bei der Sportlerwahl nicht nur die Titelverteidigerin, sie hat auch diesmal wieder beste Chancen, auf dem Treppchen zu landen. Schließlich gewann die Sportgymnastin aus Fellbach-Schmiden bei der WM in Rio de Janeiro fünf (!) Goldmedaillen. Bei der Sportlerwahl-Abstimmung könnte es nun ein enges Rennen mit Franziska Preuß geben. Die Biathletin sicherte sich im März erstmals in ihrer Karriere nach einem dramatischen Duell mit der Französin Lou Jeanmonnot in der letzten Kurve den Sieg im Gesamtweltcup, zuvor hatte sie schon vier WM-Medaillen geholt, darunter Gold in der Verfolgung. Ebenfalls ganz oben standen 2025 Schwimmerin Anna Elendt (WM-Gold mit deutschem Rekord über 100 Meter Brust) und die nahezu unschlagbare Rodlerin Julia Taubitz (dreimal WM-Gold).
Auch bei den Mannschaften gibt es diesmal ein beeindruckendes schwäbisches Element: Zu den 15 Teams, die zur engeren Wahl standen, gehört der Bahnrad-Vierer der Frauen, der auch dank seiner Lokomotive Franziska Brauße (Eningen) zu WM- und EM-Silber fuhr. Die aus Göppingen stammende Torhüterin Ann-Katrin Berger hielt bei der EM so stark, dass die deutschen Fußballerinnen ins Halbfinale einzogen. Der Ludwigsburger Turner Timo Eder holte zusammen mit Karina Schönmaier bei der Heim-EM Gold im erstmals ausgetragenen Mixed-Wettbewerb, WM-Gold im Team gab es für die Sportgymnastinnen um Darja Varfolomeev und ihre Schmidener Kolleginnen Anastasia Simakova, Olivia Falk und Anna-Maria Shatokhin. Und dann ist da ja noch der oberbayerische Bobpilot Johannes Lochner, der den Gesamtweltcup gewann und seit Jahren für den BC Stuttgart-Solitude startet. Gute Aussichten auf den nächsten Titel hat allerdings niemand von ihnen.
Denn es wäre schon eine sehr große Überraschung, wenn nicht die deutschen Basketballer als Mannschaft des Jahres 2025 ausgezeichnet werden würden. Das Team um Kapitän Dennis Schröder, der zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt wurde, sicherte sich nach WM-Gold vor zwei Jahren nun auch noch den EM-Sieg – und würde, sofern es auch in Baden-Baden zum Triumph reicht, das Basketball-Triple bei der Sportlerwahl komplett machen: 2023 gewannen die Männer, 2024 nach dem Olympiasieg die 3x3-Frauen, nun womöglich erneut die Männer. Was die starken Leistung aller anderen jedoch nicht schmälern würde.
130 Athletinnen und Athleten, die bei einer EM, WM oder Olympischen Spielen Gold gewonnen haben, werden am Sonntagabend in Baden-Baden unter den 720 Gästen sein. Die Gala ist ab 20 Uhr live im ZDF-Stream zu sehen, ab 22.15 Uhr wird die Aufzeichnung der Ehrung dann im ZDF gezeigt. Vielleicht ja mit einem VfB-Leichtathleten in der Hauptrolle.
