Viele Spitzmäuse im Land gefährdet

dpa/lsw Stuttgart. Sie sehen aus wie Mäuse, sind aber mit Igeln und Maulwürfen verwandt: Spitzmäuse sind - ebenso wie viele andere kleine Säugetierarten - wichtig für das Ökosystem. Einige Arten im Land sind jedoch gefährdet.

Eine Spitzmaus sitzt auf einem Blatt am Feldrand unter einem Baum. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Archivbild

Eine Spitzmaus sitzt auf einem Blatt am Feldrand unter einem Baum. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Archivbild

Viele kleine Säugetierarten - vor allem Spitzmäuse - sind nach Auskunft eines Experten im Südwesten bedroht. 40 Prozent stehen in Baden-Württemberg auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Obwohl die Liste zuletzt 2001 aktualisiert wurde, habe sich die Lage seitdem nicht wirklich verändert, sagte der Karlsruher Landschaftsökologe Harald Brünner. Unter diese Zahlen fielen nicht nur Nagetiere wie Hausmäuse oder Feldmäuse, sondern beispielsweise auch die Insekten fressenden Spitzmäuse, die zwar wie Mäuse aussehen, aber mit Igeln und Maulwürfen verwandt seien. Um sie steht es besonders schlecht: Sieben der neun hier vorkommenden Spitzmausarten stehen auf der Roten Liste.

„Mäuse sind hoffnungslos unterschätzt“, sagt Brünner. Sie führten ein Schattendasein, würden als klein und eklig gelten. Doch Mäuse und Spitzmäuse seien für das Ökosystem wichtig. „Unser Ökosystem wird stabiler, je mehr Arten es gibt“, sagt der Kleinsäuger-Experte und ehrenamtliche Mitarbeiter des Naturkundemuseums Karlsruhe. Die bodenlebenden Kleinsäuger düngten unter anderem mit ihren Ausscheidungen die Böden. Und die Gänge, die sie unter der Erde graben, lockerten die Erde auf und dienten als Unterschlupf für Kröten, Schlangen, Bienen oder Hummeln. Außerdem seien die Tiere Nahrungsgrundlage für andere Tierarten wie Wiesel, Marder, Dachse, Füchse, Wölfe, Greifvögel oder Eulen.

In Baden-Württemberg lebten neun Insekten fressende Spitzmausarten und 14 mäuseartige Nagetiere, die sich hauptsächlich von Pflanzen ernährten, sagt Brünner. Vom Aussterben bedroht sei die Gartenspitzmaus. Sumpfspitzmaus und Alpenspitzmaus seien stark gefährdet. Bei den Nagetieren hätten vor allem die Kleinwühlmaus, die Zwergmaus und die Hausratte zu kämpfen. Letztere werde oft mit der Wanderratte verwechselt, deren Population nicht gefährdet ist und die oft als Plage angesehen wird.

Dass vor allem viele Spitzmausarten bedroht sind, liege unter anderem am Insektensterben, mit dem die Nahrungsgrundlage der Tiere schwinde, sagt Brünner. Hinzu komme die Zerstückelung und der Verbrauch der natürlichen Landschaften. Lebensraum im Wald und auf Wiesen, an Flüssen und Bächen werde durch menschliche Einflüsse zerstört. Durch die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft würden sich die Lebensräume grundlegend verändern, einige Arten könnten sie nicht mehr besiedeln.

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Erstellt:
19. November 2019, 15:10 Uhr

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